Bands:

Primal Fear, Destruction, Crystal Ball und weitere

Location:

Stadthalle Seepark Sempach (CH)

Datum:

09.12.2006
Tour:

Sempacher Rockfestival

 

Es war Samstag und das Wetter lausig, aber da gab es ja noch einen Hoffnungsschimmer am Horizont: Das 1. Rockfestival in der Stadthalle Sempach. Sieben Bands und ca. 10 Stunden Live Musik waren angekündigt. Unter diesen Bands befanden sich sowohl neuere sowie alt gediente Formationen, sogar eine so genannte Judas Priest Cover Band sollte mit am Start sein.

Als um ca. 16 Uhr  DRYBURN als Eröffnungsband auf die Bühne kamen, standen zunächst nur ein paar ganz wenige, hartgesottene Metaler zuvorderst an der Bühne. Überhaupt war der Zuschaueraufmarsch zu diesem Zeitpunkt mehr als bescheiden und diejenigen, die da waren, saßen noch etwas gelangweilt herum. Dementsprechend hatten Dryburn zunächst einen schweren Stand und ihrer Performance war auch anzumerken, dass die Band noch nicht so viel Erfahrung hatte. Dies machten sie jedoch mit viel Herzblut wieder einigermaßen wett. Mal abgesehen von der Tatsache, dass es für viele Bands schwierig ist, um diese Zeit ein Festival eröffnen zu müssen, machten Dryburn ihre Sache gut und sie wussten mit ihrem rockigen Sound durchaus zu überzeugen.

Als nächstes war dann die Band GREY MONDAY an der Reihe. Das Erscheinungsbild der Band war zuerst ein wenig gewöhnungsbedürftig, erinnerte es doch in einem gewissen Maße an eine bekannte deutsche Teenyrockband... Doch soundmäßig lagen dann wirklich Welten dazwischen. Grey Monday spielten einen geradlinigen, soliden Sound und auch die Stimme von Sänger Pat Pfister wusste durchaus zu überzeugen. Mutig war auch, als die Jungs dann noch ein Cover des Steppenwolfklassikers "Born to be wild" spielten. Dies gelang ihnen erstaunlicherweise wirklich recht überzeugend. Grey Monday wussten aber auch mit ihren eigenen Songs das noch frische Publikum sehr gut zu unterhalten.

Danach war es an der Zeit für GRINDER. Nein, das ist nicht etwa eine Grindcoreband, sondern eine so genannte Judas Priest Coverband und wenn man sich die Songauswahl betrachtet, hätte es sicherlich echt toll werden können. Grinder spielten Songs wie "Nightcrawler", "Hell Bent For Leather", "Breaking the law", "Metal Gods" usw. Die rein instrumentelle Umsetzung an sich war auch noch ganz in Ordnung, nur das stimmliche Potenzial von Sänger Beat war, gelinde gesagt, nicht wirklich vorhanden. Ein ums andere Mal verlor er vor allem bei den hohen Tönen öfter mal seine Stimme und dies machte den Auftritt von Grinder nun wahrlich nicht zu einem besonderen Vergnügen. Der Abend konnte also hoffentlich nur noch besser werden. 

Mit TEMPESTA sagten wir nun alle hello zu Kid Rock, denn Sänger Reto Thalman stürmte die Bühne mit einem Cowboyhut und die Jungs legten gleich mit dem Kid Rock Song "Cowboy" gewaltig los. Schon dieses Intro der Band war schwer überzeugend und viele Zuschauer schüttelten kräftig ihre Häupter. Mit den Songs "Full time Joker" und "Bad Ass" konnte die Party dann so richtig abgehen. Die Songauswahl, die vor allem aus Liedern von ihrem neuen Album "Full time joker", aber auch aus einigen älteren Stücken bestand, war gut gelungen. Der Sänger war sehr gut gelaunt und stets zu kleinen Scherzen aufgelegt, nur das dauernde erwähnen, dass wir ihr neues Album an ihrem Stand kaufen könnten, nervte mit der Zeit ein wenig. Nichtsdestotrotz vermochten Tempesta mit ihrem kernigen Hardrocksound und ihrer Bühnenpräsenz die anwesenden Leute bei guter Laune zu halten und wurden vom Publikum angehalten, sogar noch eine Zugabe zu spielen. Diese kam dann auch gleich in Form des Metallicasongs "Whiskey in the Jar" und nun wurde wirklich fast überall kräftig mitgerockt. Nach dem zweiten Song "the chosen one", war dann endgültig Feierabend und Tempesta wurden mit viel Applaus verabschiedet.

Nach einer Pause war nun die Zeit reif für CRYSTAL BALL gekommen. Frontmann Mark Sweeney und seine Jungs enterten die Bühne und legten mit dem Song "Digital World" gleich kräftig los, nur um dann mit "Tear down the wall" noch eine Schippe draufzulegen. Crystal Ball hatten die Bühne und die Zuschauer sofort gut im Griff und Mark Sweeney forderte die Leute auch öfters mal zum mitsingen der Songs auf, was auch sehr gut funktionierte und ihm sichtlich Freude bereitete. Nach einer kurzen Ankündigung, dass die Band heute in dieser Besetzung zum zweitletzten Mal auf der Bühne stehen werde (2 Mitglieder werden aus familiären Gründen die Band verlassen), ging´s dann Schlag auf Schlag mit Krachersongs wie "Soul Mate", "Lay down the law" und "Stare at the sun" weiter. Nach über einer Stunde beendeten die Jungs ihr Konzert mit "Powerflight". Das Publikum war begeistert und forderte natürlich noch die obligatorische Zugabe. Crystal Ball ließen sich nicht zweimal bitten und kündigten als Zugabe ihren Klassiker "Hellvetia" an. Jetzt ging richtig die Post ab und es wurde mitgejohlt, aber danach war dann Schluss und die Jungs bedankten sich artig bei ihren Fans.

