Bands:

The 69 Eyes + Wednesday 13, Maryslim

Location:

Zeche Bochum

Datum:

02.04.2007
Tour:

"Angels" Tour 2007

 

Tourauftakt für die Headlinerdates der finnischen Gothic Rocker The 69 Eyes in der Zeche Bochum und wenn dieser Abend die Marschrichtung für anstehende Abende darstellt, dann kann dieses Unterfangen nur ein Erfolg werden. Bereits zum Einlass hatte sich eine lange Schlange vor den Türen des altehrwürdigen Etablissements gebildet und der Abend war schon Tage vorher restlos ausverkauft. Wer auf Karten an der Abendkasse gehofft hatte, guckte somit in die Röhre. Der frühe Vogel fängt den Wurm hatten sich wohl viele Ruhrpottler an diesem kühlen Frühlingsabend gedacht, denn bereits zum Auftakt durch die Finnen Maryslim war der Konzertsaal der verwinkelten Zeche sehr gut gefüllt. Das Quartett, allen voran Basser Urrke, haben unüberseh- und hörbar alle Platten von Nikki Sixx und Co. im heimischen Plattenschrank stehen und bewegen sich auch musikalisch mit aller Konsequenz auf den Pfaden von Glam Rock, Sleaze und Poser Rock. Genauso betagt wie die kommerzielle Hochphase dieser Musikrichtung sind auch die Ideen und Puzzleteile, aus denen Maryslim ihren „eigenen“ Sound zusammenbauen. Innovation sieht anders aus, aber einigen Anwesenden schient die mehrfach aufgewärmte Kost dennoch zu munden.

Als etwas später Wednesday 13 stilsicher mit dem Rocky-Theme in sein Set startete, war die kleine Halle bereits voll bis unters Dach. Das gefiel dem bleichgesichtigen Horror-Rocker und seiner Mitstreiterschaft natürlich, die sofort auf Gas stiegen und den Bochumern einen Song nach dem anderen vor die Füße rotzten. Drei Akkorde für ein Halleluja – das ist hier Trumpf und so gab es schon vor dem FDQ-Partyklassiker „Rambo“ den ersten größeren Moshpit zu begutachten. Mit seiner ehemaligen Band Frankenstein Drag Queens hatte Mr. 13 bereits Kultstatus erreicht und wenig später war er an der Seite von Slipknots Joey Jordison bei den Murderdolls zu kurzweiligem Weltruhm gelangt. Viele Fans dieser Tage sind dem Dreadlockträger treu geblieben und so feierte das Publikum alte und neue Gassenhauer der Marke „Happily ever Cadavar“, „House by the Cemetery“ oder das finale „I love to say fuck“ nach allen Regeln der Kunst ab. Die Liste weiterer Wunschhits wäre bei einem derart beachtlichen Repertoire an Stimmungsgranaten zwar ellenlang (angefangen bei „Kill Miss America“ über „American Werewolves in London“ bis „She was a Teenage Zombie“), aber dafür bediente der repräsentative Querschnitt alle Schaffensphasen des werten Joseph Poole, der sich anno 1996 dachte, dass es viel cooler wäre sich ein Pseudonym zu beschaffen, welches sich zu 50% aus The Addams Family und zu 50% aus den Munsters zusammensetzt und zudem viel cooler klingt als Joe Nothing, wie sich unser Held zuvor noch bei Maniac Spider Thrash genannt hatte. In dieser Verfassung kann die wenige Tage später in Amsterdam aufgezeichnete Live-DVD des Briten nur ein Unterhaltungsprodukt erster Klasse werden.

Derart vorgewärmt hatten The 69 Eyes, die wenige Tage zuvor noch als Support für die Deathstars unterwegs waren, natürlich leichtes Spiel. Vor einem schlichten Logo-Backdrop präsentierten sich die Helsinki Vampires in bester Spiellaune, was Stücke wie „The Chair“, „Gothic Girl“ oder auch der Clubhit „Feel Berlin“ (aus gegebenem Anlass in „Feel Bochum“ umbenannt) unterstrichen. Aber auch ohne Hits wären die weiblichen Fans schon mit dem erscheinen der schmucken Jungs auf Wolke 7 entschwebt, die vor allem am drahtigen Schlagzeuger Jussi 69 einen Narren gefressen haben. Mit einem Mix wie diesem kann man eigentlich nur punkten, denn wären die Herren im Raum mit offenen Ohren gepflegt mitrockten, konnten die Gruft-Mädels sich auf den Gebrauch ihrer großzügig mit Kajal verzierten Augen beschränken. Ein durch und durch gelungener Tourauftakt also, egal ob für Rocksau oder Goth-Braut.

Markus Rutten - www.sounds2move.de

 

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