Bands:

Silverstein + Today Forever, A Fire
Location: Tryphticon Münster

Datum:

05.06.2007

 

Silverstein beehrten Deutschland nach einjähriger Abstinenz mit Auftritten bei Rock Am Ring, Rock In Park und Headlinershows in fünf weiteren Städten. Eine davon war Münster und da in der Ecke ohnehin kaum was los ist konzerttechnisch, war die kleine, ungefähr 300 Menschen fassende Halle auch schnell ausverkauft. Für den Abend wurde allerdings ein etwas unpassendes Line Up zusammen gestellt: Die kanadischeEmos von Silverstein, die deutsche Hardcore Band Today Forever und die allererste und unangekündigte Band A Fire, die ebenfalls aus Deutschland kommt.

Mein Gott waren die schlecht! Die Musik klang irgendwie nach Venom – nur mit noch weniger technischem Können und einfach nur x-mal langweiliger. Dazu kreischte ein Sänger, der einfach nur uninspiriert in sein Mikrofon gebrüllt hat. Ohne Melodie, Tiefgang oder auch nur irgendetwas in seiner Stimme zu haben. Dies gab natürlich auch nur maximal Höflichkeitsapplaus der niedrigsten Klasse. Das schlimmste war allerdings als sich A Fire an dem The Cure-Evergreen „Boys Don’t Cry“ vergriffen. In der Urfassung ein wirklich sehr guter Song, aber hier hat das Ohr schon geblutet, so schlecht wie der Song gecovert wurde. Nach 25 Minuten Instrumentenvergewaltigung war man froh als sie sich endlich verabschiedeten. Viel besser waren da schon Today Forever aus Kassel. Eine äußerst spaßige Hardcore-Band mit guten Songs. Schon der Auftakt war ein Kracher: „Wir sind Pink!“ hieß es und es wurde der Pink-Song „U And Ur Hand“ dargeboten, was nicht für den einzigen Lacher an diesem Abend sorgte. Sänger Christian schnitt zudem Grimassen und machte viele spaßige Ansagen. Musikalisch wurde von Hardcore-Brechern der Marke neue Sick Of It All bis hin zu alten Boysetsfire alles geboten. Man hat also auch keine Angst Melodien und gelegentlich klaren Gesang einzubauen in die Songs. Und gerade diese Songs waren auch diejenigen, die am meisten heraus stachen und am besten ins Ohr gingen. Endlich kam auch etwas Bewegung in der kleinen Halle auf. Ein kleiner Moshpit vor der Bühne bildete sich und Today Forever freuten sich sichtlich, dass sie nicht wie A Fire in gelangweilte Gesichter gucken durften. Nach fast 30 Minuten war allerdings Schluss und man bedankte sich freundlich bei Silverstein, deren Bassist Billy auch mit den Deutschen den Texas-Song „The Reason“ coverte, und auch beim Publikum und verließ die Bühne unter Applaus.

Dann war es nach einer etwas längeren Umbaupause Zeit für die Emocore-Helden aus Kanada. Gestartet wurde mit „My Sword Vs. Your Dagger“ und das Gedrücke begann. Dagegen waren Motörhead 2004 noch der reinste Kaffeeklatsch mit Omas Freundinnen! Richtig Platz für Moshpits gab es nicht, dafür staute sich alles zu dicht vor der Bühne. Silverstein gaben sich mehr als spielfreudig und gut gelaunt, auch wenn Sänger Shane vielleicht etwas zu distanziert mit den ersten Reihen umging und nicht wie zum Beispiel seine Freunde von Aiden jedem die Hand geben oder sich durch die Zuschauer tragen ließ. Dieser kleine Umstand ist auch das einzig „negative“ an diesem äußerst guten Gig. Jeder Song wurde vom Publikum lautstark mitgesungen und es hab massig Stagediven und immer wieder bildeten sich doch kleine, sehr beengte Moshpits. Egal ob „Smash Into Pieces“, „Already Dead“ oder „Defend You“ – jeder Song wurde lauthals mitgeschmettert. Bei “Discovering The waterfront”, wo Sänger Shane sich dann auch mal in höheren Tonlagen befindet und beweisen konnte, dass er dies auch live kann, gab es die erste wohlverdiente Verschnaufpause. Großes Kino war auch ein Zwischenpart bei „The Weak And The Wounded“ als Shane das Mikro hinter seinem Rücken hatte und einfach so „In my eyes, in my heart“ rausschrie. Zwei neue Songs von „Arrivals And Depatures“ wurden ebenso präsentiert: das ziemlich geile „Sound Of The Sun“, welches dank Myspace auch schon gut mitgesungen wurde und die erste Single „If You Could See Into My Soul“ - Klang beides sehr viel versprechend. Nach etwas mehr als 50 Minuten verabschiedeten die fünf Jungs sich um dann für den Hit „Smile In Your Sleep“ noch mal rauszukommen. Himmel, wurde der Song laut mitgesungen vom Scheiteltragenden Publikum. „My Heart Bleeds No More“ schloss das Konzert ab und hier schrie beziehungsweise sang jeder noch ein letztes Mal lautstark mit. Nach 60 Minuten war dann Schicht im Schacht und die 300 Anwesenden verließen verschwitzt und glücklich die Halle. Silverstein legten eine super Show hin, die trotz dem zeitweisen Ausfalle der Mikros nichts an Schwung verlor. Man sah eine bestens aufgelegte Band, die auch spielerisch einen guten Tag hatte. Drummer Paul trommelte sich einen Wolf, Gittaristen und Bassist hüpften über die Bühne und Sänger Shane machte einen ziemlich eleganten Spagat zwischen Kreisch-Parts und viel klarem Gesang. Herrliche Show!

Sebastian Berning – www.sounds2move.de

 

 

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