Jetzt war aber erst mal eine längere Verschnaufpause angesagt, denn mit DESTRUCTION stand nun natürlich noch ein Act für die Freunde der etwas härteren Töne auf dem Programm. Dann endlich war es soweit. Nun kam die Stunde, auf die alle ganz hartgesottenen Fans gewartet hatten. Destruction gaben schon ab dem ersten Ton volles Rohr und pusteten mit ihrem Sound gleich mal fast alles weg. Das Publikum war jedoch noch ein wenig zurückhaltend, was Sänger Schmier zu der Frage verleitete, was das hier eigentlich für ein "f***ing Kindergarten" wäre? Er wolle etwas Action sehen... Diese Aufforderung wurde dann sogleich in die Tat umgesetzt und es entwickelte sich vor der Bühne ein kleinerer Moshpit, der sogar bei einigen jüngeren Leuten ein paar kleinere Blessuren verursachte. Dies war dann schon eher nach dem Geschmack von Schmier und die Jungs gaben weiter Gas. Hier sah man auch die über zwanzigjährige Bühnenerfahrung der Band, denn sie hatten alles voll im Griff, wenn da nur nicht die Tücken der Technik gewesen wären... Schon bei den anderen Bands gab es kleinere Probleme, doch bei den "deutschen Zerstörern" fiel zuerst mal die Gitarre und dann schlussendlich auch noch der Bass aus. Davon liessen sich Destruction jedoch nicht aus der Ruhe bringen. Während der vielbeschäftigte Techniker die Instrumente wieder flott machte, überbrückte der Drummer mit einem super Solo die kurze Pause. Als alles wieder funktionierte, hämmerten uns die Jungs noch ein paar Songs um die Ohren, aber irgendwie war die Stimmung zu diesem Zeitpunkt schon sehr abgeflacht und die Reihen vor der Bühne lichteten sich merklich. Der Sound war halt nicht jedermanns Sache und klang mit der Zeit auch sehr monoton. Zum Abschluss wollte Schmier nochmals einen Moshpit sehen, dieser Aufforderung kamen jedoch nur etwa knapp zehn Leute nach, so dass das Ganze doch eher lächerlich aussah. Trotz allem wussten Destruction mit ihrem Auftritt durchaus zu überzeugen.

Nach Destruction sollte nun endlich die Hauptband kommen, doch die zu keinem Zeitpunkt sehr zahlreichen Metal Fans, wanderten zum Teil schon ab. Vielleicht war es einigen nun schon zuviel des Guten, aber mit PRIMAL FEAR sollte doch noch eine super Power Metal Band kommen. Nun hieß es warten, denn der Ab- und Aufbau der Bühne zog sich ganz schön in die Länge, doch gut Ding will eben Weile haben. Um ca.0.15 Uhr kamen Primal Fear dann doch noch. Frontmann Ralf Scheepers und seine Jungs legten gleich gut los, aber leider kann ich hier keinen wirklich vernünftigen Kommentar über ihren Liveauftritt abgeben, denn was anschliessend abging, spottet jeder Beschreibung... Nach ca fünfzehn Minuten konnte man den Sänger plötzlich nicht mehr hören. Was war da los, fragte man sich? Gab es wieder technische Probleme, oder was? Hektik breitete sich aus, die Band und das Publikum waren gleichermaßen irritiert, doch schnell wurde klar, was los war. Der nette alte Herr, der eben noch mit seinem Messgerät neben uns gestanden hatte, war von der örtlichen Polizei und diese drehten dem Veranstalter die Daumenschrauben an. Nach einer Pause, in der überall heftigst diskutiert wurde, durfte die Band, zur großen Enttäuschung aller, zwar noch drei, vier Songs spielen, dies jedoch ohne Frontlautsprecher und sehr reduziertem Sound. So konnte jedoch aber leider kein richtiges Konzertfeeling mehr entstehen. Man kann der Band absolut keinen Vorwurf machen, sie machten im Rahmen der vorgegebenen Möglichkeiten das Beste aus der Situation. Die Jungs waren teilweise sogar noch zu Späßen aufgelegt und setzten ihr Konzert unter dem Motto "Soundtest" fort. Aber auch das schien den Behörden noch immer zu laut zu sein, so dass der Band schlussendlich ultimativ noch ein Song gewährt wurde. Die Fans gingen nochmals richtig mit, aber dann wars endgültig vorbei, was von heftigen Unmutsäußerungen gegen die Behörden begleitet wurde. Der Gipfel der Frechheit war, dass sich Primal Fear auch noch auf einer dunklen Bühne von den Leuten verabschieden mussten!

Zusammenfassend war das Festival eine interessante Erfahrung, die Veranstaltung hatte jedoch mehrere kleine Probleme, die man, sollte es je eine Wiederholung geben, unbedingt besser machen sollte. Stichwort: Catering, Werbung, Planung... Es kann doch nicht sein, dass dem Hauptact am Schluss der Strom abgestellt wird, nur weil ein paar Leute das Gefühl haben, es wäre zu laut! Sempach ist nun leider mal ein kleiner Ort und nicht alle scheinen bereit für diese Art von Musik zu sein, aber ein bisschen mehr Toleranz wäre sicherlich wünschenswert gewesen. Auch sollte man bei der Planung überlegen, das nächste Mal ein, zwei Bands weniger auftreten zu lassen, damit dem Hauptact genügend Zeit einberäumt werden kann. Lieber mehr Qualität anstatt Quantität!

Alain Zenhäusern (Gastautor) & Alessandro Bertolotti - www.sounds2move.de

 

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