Bands: |
Bishi + Patrick Wolf |
Location: | Gebäude 9, Köln |
Datum: |
21.04.2007 |
Tour: | Wind in the Wires Tour |
Überraschend steht doch so etwas wie eine Vorband auf der Bühne des proppenvollen Gebäude 9. Sängerin Bishi aus London frönt ihrem bengalischen Familien-Background mit dem Spiel eines Instruments, das man eher selten zu Gesicht bekommt, der Zitter. So rar wie das Instrument sind auch Musik so wie körperliche Präsenz: In einem neobarocken Kleid, das einem Knallbonbon nicht unähnlich ist, mit türmchenartigen Gebilden auf den Schultern und Marge-Simpson-Gedächtnis-Perlenkette präsentiert die klassisch ausgebildete Pianistin orientalische Folklore durchsetzt mit Klängen aus der Drum-Machine. Ein Teil des Publikums tanzt (respektive schunkelt) ausgelassen, einige schauen entsetzt drein und wieder andere pusten lieber Seifenblasen oder werfen goldenen Glitter ins Publikum. Kurze Pause. Patrick Wolf kommt ausgelassen und zunächst ganz in ungewohnt-schwarz auf die Bühne. Am Keyboard wird zu den ersten Tönen des Intros angesetzt. Bereits bei "Overture" fallen sein gelbes Tuch und der Gürtel. Die Glitzermädchen der ersten Reihen grabschen danach. Nach und nach fällt immer mehr Kleidung. Der schwarze Overall wird, während noch zu "Get Lost" getanzt wird, durch eine Blusen-Westen-Kombination mitsamt kurzen Hosen und einer gold-schimmernden Leggins darunter, ersetzt. Meine Herren. Da soll noch einer Ohren für die Musik haben, wenn die Augen so abgelenkt sind. Mit weniger Klamotten, steigt die Begeisterung des Publikums kontinuierlich an. "You're so hot... you make me sweat in funny places", sagt ein strahlender Patrick. Wie um die lange Zeit, die er nicht mehr in Deutschland war zu entschuldigen, gibt es ein rasantes "The Libertine", gefolgt vom atemberaubenden "Tristan". Patrick wälzt sich auf dem Boden und stöhnt. Schweißgebadet rappelt er sich zu "Accident & Emergency" wieder auf, um uns und sich kurz darauf mit "The Stars" nach einer guten Stunde endlich eine Verschnaufpause zu gönnen. Irgendwo dazwischen versteckt sich auch ein total-entfremdetes "Sexyback" von Justin Timberlake. Der, der es erkennt, lächelt. Wie passend. Nur
noch mit Weste bekleidet, kommt Mr. Wolf zurück, um das Publikum mit "The
Magic Position" zu einem zunächst letzten Tanz zu animieren. Danach:
Schluss. Oder nein, doch nicht. Weder Patrick, seine Band, noch das elektrisierte
Publikum hatten Lust den Abend so enden zu lassen. Patrick muss noch mal raus.
Zusammen mit Bishi wird "Magpie" im Duett zum Besten gegeben, gefolgt
vom – diesmal wirklich – letzten Lied, einer bezaubernden Coverversion von "Feels
Like I'm In Love" von Kelly Marie. Ein "Love-Song", der eigentlich
von Elvis Presley aufgenommen werden sollte, erscheint Patrick als würdiger
Abschluss. Zwei
Tage später weiß man diese scheißtreibenden, intensiven Minuten
um ein vielfaches mehr zu schätzen. Es wird eines der letzten Male gewesen
sein, dass dieser Ausnahmekünstler auf einer Bühne stand. Patrick
Wolf hat beschlossen nie wieder live aufzutreten. Was bleibt, ist die Musik. Katrin Reichwein - sounds2move.de / 29.04.2007
|