Bands:

Amorphis + Swallow the Sun, Insomnium

Location:

Tivoli de Helling Utrecht (NL)

Datum:

23.11.2007
Tour: Silver Swan European Tour 2007

 

Manchmal meint es der Metal-Gott wirklich gut mit seinen Gläubigern. So haben sich nicht nur die finnischen Folk-Metal Pioniere Amorphis zur ausgedehnten Europatour aufgemacht, sondern sogleich auch noch zwei äußerst schmackhafte Kombos zur Unterstützung mitgenommen, nämlich die Doom-Durchstarter Swallow the Sun und die Melodic Deather Insomnium. Dafür kann man dann auch schon mal den Weg ins benachbarte Holland auf sich nehmen und auch sonstigen Gefahren und Widrigkeiten ins Gesicht lachen. Somit stand dieser Tag im Nachhinein betrachtet unter dem viel sagenden Motto: „Parken in Utrechts wohl teuerstem Parkhaus: 22 Euro. Zielstrebig das teuerste (und einzige) Restaurant mit den kleinsten Portionen weit und breit ausfindig machen: 31 Euro. Eine Flasche Mineralwasser an der nächtlichen Hotelbar erstehen: 6 Euro. Ein Konzertabend, der alles in Grund und Boden regelt: Unbezahlbar.

Doch machen wir einen Sprung zurück in der Zeit. Als um 20:00 der Club „de Helling“, der kleine Bruder des etwas großzügiger dimensionierten Tivoli Oudegracht, seine Pforten öffnet, steht sich schon eine solide Hundertschaft die Beine in den Bauch und wartet auf Einlass. Schon seit Tagen ist der Club ausverkauft, dieses Paket wollen sich die Anhänger aus nah und fern offensichtlich nicht nehmen lassen. Somit sind die Mattenschüttler sofort auf Betriebstemperatur, als INSOMNIUM - die erste von drei finnischen Bands an diesem Tag – losfegen. Massiver Rotoreinsatz, zackige Riffs und angenehmes Tempo werden von dem Quartett vorgelegt, das endlich einmal die Chance dazu hat ihr erstklassiges aktuelles Album „Above the weeping World“ im größeren Rahmen einem europäischen Publikum vorzustellen. Das vor allem in den vorderen Reihen überraschend junge Bangervolk quittiert viel Engagement, erstklassige Songs und den guten Sound mit lautstarken Sympathiebekundungen. Auch SWALLOW THE SUN erfreuen sich dieser Tage einer steigenden Anzahl an Fans, was nicht zuletzt einige Shirts von Doom-Größen wie My Dying Bride im Publikum beweisen. Mit „Hope“, dem Titeltrack des neuen Albums, konnten sogleich die ersten euphorischen Reaktionen hervorgerufen werden, die auch alle anderen Kompositionen des knapp 45-minütigen Sets begleiten sollten. Besonderer Höhepunkt des Sets war sicher „Don’t fall asleep“, das auf Platte zudem die unverwechselbare Stimme von Jonas Renkse (Katatonia) beinhaltet. Nach dem abschließenden „Swallow“ verabschiedete sich die auf der Bühne eher introvertierte Band, die man neben der Bühne eher als offene Witzbolde wahrnehmen kann, die immer einen lockeren Spruch auf den Lippen haben. Auch wenn die Musik der Finnen vor allem im heimischen Player seinen vollen Charme entfalten kann, hat die Truppe dennoch an Bühnenpräsenz zugelegt. Gute Leistung!

Nach abermals angenehm kurzer Umbauzeit sollte noch eine Band folgen, die das alles lässig in den Schatten stellte. AMORPHIS legten sogleich mit dem übermenschlichen Doppelpack „1 of crimson Blood“ und „Leaves Scar“ (Killer!) los, die sofort zeigten, dass Tomi Joutsen der unumstrittene Herr im Haus ist. Denn der Sänger mit den enormen Dreadlocks ist nicht nur neben der Bühne ein freundlicher und zuvorkommender Mensch, sondern auch ein Metal-Entertainer wie er im Buche steht. Mit einer fehlerlosen Gesangsleistung, einer enorm kraftvollen Performance und seinem zum Markenzeichen gewordenen Rockabilly-Gedächtnis-Mikrofon diktierte der Finne seine Anhänger nach Belieben. Angesichts eines derartig die Aufmerksamkeit auf sich ziehenden Frontmannes kann sich Bandboss Esa Holopainen guten Gewissens im Hintergrund halten. Ein Umstand, der dem 35-jährigen Familienvater anscheinend nicht ungelegen kommt. Neben allerlei jungem und durchschlagskräftigem Liedgut wie etwa „Her Alone“, „The Smoke“ oder dem erstklassigen „House of Sleep“, bedienen Amorphis seit der Ära-Joutsen auch wieder ihre Old-School-Fans mit Material vom frühen Meilenstein „Tales from the Thousand Lakes“, an diesem Tag in Form von „Black Winter Day“ und „The Castaway“, und sogar „Sign from the North Side“ vom Debüt „The  Karelian Istmus“ schaffte an diesem Abend den Sprung in die Setlist. Dass angesichts einer solchen Hitdichte der Pit rotiert, versteht sich von selbst. Viel besser kann ein Freitagabend eigentlich nicht verbracht werden. Oder möchte jemand das Gegenteil behaupten?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Amorphis:

1 of Crimson Blood
Leaves Scar
Servant
Alone
On Rich and Poor
Drowned Maiden
Her Alone
Silent Waters
Against Windows
Sign from the North Side
The Smoke
My Kantele
The Castaway
---
Towards and Against
House of Sleep
Black Winter Day

 

 

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