Bands:

Knorkator
Location: KFZ Marburg

Datum:

08.04.2008
Tour: "Anplakt" Tour 2008

Knorkator unplugged (bzw. "anplakt", wie es das Plakat im für die Band typischen Legastheniker-Schreibstil ankündigte)? Da war ich sicher nicht der Einzige, der skeptisch war, ob die Berliner Chaoten die richtige Band für einen solchen Konzeptabend sind.

Eines vorweg: So ganz passend war das Motto des Konzerts auch nicht gewählt, denn neben dem ja schon zu erwartenden Keyboard wurden auch  E-Bass und E-Gitarre, letztere bei einigen Songs durchaus auch mit (allerdings im Vergleich zum "normalen" Knorkator-Sound zurückhaltender) Distortion, zum Einsatz gebracht. Aber Knorkator wären ja nicht sie selbst, wenn sie alles genau so machen würden, wie man es erwartet. Außerdem hat die Band in anderer Hinsicht ihr Ding an diesem Abend mit beeindruckender Konsequenz durchgezogen: Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass man im Rahmen des selbst gesetzten Themas vor Allem die ruhigeren Stücke wie "Hardcore" oder "Wie weit ist es bis zum Horizont?" ins Repertoire nimmt. Darauf, dass es anders kommen sollte, deutete schon "Es kotzt mich an" als Opener hin. Das Lied war für mich erst am Text wieder zu erkennen, so sehr haben es die Verrückten umarrangiert. Und in ähnlicher Weise wurde mit weiteren Klassikern der knorkator'schen Musikhistorie verfahren: "Alles Ist Scheiße", "Schmutzfink",  "Der ultimative Mann" und viele weitere Songs wurden in ein neues Gewand gepackt, indem sie mit reduziertem Arrangement, gemäßigter Lautstärke (was nicht als "zu leise" misszuverstehen ist!) und oft Swing-lastigem Beat präsentiert wurden. Die Krone setzte dem Ganzen meines Dafürhaltens eine Tango-Version von "Böse" auf. Diese neuen Fassungen der Lieder wurden von der Band auch entsprechend relaxed präsentiert: Alle Bandmitglieder außer Stumpen, der auch als Einziger den schrägen Kleidungsstil der Shows mit bekanntem Konzept zumindest ansatzweise übernommen hatte, verbrachten den größten Teil der Show im Sitzen. Dafür schien sich Buzz Dee zu freuen, dass er mal mehr auf der Gitarre zeigen durfte, als das Geschrammel bei den üblichen Konzerten, und übernahm damit den Lead in einer angenehm locker aufspielenden Instrumentalfraktion. Lediglich Keyboarder und Hauptkomponist Alf Ator, dessen Parts bei den "normalen" Auftritten vom Band kommen, hatte sichtlich mit seiner neuen Rolle als "richtiger" Musiker zu kämpfen. Dafür verdiente er sich Extra-Applaus, indem er auf einem Overhead-Projektor einige von ihm angefertigte Zeichnungen präsentierte, die platte (aber gerade deshalb zum Teil ziemlich lustige) Wortwitze illustrierten. Diese Einlage sowie Stumpens wie immer vorbildliche Interaktion mit dem Publikum sorgten dafür, dass der Abend auch in Punkto (eigenwilligem) Humor als Erfolg zu verbuchen ist.

Alles in allem war das Konzert eine interessante Erfahrung, die sich sowohl offene Knorkator-Fans  als auch solche Personen, die bisher schon etwas mit dem Humor, aber nicht der Musik der Band anfangen konnten, nicht entgehen lassen sollten. Stimmung und Mitgröhlfaktor waren aber natürlich nicht mit denen eines normalen Knorkator-Konzerts vergleichbar.

Florian Gothe - www.sounds2move.de

 

- Zurück zur Übersicht -