Bands:

Iron Maiden + In Flames, Papa Roach, Mastodon, Lauren Harris

Location:

Südweststadion Ludwigshafen

Datum:

08.06.2007

 

Die eiserne Jungfrau Iron Maiden lädt zu einer von 2 Open Air Shows ins in die Jahre gekommene Südweststadion nach Ludwigshafen und die erste Überraschung gibt es bereits an der Abendkasse. Denn die Veranstaltung ist am frühen Nachmittag noch weit davon entfernt ausverkauft zu sein. Für alle Kategorien sind noch Tickets verfügbar und der Schwarzmarkthändler von nebenan, der sich ein goldenes Näschen an zahlungswilligen Fans machen wollte, guckt in die Röhre. Denn auch als gegen 21:00 eine der größten Heavy-Bands der Gegenwart auf die reichlich dekorierten Bretter trat, war das Stadion nicht ganz ausverkauft, sondern stattdessen „nur“ mit geschätzten 10.000-12.000 Headbangern besetzt. Eigentlich sollte es für die Herren Dickinson, Harris und Co. kein Problem sein, dieses verhältnismäßig kleine Fußballstadion zu füllen, doch die Tatsache, dass die Band erst vor etwa einem halben Jahr auf deutschen Bühnen stand, kombiniert mit recht saftigen Ticketpreisen von 60 bis 72 Euro hielten dann scheinbar doch einige Interessierte ab.

Dennoch hatte bereits Lauren Harris, die Tochter von Maiden-Basser Steven Harris, das Glück vor einem recht großen Grüppchen Zuschauer zu spielen. Wer diesen Auftritt allerdings verpasst hat, muss sich nicht ärgern, denn eine musikalische Offenbarung hat er nicht verpasst. Lauren Harris und ihre Band boten vielmehr Hardrock von der Stange ohne große Aha-Effekte und ausbaufähiger Stimme. Apropos Stimme: Hab ich was mit den Ohren oder hatten die anderen Zuschauer auch enorme Probleme mit den Ansagen der 23-jährigen? Zumindest einigen Fans vor der Bühne schien dies egal zu sein und so konnten sich doch überraschend viele Headbanger zu Sympathiebekundungen hinreißen lassen? Der Harris-Bonus? Gut möglich, denn über selbigen verfügen Mastodon nicht, die im Anschluss nicht wirklich etwas reißen konnten. Da schien der simpel gestrickte Rock der braungebrannten Britin zuvor schon eher nach dem Geschmack des eher traditionellen Publikums gewesen zu sein. Mastodons vertrackte Kompositionen, die mitunter ähnlich kantig wie die Stücke der großen Tool sind, schienen leider nur die wenigsten Besucher überzeugen zu können, obwohl die Band neutral betrachtet eine solide Show ablieferte. Dumm gelaufen, gute Band, falsches Publikum.

Gleiches hatte zumindest ich persönlich im Anschluss auch bei den Sacramento-Rockern Papa Roach erwartet, deren moderner Rock eigentlich ein rotes Tuch für die Traditionalisten im Publikum hätte sein müssen. Eigentlich, denn das Quartett schien nicht nur eine Vielzahl eigener Fans mitgebracht zu haben, auch von den Kuttenträgern ließen sich einige zum Tanz bitten. Hier schien man erkannt zu haben, dass Songs wie „Getting away with Murder“, „Blood Brothers“, „Scars“, „Alive“ und natürlich die obligatorischen „Last Resort“ und „Between Angels and Insects“ schlicht tolle Rocksongs zum mitsingen und abfeiern sind. Ein Feedback dieser Art hätte neben den Musikern sicher auch kaum ein Fan wirklich erwartet und hätten Trivium diese Show und vor allem die Reaktionen erlebt, sie hätten ungläubig mit den Köpfen geschüttelt, waren sie es doch, die bei der zurückliegenden Hallentour im Vorprogramm von Maiden mehrheitlich ignoriert wurden. Vielleicht lehne ich mich jetzt ein Stück zu weit aus dem Fenster, aber ich glaube so gut wurde seit Jahren kein Iron Maiden Support aufgenommen worden. Große Klasse! Und man hätte erwarten können, dass es ähnlich euphorisch weitergehen würde, da bereits das hochziehen des In Flames Banners für zustimmenden Gebrüll sorgen konnte. Doch damit hatte man sich geschnitten, denn die Schweden schienen zwar bei einigen jüngeren Besuchern gut anzukommen, aber das Stimmungsniveau von Papa Roach konnte man bei weitem nicht halten. Erstmals kam bei „Only for the Weak“ der Ansatz von guter Stimmung auf, die sich anschließend auch sogleich wieder verabschiedete und erst gegen Ende des Sets zu den großen Hits „The Quite Place“, „Take this Life“ und „My sweet Shadow“ wiederkehrte. Da half auch das mit dem kriegerischen Maiden-Bühnenbild stimmige Army-Outfit der Melodic Deather um Anders Friden nichts, die an diesem Tag nach ein paar Monaten Live-Pause etwas an Spritzigkeit vermissen ließen. Zumindest konnte der Frontmann mit seinem zynischen Humor für den einen oder anderen Lacher sorgen, wenn er etwa „die alten Leute“ auf der Tribüne grüßte oder der Band huldigte „die euch und uns zum Metal gebracht hat“ – „Poison“. Alles klar, oder?

Nach etwas längerem Umbau kamen sie dann endlich, die Herren, auf die viele Fans seit dem Nachmittag in der sengenden Sonne ausgeharrt hatten. Und der Mob war sogleich auf Betriebstemperatur, als die Band mit Songs von ihrem aktuellen Album „A Matter of Life and Death“ loslegte. Die letzte Zurückhaltung konnte man jedoch erst nach über 10 Min. dahinschwinden sehen und hören, als Iron Maiden mit „The Tropper“ den ersten unsterblichen Klassiker abfeuerten, den die Anhänger aus vollen Kehlen mitsangen. Bekanntlich feiert die Band in diesem Sommer den 25. Geburtstag eines ihrer unsterblichen Alben, genauer gesagt den von „The Number of the Beast“. Selbiger kam unter anderem auch mit „Children of the Damned“ zum Zuge, das von den Fans wohlwollend aufgenommen wurde. Generell bleibt festzuhalten, dass die neuen Stück zwar gut, aber bei weitem nicht so gut wie die Klassiker des Sextetts ankamen. Einer dieser Klassiker hört auf den Namen „The Number of the Beast“ und verzeichnete nach „The Trooper“ die zweite größere Gänsehaut und hatte sogleich auch noch „Fear of the Dark“ und „Run to the Hills“ mitgebracht, die das Südweststadion endgültig auf den Kopf stellten. Als nach knapp 100 Minuten das Finale der Show mit „Hallowed by thy name“ verklungen war, Eddi im Panzer vorgefahren und lebensgroß über die Bühne marschiert war und die Briten sich unter lautem Jubel verabschiedet hatten, gaben „Die Iron Maiden des schwarzen Humors“ – die Monty Pytons – mit „Always look on the bright side of Life“ den Soundtrack für die längere oder kürzere Heimreise der Fans vor, von denen einige sicher gern mehr als eineinhalb Stunden von ihren Helden gesehen hätten. Doch dies hätte auch nach einer 4 Stunden Show nicht anders ausgesehen. Wetten?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Papa Roach:

To be loved...
Getting away with Murder
Alive
Time is running out
She loves me not
Blood Brothers
Dead Cell
Broken Home
Scars
Between Angels and Insects
Last Resort

 

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