Als man mich anfragte, ob ich Lust hätte beim diesjährigen EoR Bandcontest in der Jury zu sitzen - die ansonsten noch
aus Mitgliedern des EoR, Fear Dark Labelchef Kim, QLR Labelchef Jan und Eluveitie Gitarrist Sime bestand - da musste ich nicht
lange überlegen. Zu verlockend war es für mich, mal solch eine Position zu
begleiten und damit jungen und hoffnungsvollen Bands sowohl
kritische wie auch konstruktiv unter die Arme zu greifen. In diesem Sinne möchte ich den nachfolgenden Bericht nicht als objektive
Konzertberichterstattung, sondern als subjektiven Erlebnisbericht verstanden haben. Oder um es dramatischer auszudrücken:
Vorhang auf für…
Geständnis eines Jury-Mitgliedes
Die erste Band zieht im Grunde immer die Arschkarte, das ist bei normalen Konzerten und auch bei einem Bandcontest so.
Von daher fiel es Last Perception sichtlich schwer sich die Gunst des Publikums zu erspielen, wobei auch die musikalische Ausrichtung,
die man wohl am ehesten als Nu-Metal bezeichnen konnte, nicht unbedingt auf einen großen Zuspruch stieß. Aber auch die Tatsache,
dass die Band mit dem Publikum nicht kommunizierte und sich zu sehr auf ihre Bühnenshow konzentrierte und in keiner Weise zum mitmachen
animierte, war ein Punkt, der bei diesem Auftritt negativ auffiel. Weil gerade wenn man merkt, dass man beim Publikum einen schweren Stand hat,
sollte man umso aggressiver um eine gute Stimmung bemüht sein und sich nicht eingeschüchtert zurückziehen. Somit verschenkte die Band damit
viel Potenzial, da das handwerkliche Können wie auch die Bühnenshow durchaus zu gefallen vermochten.
Als nächste Band des Abends betraten Nieverlore die Bühne, um mit ihrem Power Metal eher traditionellere Klänge anzustimmen. Und im
direkten Vergleich zu Last Perception konnte die junge Band damit auch das Publikum erreichen, was vor allem daran zu erkennen war,
dass vor der Bühne die ersten Haare kreisten. Die Band präsentierte ihren treibenden Power Metal mit sichtlicher Spiellaune, wobei vor
allem Sänger Thomas L. Winkler sich als motivierter und gesanglich gestählter Frontmann entpuppte. Aber auch die Gitarrenarbeit
war wirklich absolut überzeugend und es wurde so mancher Hammerriff ins Publikum geschleudert. Trotzdem komme ich auch bei Nieverlore
nicht Drumherum und muss auch bei dieser Band ein wenig herumnörgeln. So hinterließen die Songkomposition einen leicht überladenen Eindruck
und es
war anzumerken, dass die Band sich im Grunde damit eher selber profilieren zu wollen
schien. In diesem Fall wären ein paar Riffs und ein paar
Melodien weniger eindeutig wünschenswert gewesen, weil darunter die einheitliche Songstruktur zu leiden hatte. Zu guter letzte sei
auch noch Gastsängerin Ani Winkler erwähnt, die zwar gesanglich überzeugen konnte aber in Sachen Bühnenpräsenz noch zulegen muss, da sie einfach
zu statisch hinter ihrem Mikrofon stand, anstatt mit den Songs mitzugehen. Nichtsdestotrotz muss der Auftritt von Nieverlore als durchwegs
gelungen eingestuft werden, was sich auch in wohlwollendem Publikumsapplaus niederschlug.
Mit Odem betrat alsdann die dritte Band die Bühne, um das Publikum mit Düsternis und Verzweiflung zu beschenken. Mit einem
betont langsamen Doom / Black Metal Mix versuchte die Band ihre Berechtigung für einen Auftritt
beim Elements of Rock 2007 zu erspielen, was ihr in
meinen Augen nur bedingt gelang. So hatte die Band anfangs mit technischen Problemen zu kämpfen, was an und für sich nicht schlimm gewesen wäre,
wenn die Band dadurch nicht sichtlich nervös geworden wäre. Im Allgemeinen war dem ganzen Auftritt die mangelnde Bühnenerfahrung von Odem anzumerken,
da die Jungs sichtlich verkrampft und angespannt wirkten. Wobei an dieser Stelle auch nicht verschwiegen werden sollte, dass Odem einige
Köpfe zum kreisen brachten und dass QLR Jan vom Gesang sichtlich angetan war. Dennoch lieferten Odem in meinen Augen einen eher
durchschnittlichen Auftritt ab, dies aber nicht aufgrund mangelndem Könnens sondern weil schlicht und einfach die Erfahrung noch nicht
vorhanden war.
Wie man die vorangegangen Konkurrenz sprichwörtlich pulverisiert, das demonstrierten
Slippery Way auf eindrucksvolle Weise. Zelebrierte die Band ihren Hard Rock doch auf solch eine mitreißende Art, dass man gar nichts
anderes konnte als zustimmend mit dem Kopf zu bangen. Schon mit dem ersten Song sorgte die Band für eine Bombenstimmung
und es wurde
allerorts gehüpft und mitgesungen als ob eine "große" Band auf der Bühne stehen würde. Jeder einzelnen gespielten Note, jeder Pose
und noch so kleinen Nuance war anzumerken, dass Slippery Way schon einige Konzerte absolviert hatten und genau wussten, was sie da taten.
Dementsprechend erntete die Band nach ihrem Auftritt auch einen stürmischen Applaus inkl. frenetischen "Zugabe" Rufe, was nach der
dargebotenen Klasse auch absolut verdient war.
Kommen wir nun zur letzten Band des Abends oder anders ausgedrückt, zur jenen Band, die es locker mit der Klasse von Slippery Way aufnehmen konnte.
Mit einer ungestümen Spielfreude ballerten Credic dem Publikum ihren melodischen und mächtig krachenden Death Metal um die Ohren, der in
seiner Machart oft an In Flames und Konsorten erinnerte. Vor der Bühne herrschte der Ausnahmezustand, flogen die Haare im Sekundentakt durch die
Luft und auch die Band selber sparte nicht mit Headbanging. Von daher gestaltete sich der Auftritt der Death Metaller als extrem kurzweilig
und auch Credic konnten sich über fordernde "Zugabe" Rufe freuen.
And the Winner is…
Doch welche Band hatte nun den Contest gewonnen? Welche Band hatte sich mit ihrem Auftritt einen Platz im Line Up des EoR 07 erspielt?
Nun das entschied in der darauf folgenden halben Stunde nicht nur die Jury, sondern auch das Publikum, das per Stimmzettel
seine Meinung
kundtun durften.
Sowohl Seitens der Jury, die intensiv die stärken und die schwächen der Bands besprochen hatte, wie auch
in den Augen des Publikum war
die Entscheidung eindeutig: Die Hard Rocker von Slippery Way wurden verdientermaßen als Gewinner des Bandcontest gekürt, wobei dank
einer "Wild Card" vermutlich noch eine zweite Band des Abends zum EoR 07 fahren darf.
Auf ein baldiges Wiedersehen beim Elements of Rock 2007.
Nando Rohner - www.sounds2move.de/ /
11. Dezember 2006 |