Bands:

Within Temptation + Delain, The 69 Eyes
Location: Columbiahalle Berlin

Datum:

06.10.2007
Tour: „The Heart of Everything“ Tour 2007

 

Nun also doch noch. WITHIN TEMPTATION haben es endlich geschafft auch einen ihrer derzeit wichtigsten Märkte zu befriedigen. Nachdem man im Frühjahr spontan alle Konzerte in Deutschland (mit Ausnahme der Hamburg Show) aufgrund eines angeblichen Videodrehs vertagt hatte und einige Anhänger daraufhin enttäuscht und mit dem Gefühl verschaukelt worden zu sein ihre Tickets auf direktem Weg zurückgaben, betourte man Deutschland mit fast einem halben Jahr Verspätung doch noch. Um die Tickets der Abgesprungenen für die großen Hallen doch noch an den Mann bzw. die Frau zu bringen, holte man sich im eigenen Interesse noch die Helsinki Vampires von THE 69 EYES ins Boot, die an jedem Abend 200-300 eigene Fans in die Hallen locken konnten und somit für einen unter dem Strich guten Schnitt sorgen konnten.

Allein mit DELAIN im Gepäck hätte man vermutlich nicht so viele Besucher vor die Tür locken können, selbst wenn man zumindest an diesem Abend anmerkte, dass es ein für Konzerte optimal terminierter Samstag war, der für guten Zuspruch in der Millionenstadt sorgte. Bei Delain, der ersten Band des Abends, gaben sich die Hauptstädter allerdings noch verhalten. Zu wenige der Anwesenden scheinen die Band bis dato wirklich gekannt zu haben, was angesichts der Tatsache, dass deren Debüt „Lucidity“ erst wenige Wochen in Deutschland erhältlich ist, nicht wirklich überraschend ist. Die wie immer gut aufgelegte Charlotte Wessels konnte mit ihrer fröhlichen Art zwar einige Sympathiepunkte sammeln, aber so recht wollte das Eis doch nicht brechen. Eigentlich schade, denn die Band hat sich in den letzten Monaten in eine mehr als vorzeigbare Form gespielt. Dennoch verpufften eigentlich bekömmliche Happen wie „Silhouette of a Dancer“ und „Shattered“ weitestgehend im bereits exzellent gefüllten Rund. Zu etwas mehr als Höflichkeitsapplaus ließen sich die Berliner dann doch hinreißen, denn die Show war alle mal sehenswert. Nur merkte man auch, dass die Zuschauer für die beiden anderen Menüs auf der Speisekarte gekommen waren.

Zum Beispiel für die 69 Eyes. Die Finnen konnten auf ein ausschließlich weibliches Fundament in der ersten Reihe bauen, das jeden Song mit ekstatischen Verzückungslauten quittierte. Obwohl – wegen der Musik schienen nur die wenigsten Damen gekommen zu sein, denn die „Gothic Girls“ wären auch ausgeflippt, hätten sie sich 40 Minuten lang an Drummer Jussi 69 satt sehen können. Nach 40 (für Within Temptation Fans sichtlich langen) Minuten machte das Quintett dann die Bühne für den Headliner frei. Der präsentierte sich in eingespielter Tourform, wobei man sicher auch eine gewisse Routine im Ablauf nicht abstreiten kann. Trotz einstudierter Darbietung verpasste Sängerin Sharon hier und da ihren Einsatz („The Howling“) und auch in Sachen Textsicherheit gibt es weiterhin ein paar kleine Baustellen, die auch nach Monaten on the Road nicht so recht sitzen wollen. Zum Glück für die Band erwies Berlin sich als großzügig, machte nichtsdestotrotz Zugeständnisse und feierte die Band headlinerwürdig auf dem Parkett und auf dem Rang ab. Die Frage ist nur wo die auf der Bandwebsite angekündigte „Überraschung für die lange Wartezeit“ geblieben ist. Denn seien wir ehrlich: Das Programm „Alle-Singles-Plus-X“ überrascht nun wirklich niemanden mehr. Viel mehr vermisste man trotz stimmungsvoller Bühnendekoration und passender Projektionen eine weitere Komponente im optischen Konzept der Band – nämlich die feurigen Pyroeffekte. Stattdessen musste man mit einem Hitfeuerwerk vorlieb nehmen, welches etwa bewies, dass „What have you done“ live wirklich exzellent funktioniert, was aus der Konserve nur bedingt der Fall ist. Ein wenig mehr Spontaneität oder ein ähnlich verschwenderischer Einsatz von stiefmütterlich behandelten Raritäten wie „Restless“ vom Debüt „Enter“ – so geschehen nur in Köln – wäre alle mal wünschenswert gewesen. Somit bleibt die Gewissheit einer guten, leider aber zu konstruierten Liveshow einer Band, die sich erfolgreich eine immer größere Fanschar erspielt hat, sich ihrer Sache in den eigenen „Hochburgen“ wie den Niederlanden und Deutschland mittlerweile aber etwas zu sicher zu sein scheint. Natürlich wollen auch Frankreich, Großbritannien und die USA zu ihrem Recht kommen, doch haben die Katalysatoren der große Karriere deswegen Stangenware an Stelle von aufregenden und aufwändigen Maßanfertigungen verdient?

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

- Zurück zur Übersicht -