Zum krönenden Abschluss ihrer Europatournee machten Lacuna Coil an diesem Mittwochabend ihre Aufwartung im
Zürcher Rohstofflager. Dabei war vor dem Konzert nicht etwa das aktuelle Album der italienischen Shootingstars das Hauptgesprächsthema
Nr. 1, sondern die kurzfristige Absage des Support-Acts Lacrimas Profundere. Hatte die deutsche Goth-Rock Band aufgrund eines
Unfalles von Sänger Christopher Schmid sowohl die vorangegangenen Termine in Köln und Stuttgart wie nun eben auch
diesen in
Zürich abgesagt, was bei einigen Fans für lebhafte Diskussionen sorgte.
Um 20 Uhr betraten somit nicht Lacrimas Profundere sondern Poisonblack, die diese Tour als zweiter Support-Act begleiteten,
die Bühne des Rohstofflagers. Und die Band um Ex-Sentenced Sänger Villa Laihiala legte sich von Anbeginn an durchwegs überzeugend
ins Zeugs, wobei der letzte Funken an Euphorie dennoch nicht aufs Publikum überspringen wollte. Was aber vor allem daran lag,
dass Songs wie "Soul in Flames", "Living Dead" oder auch "Illusion / Delusion" einfach zu routiniert und in dem Sinn auch
zu seelenlos heruntergezockt wurden. Die Band spielte ihr 45-minütiges Set mit einer Professionalität, der einfach
anzumerken war, dass es sich hierbei um einen oft praktizierten und durchexerzierten Prozess handelte. Einzig Gitarrist Janne
Markus brach ab und zu aus dieser Spielroutine aus und vermochte mit seinem cool rüber kommenden Rockstargehabe zu unterhalten,
wobei als showtechnischer Höhepunkt gar ein kurzes Zungenspiel mit Mr. Laihiala zum Besten gegeben wurde. Die
Publikumsstimmung war jedenfalls nicht mal von schlechten Eltern, wurde zu den Songs kräftig mitgeklatscht und mitgegangen was von
Villa Laihiala mit dem einen oder anderen Lächeln entlohnt wurde. Somit kann an dieser Stelle festgehalten werden, dass
Poisonblack eine grundsolide Show abgeliefert haben, die zwar nicht sonderlich spontan ausfiel, aber dennoch kurzweilige
Unterhaltung bot.
Nun war es also an der Zeit für Lacuna Coil, die italienischen Band, die in
den letzten zwei Jahren einen extremen Popularitätsschub erlebt hat. Vor der
Bühne war deshalb auch ein reges Zuschaueraufkommen zu verzeichnen und
freudige Erwartung machte sich breit. Und es kam einiges, nämlich eine spielfreudige und auch motivierte Band, die sprichwörtlich
einen Hit nach dem anderen durch die Lautsprecherboxen ballerten. Angefangen bei aktuellen Krachersongs wie "Fragile", "To the Edge",
"Our Truth", "Devoted", "What I See" oder auch "Fragments of Faith", bis hin zu älteren Stücken wie "Swamped" und "Entwined"
oder auch ganz alten Stücken wie "1.19" und "To Live is to Hide", wurde dem Publikum die volle musikalische Breitseite geboten.
Dabei trumpften die Italiener mit solch einer groovenden Wucht auf, dass das Publikum gar keine andere Wahl hatte, als auf das
mächtigste mitzugehen. Wo man hinblickte wurde mitgesungen, gehüpft und mit dem Kopf gebangt dass es einfach nur eine wahre
Freude war. Beim Song "Closer" enterten dann Poisonblack überraschend die Bühne um kräftig ihre Mähnen zu schütteln, Bier zu
vernichten und mit ihren Tourpartnern von Lacuna Coil Party zu machen. Diese Aktion heizte die Stimmung natürlich noch zusätzlich an,
was das Publikumsverhalten in euphorische Sphären abdriften lies. Frontmann Andrea Ferro goutierte dies mit lobenden Ansagen,
während sich der wahrgewordene Männertraum Cristina Scabbia an diesem Abend mit Ansagen eher zurückhielt. Nach einer
guten Stunde wurde dann das alte "die Band geht von der Bühne und lässt sich um eine Zugabe bitten" Spiel eröffnet, wobei die
begeisterten Zuschauer noch sehr gerne um einen Nachschlag bettelten. Und dieser wurde nach einem kurzen Schlagzeugsolo von Cristiano Mozzati
in Form von "Enjoy the Silence", "Heaven's a Lie" und "Our Truth" serviert, wodurch dieser starke und überzeugende Auftritt
würdig beendet wurde.
Nando Rohner - www.sounds2move.de /
13. November 2006 |