Bands:

Battlelore + Face Down Hero

Location:

KfZ Marburg

Datum:

09.05.2007
Tour:

"Evernight European Tour" 2007

 

Marburg. Die alternative und geschichtsträchtige Studentenstadt im schönsten aller Bundesländer, in Hessen. Der Feierabendverkehr windet sich durch die von historischen Fachwerkhäusern flankierte Innenstadt. Plötzlich geht im ohnehin schon recht dichten Verkehr gar nichts mehr. Studentendemonstration. Gegen Studiengebühren, den G8 Gipfel und sonstige Missstände in der Welt. Und wo lässt es sich schöner demonstrieren als auf einer viel befahrenen Kreuzung? Überraschenderweise bleiben die betroffenen Fahrzeugführer überraschend gelassen und hören sich allerlei weltverbessernde Sprechchöre und Parolen geduldig an. Ein paar Passanten beobachten das Geschehen aus einiger Entfernung, ein sarkastischer Zeitgenosse möchte vielleicht rufen „Solltet ihr nicht zu Hause über euren Büchern sitzen oder eine Lesung besuchen?“. Doch Marburg bleibt gelassen, bis der Mob schließlich weiter zieht und alle so zu tun scheinen, als wäre nichts gewesen. Ob es trotzdem die beste Werbung für die eigene Sache ist, wenn man Normalbürger nach einem harten Arbeitstag auf dem Heimweg aufhält, sei an dieser Stelle dahingestellt.

Apropos Werbung: Die Werbung für die am gleichen Abend stattfindende Show der finnischen Fantasy Metaller Battlelore im örtlichen „KfZ“ scheint da schon deutlich mehr gefruchtet zu haben. Zwar war der Saal zum Kick-off des Supports Face Down Hero nur zu einem Viertel gefüllt, dafür zeigte sich das Publikum wohlwollend und nickte bedächtig im Takt des Thrash Metal der vier Herren mit, die offensichtlich eine Liebe zu Bands wie Metallica und Machine Head pflegen. Sogar ein einsamer Haar-Rotor zog vor der Bühne bereits seine Kreise. Zum Einmarsch des Headliners war das KfZ dann vom vorderen Bühnenrand bis in die hinteren Reihen gefüllt und das Auditorium begrüßte die Band laut und herzlich. Diesen warmen Empfang zahlte die Band mit allerlei Hits zurück, die von Musikern und Fans mit ausgelassenen Mosh-Attacken begleitet wurden. Bereits nach kurzer Zeit bildete sich dann nach und nach ein kleiner, etwa 50 cm breiter Korridor zwischen Bühne und Publikum. Der Grund: Das schwere eiserne Langschwert von Sänger Tomi Mykkänen, mit dem er sich in wilde Kampfposen warf. Diese scharfe Hiebwaffe in Verbindung mit dem offensichtlichen Sprit-Level des Musikers schien auch dem treusten Fan Grund genug für einen gewissen Sicherheitsabstand. Der Stimmung im Saal tat dies glücklicherweise keinen Abbruch, woran sicher auch die zierliche Sängerin Kaisa Jouhki ihren Anteil hatte, die nicht nur stimmlich auf der Höhe war, sondern auch den einen oder anderen lockeren Spruch auf den schmalen Lippen hatte, der in finnisch-kehligem englisch und gebrochenem deutsch seinen Weg ins Ohr der Zuhörer fand. In selbigem tummelten sich natürlich auch viele Stücke jüngeren und älteren Datums, darunter Stimmungswunder wie „Baccaneers Inn“ vom „Sword’s Song“ Album oder „Journey to undying Lands“ vom Debüt „Where the Shadows lie“. Auch „Storm of the Blades“ und natürlich nicht zuletzt die vielen Perlen vom bärenstarken aktuellen Album „Evernight“ sorgten für gute Stimmung. So wurde etwa „Longing Horizont“, das Kaisa den Lieben in der fernen Heimat widmete, in der Mitte des Sets mit seinen rhythmischen Trommeln als willkommene Verschnaufpause mit offenen Armen empfangen. Als nach etwa einer Stunde „Sons of Riddermark“ unter lautem Gegröhl das reguläre Set beendete, war die Zeit geradezu im Flug vergangen, was für die Darbietung der Band spricht, die vor 2 Jahren als Support von Atrocity noch recht hölzern und zurückhaltend wirkte. Die Besetzungswechsel seit damals scheinen auch die Chemie innerhalb der Truppe positiv beeinflusst zu haben, denn in Marburg erlebte man Battlelore als eingespielte und kompakte Einheit. Fragwürdig schien da nur die Entscheidung sich für „Pallando“ als letzte Zugabe zu entscheiden. Hier wäre ein etwas betagterer Gassenhauer oder einer der  vormaligen Samplerbeiträge vermutlich die besser Wahl gewesen. Doch wer will schon so kleinlich die Kür beäugen, wenn die Pflicht doch mit derartiger Bravour gemeistert wurde?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Battlelore:

Intro (The Tale of the Downfall)
Fangorn
Into the New World
House of Heroes
Storm of the Blades
Journey to undying Lands
We are the Legions
Longing Horizont
Ghan of the Woods
Buccaneer´s Inn
Beneath the Waves
The War of Wrath
Summon the Wolves
Oceans Elysium
Sons of Riddermark
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The Mark of the Bear
Pallando - Forgotten Wizards I

 

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