Bands:

ASP & Chamber (Once in a Lifetime Ensemble) + Thomas Sabottka

Location:

Centrum Club Erfurt

Datum:

19.04.2006

Tour:

Once in a Lifetime Tour 2006

Autor: Markus Rutten

 

Ziemlich düsteres Gemäuer, dieser Centrum Club in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt. Nur wenig Licht erhellt einen Raum, den sich ASP und CHAMBER für ihre gemeinsame „Once in a Lifetime“ Tour ausgesucht haben und der – für ein größtenteils bestuhltes Konzert – mit eher unvorteilhaften Säulen bestückt ist. Wer zuerst kommt malt zuerst ist das Motto und somit sind die verfügbaren Sitzplätze an diesem Abend heiß begehrt. Doch nach der üblichen Wartezeit und einer sehr unterhaltsamen, weil vielseitigen und tadellos vorgetragenen Vorlesung von Special Guest THOMAS SABOTTKA sollte sich schnell zeigen dass die Spät-Kommer die eigentlichen Gewinner waren. So einladend, vorteilhaft und verlockend ein Klappstuhl bei einem Konzert auch aussehen mag: Nach spätestens 90 Minuten fängt das Hinterteil an zu rebellieren. Da ist es dann auch nicht weiter verwunderlich dass das Ensemble etwa in der Mitte des Sets eine knapp halbstündige Pause anberaumt.

Zum Zeitpunkt dieser Pause konnte sich der geneigte Zuhörer schon von den rein akustisch vorgetragenen Stücken verzaubern lassen, die sich wie angekündigt aus Hits, Gesuchtem und Neuem zusammensetzten. Darunter zu finden auch der Titeltrack zur Tour, der auf der neuen CD „Humility“ zu finden ist und der sich mehr als deutlich zum mitsingen anbietet, was sich im Laufe des Abends mehrfach bestätigen sollte. Zwar ist man die kammermusikalische Ausrichtung bei CHAMBER naturgemäß gewohnt, doch Stücke wie „The paper-hearted Ghost“ oder „Mistakes“ erhalten durch das gesangliche wie instrumentale Zutun von ASP ihren besonderen Reiz. Im Gegenzug intonieren ebenso CHAMBER die Stücke ihrer Frankfurter Kollegen teilweise im Alleingang, wie etwa bei der Akustischen Version von „Küss mich“. Diese gegenseitige Huldigung ist an sich schon interessant und ebenso gelungen, wird aber noch einmal von den Duetten von Asp und Max Testory übertroffen. Die Stimmen der beiden Sänger harmonieren vorzüglich miteinander und auch sonst sieht man den strahlenden Gesichtern der gesamten Besetzung an, dass es sich beim „Once in a Lifetime“-Ensemble nicht um eine Zweckgemeinschaft, sondern um eine – wie die Musiker immer wieder betonen – einzige große Familie handelt.

Dass Musiker und Zuhörerschaft, die sich verstärkt in der schwarzen Szene bewegen, nicht (wie es uns die Klischeemaschinerie weiß machen will) zum lachen in den Keller gehen, bewies die OiaL-Band mit der Darbietung des Chamber Songs „The Truth about Show-White“. Sowohl durch ihre sarkastische musikalische Ausrichtung, als auch durch das kabarettistische Stage-Acting der beiden Frontmänner macht diese Komposition unwiderlegbar klar: Schneewittchen ist eine Schlampe. Natürlich musste niemand „unentflammt“ den Heimweg antreten (beachtlich wie gut „Ich will brennen“ auch akustisch funktioniert) und auch „Hometown“ (Chamber) und „Sing Child“ (ASP) wurden neben diversen anderen Stücken dargeboten. Insgesamt hätte man die Setlist allerdings noch etwas straffen können um dem Ganzen noch etwas mehr Nachdruck zu verleihen. Doch wenn zwei Bands zu einer verschmelzen ist ein 70 Minuten Set schon im voraus kaum zu erwarten. Wenn beide Bands trotz des vielen positiven Feedback für diese Tournee Wort halten und es sich hierbei um eine einmalige Angelegenheit handelte, dann kann sich jeder Zuschauer, der dabei war über ein ebenso exotisches wie mitreißendes Konzerterlebnis freuen, das noch lange in Erinnerung bleiben wird. Im Gegensatz zu den hämorridenfördernden Stühlen war die künstlerische Darbietung dieses Abends in keinster Weise für den Arsch.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 23.04.2006

 

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