Bands:

Stone Sour + Flyleaf

Location:

Schlachthof Wiesbaden

Datum:

24.10.2006
Tour:

Come Whatever May Tour 2006

Autor: Markus Rutten

 

Der Imker würde sagen: „Hummeln im Arsch“ – und damit einen Liveauftritt der US-Rocker Flyleaf ziemlich genau beschreiben. Nach 45 Minuten Vollgas hatte das ausgepumpte Quintett die Bühne des Wiesbadener Schlachhofs verlassen und sich in ihre Garderobe zurückgezogen. Bei allem rumgespringe und -gerenne hatte die Band, bzw. ihre Sängerin Lacey Mosley, anscheinend die Ansagen vergessen. Denn außer einem kurzen Hallo, Gruß und Danke an die Hauptband nach dem 3. Stücke war es Essig mit großem Gerede. Flyleaf zogen es vor, fast ihr komplettes Album (mit Ausnahme von „There for You“, dafür aber mit den bärenstarken „Cassie“ als Rausschmeißer) zum besten zu geben und auch auf die B-Seite „Tina“ nicht zu verzichten. Die jeweiligen Stücke sofort zu erkennen gestaltete sich allerdings mitunter schwierig, da der Sound nicht nur dröhnend laut, sondern auch schwammig über die Soundanlage schallte. Wirklich schade, denn damit gingen den Newcomern ihre eigentlich packenden Melodien ziemlich abhanden. Trotzdem schien die Band, als sie dann auf der Bühne steht, wie im Rausch zu agieren. Allein Sängerin Lacey und ihre beiden Gitarristen waren ununterbrochen auf Achse, scheinbar ohne sich um die Welt um sie herum zu scheren. Noch am Nachmittag hatte die zierliche, unscheinbar wirkende Amerikanerin ruhig und zurückhaltend im Backstagebereich gesessen, Musik gehört und sich über das angebotene Nudelgericht gefreut. Schüchtern, ja geradezu kontaktscheu war sie aufgetreten – der Kontrast zum abendlichen Auftritt hätte also kaum größer sein können. Ein anderes Beispiel ist Gitarrist Sameer, der abseits der Bühne ein freundlich, offener und höflicher Mensch ist, der auf der Bühne aber einen Schalter umzulegen scheint und über die Bretter jagte, als ginge es um sein Leben. Wenn jetzt bloß noch die Technik mitgespielt hätte...

Zum Headliner des Abends hatten die Techniker ihr Pult dann etwas besser, wenngleich immer noch nicht optimal, im Griff. Corey Taylor, der vor dem Betreten der Bühne mit einer Mischung aus Vorfreude und Anspannung auf und ab ging, und seine Bandkollegen liefen zu einer Instrumentalversion des Hair-Metal-Evergreens „The Final Countdown“ ein und hatten den Mob ab der ersten Sekunde felsenfest in der Hand. Schon nach dem wuchtig daherkommenden Opener „30/30-150“ konnte sich der charismatische, aber unrasierte Mr. Taylor ein spitzbubiges Grinsen nicht verkneifen. Und seine Ohren sollten an diesem Abend noch öfter Besuch bekommen, denn an diesem enthusiastischen Abend hätte der blonde Lockenkopf auch Geräusche mit seiner Achselhöhle machen können und das Publikum hätte es mit Sprechchören und tosendem Beifall bedacht. So weit mussten Stone Sour glücklicherweise nicht gehen, denn „Reborn“, „Orchids“ „Come whatever May“, „Take a Number“ oder das live bisher extrem rare „Cardiff“ erzielten die gewünschte Reaktion deutlich angenehmer. Außerdem bewies man Fingerspitzengefühl, indem man als ruhenden Pol „Bother“ (inkl. Cypress Hill Intermezzo) und „Through Glass“ mittig im Set platzierte. Zwei Songs, die nicht nur den verschwitzten Kids eine willkommene Pause boten, sondern auch unterstreichen, dass Stone Sour von hart bis zart alle Gangarten beherrschen. Bei einem Blick in die vorderen Reihen drängt sich dann schnell die Frage auf, warum so viele europäische Bands für Live-DVDs nach Südamerika reisen. Mal ganz ehrlich: An diesem Tag hätte das hessische Wiesbaden die Nase vorn gehabt, denn auch Europa kann eine Band euphorisch abfeiern, es muss nur die Richtige kommen.

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Setlist Flyleaf:

Red Sam
Breath today
Fully Alive
I’m sorry
Sorrow
Tina
Perfect
All round me
I’m so sick
So I thought
Cassie

 

Setlist Stone Sour:

30/30-150
Orchids
Take a Number
Made of Scars
Reborn
Come What(ever) May
Your God
Inhale
Bother
Through Glass
Blotter
Cardiff
Tumult
--------
Hell and Consequences
Get Inside

 


 

 

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