Man kann über Clawfinger sagen was man möchte, gar behaupten, dass die Band in Sachen Albumverkäufen ihren Zenit hinter sich hat.
Aber man sollte nicht jener Blasphemie verfallen und meinen, dass Clawfinger eine mäßige oder gar schlechte Live-Band sind. Denn
das sind Clawfinger ohne den geringsten Zweifel nicht, was die sympathische Band
bei ihrem Gig in Zürich eindrucksvoll unter
Beweis stellte.
Die erste Band des Abends hörte auch den Namen- oder sollte man besser sagen auf die Abkürzung
- P.M.T. Und die P.M.T Jungs, die übrigens vor kurzem auch im
Vorprogramm von Marilyn Manson gespielt haben, legten sich von Anfang
beträchtlich in Zeugs, sparten zu keiner Sekunde mit dementsprechenden
Posen und Bühnenaction. Musikalisch gesehen wurde dabei schnörkelloser
Industrial-Rock zelebriert, der vor allem bei den jüngeren Zuschauern
sehr gut ankam, während sich die älteren Semester in Sachen Begeisterung
eher bedeckt hielten. Trotzdem sorgten sowohl die eigenen Songs, wie
auch die Coverversion von Blur's "Song 2" für eine durchwegs gelungene und vor allem
auch bewegungsfreudige Stimmung in der Halle.
Sprachen P.M.T mit ihrem Sound eher die jüngeren Fans an, so verhielt es sich mit der Musik von Cloon genau gegenteilig.
Sprich der von der belgischen Formation zelebrierte Rock / Experimental Mix entsprach eher dem Gusto der älteren Generation,
während sich die jüngeren Konzertbesucher lieber der ausgiebigen Biervernichtung widmeten. Dabei war vor allem die Show von Frontmann
Tom Claus, der selten länger als ein paar Sekunden auf der Stelle stehen blieb, mehr als nur einen flüchtigen Blick wert, da er nicht nur mit
einer gelungenen Sangesleistung, sondern auch mit seinem extravaganten Gebaren zu punkten vermochte. Somit lieferten auch Cloon
eine sehr gute und vor allem unterhaltsame Show ab, auch wenn die Musik ganz offensichtlich nicht jedermanns Geschmack war.
Zum großen Finale betrat dann jene Band die Bühne, die an diesem Abend jung und alt einte und bei der alle, aber wirklich alle
anwesenden Fans dem kollektiven Wahnsinn anheim fielen. Setzten Clawfinger doch zu einem wahren Triumphzug an, bei
dem ein Highlight dem nächsten folgte, nur um von einem weiteren und noch einem weiteren Highlight übertrumpft zu werden. Die
Stimmung war gigantisch, das Volkshaus Zürich verwandelte sich in einen riesigen Moshpit, dem man sich nur schwerlich entziehen
konnte, genau wie auch von dem mitreißenden Groove, der von der Bühne herab ins Publikum geschmettert wurde. Frontmann Zack Tell,
der übrigens von den euphorischen Zuschauerreaktionen sichtlich überrascht war, präsentierte sich in einer blendender Form, was sich
nicht nur in einem extrem vitalen Bühnenshow äußerte, sondern auch darin, dass er unentwegt mit den Zuschauern seine Späße trieb.
Aber auch die Instrumentalfraktion legte sich vollkommen ins Zeugs und bewies damit eindrücklich, dass jeder einzelne von ihnen
ein wahres "Natural Born Bühnenschwein" ist. Die Songauswahl, die sowohl aus brandneuen Krachern ("The Price we Pay", "Life will Kill you",
"The Cure & the Prison", "None the Wiser", "Prisoners", "Final Stand"), älteren Stücken ("Hate yourself with Style", "Truth", "Zeros &
Heroes", "Faggot in You") und anerkannten Klassikern ("Nothing going on", "Do What I Say", "The Biggest and the Best" und natürlich "Nigger")
bestand, tat hierbei ihr übriges und wurden von den Fans dementsprechend frenetisch abgefeiert. Dies alles hatte zur Folge, dass
Clawfinger nach dem Ablauf der regulären Spielzeit nicht nur eine, auch keine zwei, sondern ganze drei Zugaben nachreichen mussten,
um das Publikum und ihre Lust nach mehr Clawfinger-Songs zu befriedigen. Weltklasse!
Nando Rohner - www.sounds2move.de |