Bands:

Within Temptation + Delain, The 69 Eyes

Location: Congresszentrum B Stuttgart

Datum:

09.10.2007
Tour: „The Heart of Everything“ Tour 2007

 

Stuttgart, Landeshauptstadt. Reich an Kraftfahrzeugschmieden, fähigen Fußballballspielern, Gaststätten mit schmackhafter, regionaler Küche und... Messegeländen. Denn dem auswärtigen Konzertbesucher macht es die Schwabenmetropole nicht einfach, vor allem wenn der Headliner des Tages auf seiner Website gerade die falsche Messe verlinkt. So kann es dann passieren, dass der geneigte Musikfreund in Flughafennähe aus dem Auto steigt und sich umgeben von Schlipsträgern auf einer Messe für Halbleiter wieder findet. Von langhaarigen Mattenschüttlern ist allerdings weit und breit nichts zu sehen. Die nette Tante am Infoschalter in einer der Messehallen klärt auf: Stuttgart hat nicht eine, sondern zwei Messen. Die „alte“ Messe befindet sich mitten in der Stadt, also weit weg vom Flughafen. Na schönen Dank auch.

60 Minuten schwäbischen Blindflug später haben es dann auch die überforderten Auswärtigen geschafft und finden das Congresszentrum doch noch. Einige Fans warten bereist seit dem Nachmittag auf den Einlass, die vordere Reihe wird teilweise im Spurt erobert. Somit ist die Halle bereits zu Hälfte gefüllt, als die niederländischen Newcomer DELAIN um 20:00 Uhr auf die Bretter gehen. Der ehemalige Within Temptation Keyboarder Martijn Westerhold und seine Band finden auf dieser Tour genau das richtige Publikum für ihre orchestral-angehauchten, eingängigen und zugleich packenden Metalklänge vor, so dass sich die Halle im Laufe der etwas zu knapp bemessenen halben Stunde zusehens füllt und auch das Feedback von Stück zu Stück lauter wird, wenn gleich die Gänsehautnummer „See me in Shadow“ und das rockige „The Gathering“ an diesem Tag den besten Eindruck hinterlassen. Dabei blieb der Rumpf der Setlist im vergleich zu den vorherigen Shows weitestgehend unverändert, wobei diesmal „Pristine“ das Set abschloss. Mit lautem Beifall wurden Delain anschließend verabschiedet, die sich kurze Zeit später immer noch mit breitem Grinsen ans Einladen ihres Equipment machten. Nicht ganz so euphorisch wurden nachfolgende THE 69 EYES aufgenommen, selbst wenn die Goth Rocker erneut einige eigene Fans in die Halle locken konnten. Die Veranstalter dieser Tour hatten also alles richtig gemacht, denn trotz gutem Zulauf ist es eher unwahrscheinlich, dass Within Temptation nach der Tourverschiebung im Frühjahr die großen Halle allein gefüllt hätten. Stimmungsmäßig ging leider weniger als erwartet, wobei sich selbst die herausgeputzte Weiblichkeit in der ersten Reihe mehr aufs Schmachten, denn aufs Kreischen und Klatschen konzentrierte. Zumindest beim Opener „Devils“, dem bekannten „Perfect Skin“ und dem obligatorischen Rausschmeißer „Lost Boys“ ging einiges, doch unterm Strich ging der Support-Wettstreit diesmal an Delain, die in Berlin noch sehr verhalten aufgenommen wurden.

Was folgte war die erste Abwanderungswelle. Doch mit so etwas muss man rechnen, wenn man in Kauf nimmt, dass einige Anhänger hauptsächlich für die 69 Eyes gekommen waren. Trotzdem wurde es laut in der wenig charmanten Halle mit Turnhallenflair, als Sharon den Adel und ihre Jungs einmal mehr mit „Our Solemn Hour“, „The Howling“ und „Jillian (I´d give my Heart)“ ihren 100-minütigen Gig eröffneten. Alles beim alten also? Auf den ersten Blick könnte man sagen ja. Denn bezüglich Songauswahl und Stageacting gab es wenig Überraschendes. Auch der Versuch der charismatischen Sharon mit deutschsprachigen Ansagen zu punkten wirkte etwas hölzern – noch einmal Nachhilfe nehmen bitte. Dem Großteil des Publikums war dies offensichtlich egal, denn die Niederländer präsentierten nicht nur alle bisherigen Singleveröffentlichungen, sondern auch die in Kürze folgende Auskopplung „All I need“, sowie einige weitere Hits wie „Forsaken“ und „Deceiver of Fools“. Doch halt – vor dem erwarteten Gute-Nacht-Gassenhauer „Ice Queen“ brauchte Gitarrist Robert Westerhold sein Mikro doch völlig unerwartet nicht nur für seine knappen und freundlichen Ansagen, sondern der Kahlkopf zollte den früheren Tagen seiner Band Tribut und lies sich zum ersten Mal seit Monaten endlich wieder zu deftigen Grunts hinreißen. „Jane Doe“ entzückte vor allem die älteren Anhänger und die lauten Sympathiebekundungen von Seiten des Auditorium setzen ebenfalls ein deutliches Zeichen dafür, dass WITHIN TEMPTATION der eigenen Vergangenheit deutlich öfter einen Platz einräumen sollten. Denn trotz extrem bunt gemischtem Publikum (12-52) bezahlt man immer noch um eine Metal-Show zu sehen – also nur Mut zu Ecken und Kanten.

Markus Rutten – www.sounds2move.de


Setlist Delain:
Silhouette of a Dancer
Shattered
No Compliance
Frozen
See me in Shadows
The Gathering
Pristine
 

Setlist The 69 Eyes:
Devils
Never day die
Dance of Amour
Ghost
Feel Berlin
Sister of Charity
Brandon Lee
Perfect Skin
Lost Boys
 

Setlist Within Temptation:
Our Solemn Hour
The Howling
Jillian (I´d give my Heart)
Stand my Ground
Forsaken
The Cross
What Have You Done
The Heart of Everything
Mother Earth
See Who I Am
Angels
Hand of Sorrow
All I Need
The Truth Beneath The Rose
---
Deceiver of Fools
Jane Doe
Memories
Ice Queen

 

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