Bands:

ASP + Dope Stars Inc.

Location:

Markthalle Hamburg

Datum:

22.10.2006
Tour:

Ich bin ein wahrer Satan Tour 2006

Autor: Christine Schams

 

Ach, es ist ein Graus, ein schöner Graus diese Suche nach geeigneten Superlativen der deutschen Sprache, die diesen Abend gebührend beschreiben sollen. Grandios? Oder vielleicht einfach nur unglaublich? Dass ASP live zu den ganz Großen gehören, ist hinlänglich bekannt. Ihre Live-Qualitäten und die Fähigkeit, auch älterem Material neues Leben einzuhauchen bewiesen ASP einmal mehr bei ihrem Auftritt in der Hamburger Markthalle. Ein Konzert, bei dem einfach alles stimmte, und das deshalb auch zu Recht als grandios-unglaubliches Erlebnis bezeichnet werden kann.
 
Einziges kleines Manko des Abend war denn auch nicht den Bands, vielmehr den Organisatoren vor Ort vorzuwerfen: Die unglückliche Platzierung des Merchandising-Standes, der an diesem Abend nicht im großzügigen Eingangbereich, sondern direkt in die Halle aufgebaut war. In einer kleinen, durch die Masse an Menschen schwer zugänglichen Ecke hinter dem Technikbereich. Langes Anstehen, um überhaupt einen Blick auf die neuen Artikel zu werfen, trübte so den Konsumrausch nicht weniger Besucher.
 
Der Laune der Konzertbesucher jedoch tat dies an diesem rundum gelungenen Konzertabend keinen Abbruch. Furios und pünktlich um 21 Uhr starteten die mit viel Lorbeeren versehenen Herren der Dope Stars Inc. den Abend. Und die Glamrocker um ihren androgynen Sänger Victor Love hatten vom ersten Song an ein leichtes Spiel mit der bestens aufgelegten Masse. Der harte Sound der Italiener brachte Leben und Bewegung in die voll besetzte Markthalle, so dass bald auch in den letzten Reihen ausgelassen mit getanzt wurde. Mit ihrem guten Auftritt unterstrichen die italienischen Glamrocker die positiven Kritiker auf ihr Debutalbum „Neuromance“, mit dessen Material der überwiegende Teil des Abend bestritten wurde. Allerdings offenbarte sich im Verlauf des Auftrittes das große Manko der Mannen, an dem auch die wenigen neuen Songs nichts änderten: Das Material ist zu eintönig, den Songs fehlen die musikalische Abwechslungen und Überraschungen, jener berühmte Kick, den eine Band von der anderen signifikant unterscheidet, der einen Song unweigerlich ins Ohr oder das Herz eines Besuchers einbrennt.

Nach einer kurzen Umbaupause war die Bühne frei für den Hauptact Abend: dem wahren Satan. Passend zum Titel der Tour, natürlich, und zur neuen Single legten Himmi, Matze, Tossi und ASP denn auch gleich mit dem gleichnamigen Song „Ich bin ein wahrer Satan“ los, der sich schon jetzt zur neuen ASP-Hymne zu avancieren scheint. Textsicher stiegen die Hamburger Fans in den Song ein und nach wenigen Minuten war das Publikum ein einig tanzenden Volk – und das bis zum Ende des Konzerts. Nahezu ohne Verschnaufpausen ging es weiter mit Stücken wie „Weltunter“, der Live-Premiere des neuen Songs „Krabat“, der ebenso wie die neue Single textsicher vom Publikum mitgesungen wurde, und „Ich komm dich hol'n“. Nicht erst, als ein wie immer bestens aufgelegter und überaus charmanter Herr Spreng dem Hamburger Publikum mit einem Augenzwinkern versicherte, dass es das beste Publikum überhaupt sei, kletterte das Thermometer in der Markthalle auf tropische Temperaturen. Nichtsdestotrotz ging es mit „She Wore Shadows“, „Me“, „Sing Child“ und einer weiteren Premiere von „6th September“ unbeirrt weiter. Die ersten „Ich will brennen!“-Rufe schallten nun durch die Halle, denen Herr Spreng ein lapidar-süffisantes „Das werdet Ihr!“ entgegnete. Auf flammenwerfende Rohre hatten ASP an diesem Abend verzichtet, was der Songpräsentation allerdings keinen Abbruch tat. Das ohnehin singfreudige Publikum war nun ein einzig stimmgewaltiger Chor, der Gotthilf Fischer die Tränen in die Augen getrieben hätte und der, so hatte es den Anschein, das Stück noch bis zum Morgengrauen hätte weiter singen können. Mit der ersten Strophe samt Refrain von „Ich bin ein wahrer Satan“ beendeten dann ASP das Hauptprogramm des Abends. Die ersten „Zugabe“-Rufe zeigten schnell ihre Wirkung und mit „Stille der Nacht“ und „Werben“ zeigten ASP, dass auch bei ihnen die Reserven bei weitem noch nicht ausgeschöpft waren. Nach einem erneuten Abgang der Band von der Bühne, dem ein schnelles Wiedererscheinen folgte, bekam das Publikum einen kleinen von Matze einen kleinen Crashkurs im Gitarrestimmen, ehe es an Zeit war, den „Schwarzen Schmetterling“ über die Häupter der Besucher flattern zu lassen. Komplettiert wurde der Abend mit dem letzten Song, jenem Song, der natürlich auf keinem ASP-Konzert fehlen durfte: „Ungeschickte Liebesbriefe (und wir tanzten)“, das diesen wunderschönen Konzertabend beschloss. Ein Konzertabend, an dem ASP erneut eindrucksvoll bewiesen, dass sie zu Recht seit Langem eine der ganz großen Bands der Szene sind und live ein absolutes Erlebnis sind. Auch in Zukunft, das versprachen die neuen Songs, ist von ASP noch einiges zu erwarten. Bis dahin bleibt die Freude am neuen Material, die Erinnerung an einen rundum gelungenen Abend und die Vorfreude auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen. Herr Spreng, die Hamburger erwarten Sie.
 

Christine Schams - www.sounds2move.de

 

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