Bands:

Dream Theater + Riverside
Location: Museumsplatz Bonn

Datum:

16.06.2007
Tour: Chaos in Motion Worldtour 2007

 

Für ihre diesjährigen Open Air Shows auf deutschem Boden haben sich die Prog Könige Dream Theater nicht lumpen lassen. Mit der Zitadelle Spandau in Berlin und dem Museumsplatz Bonn haben die US-Amerikaner nicht nur die aktuelle und die ehemalige Bundeshauptstadt beehrt, sondern zugleich auch 2 außergewöhnliche Veranstaltungsorte ausgewählt. Da es zudem die einzigen Freilufttermine sein werden, die James LaBrie und Co. dieses Jahr in Good Old Germany wahrnehmen, konnten sie sich über mangelndes Interesse seitens ihrer Fans natürlich nicht beklagen, die schon gegen 17:00 Uhr in einer mehrere Hundert Meter langen Schlange geduldig auf den Einlass warteten. Erwähnt sie allerdings auch, dass die polnischen Prog-Hoffnungsträger Riverside den Abend bereits um 18:00 Uhr eröffneten, um ein frühzeitiges Konzertende gegen 21:15 zu gewährleisten (Stichwort Lärmschutzbestimmungen).

Im architektonisch ansprechenden Ambiente und mit Olympiapark München Gedächtnisüberdachung eröffneten Riverside gewohnt introvertiert ihre Show. Wer die Band kennt, der weiß, dass Mariusz Duda ein hervorragender und charismatischer Frontmann, aber nicht unbedingt eine Rampensau ist. Daher blieben ausladende Ansagen oder großes Stage-Acting erwartungsgemäß über weite Strecken außen vor. Riverside lassen lieber die Musik für sich sprechen und genau da liegt auch die Stärke des Quartetts. Auch wenn sich während der bisweilen ausladenden Kompositionen im Publikum bis auf wenige Mitklatsch-Parts nicht viel bewegte, sprach zumindest der laute Beifall zwischen den Stücken der leider nur 40-minütigen Show eine positive Sprache. Die angereisten Fans wurden zusätzlich mit „Lucid Dream IV“ für ihr Erscheinen belohnt, einem bisher unveröffentlichten Instrumentaltrack, der im Zuge der Arbeiten zum neuen Album „Rapid Eye Movement“ entstand, nun allerdings nur auf der ausschließlich in Polen und bei Konzerten erhältlichen „O2 Panic Room“ Single zu finden ist. Ein paar Minuten mehr von dieser großartigen Band hätten es für meinen Geschmack gern sein dürfen, wenn man bedenkt, dass eine Headlinershow regelmäßig locker die 2 Stunden Grenze sprengt.

Das schaffen natürlich auch Dream Theater lässig, die sich nach Jahren voller Marathonshows jenseits der 180 Minuten nun im Interesse der eigenen Gesundheit auf „nur“ 120 Minuten beschränken. Diese werden dafür mit Hits gespickt, so auch in Bonn. Bekanntermaßen bieten Portnoy, Petrucci, LaBrie, Rudess und Myung an jedem Konzertabend eine besondere Setlist und als Stimmwunder James LaBrie vollmundig verkündete, dass Bonn an diesem Abend anlässlich des 15. Jahrestages von „Images and Words“ in den Genuss des kompletten Klassikers kommen würde, fielen die Reaktionen erwartungsgemäß euphorisch aus. Die Fans wissen natürlich sofort, dass besagtes Album mit dem wahrscheinlich bekanntesten Song der Band beginnt, nämlich mit „Pull me under“. Diesen Song so früh im Set zu hören zu bekommen war zwar überraschend, was dem Stimmungspegel aber nicht mal ansatzweise einen Abbruch tat – im Gegenteil. Hatte man gedacht, dass schon „Strange Deja Vu“ oder der „Systematic Chaos“ Doppelschlag „Constant Motion“ / „Forsaken“ (Mitsingalarm!) den Museumsplatz in ein Tollhaus verwandelt hatte, so wurde man jetzt eines Besseren belehrt. Im Anschluss hatte das Traumtheater natürlich endgültig leichtes Spiel, sodass Drummer Mike Portnoy, wenn er sich hinter seinem rekordverdächtigen Drumset erhob und mit dem Drumstick das Publikum wie ein Dirigent instruierte, vom Mitklatschen bis zum romantischen Feuerzeugschein („The Spirit carries on“) alles bekam. Womit wir bei einem großen Pluspunkt der Band angelangt wären, nämlich dem Faktum, dass nicht nur wie gewöhnlich der Sänger der Band im Scheinwerferlicht steht, sondern auch Gitarrist John Petrucci und Schlagzeuger Mike Portnoy regelrechte Kultfiguren für die Anhängerschaft darstellen. Bei drei derartig abgebrühten Hunden können sich die beiden eher unauffälligen Herren Myung und Rudess entspannt im Hintergrund halten, ohne dass der Showaspekt leidet. Apropos: Die großen Showelemente hatten Dream Theater an diesem Abend zumindest optisch nicht zu bieten. Backdrop? Fehlanzeige. Videowand? Wer soll das denn bezahlen? Dafür gab es eine bestens aufgelegte Band, stimmungsvolles Licht und vor allem einen fast schon erschreckend glasklaren und differenzierten Sound, der jede noch so kleine Nuance im Spiel der Ausnahmekönner 1:1 an die extrem breit gefächerte Zuhörerschaft (geschätzte Altersspanne 15 – 50) weitergab. Unbeeindruckt davon zeigte sich auch James LaBrie in bestechender Form, traf der bärtige, etwas grimmig dreinblickende Sänger doch jeden noch so schwer zu erreichenden Ton mit Leichtigkeit. Nachdem mit „Learning to live“ der „Images and Words“ Block zugleich auch das reguläre Set beendete, servierten die New Yorker ihren lauthals nach mehr verlangenden Fans natürlich wenig später noch einen Nachtisch. „The Spirit carries on“ und der „Train of Thought“ Opener „As I am“ zeigten noch einmal die Bandbreite der Band auf und verabschiedeten die zufriedenen, aus ganz Deutschland und sogar dem umliegenden Ausland angereisten Zuschauer mit den letzten Sonnenstrahlen über Bonn in den noch jungen Samstagabend. Das nächste Familientreffen ist bereits für den Herbst anberaumt, dann mit Besuch von Russell Allen und Symphony X.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Dream Theater:

Overture 1928
Strange Deja-Vu
Panik Attack
Constant Motion
Forsaken
Pull me under
Another day
Take the time
Surrounded
Metropolis, pt. 1
Under a Glass Moon
Wait for sleep
Learning to live
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The Spirit carries on
As I am

 

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