Am 25. April 2002 waren die legendären und immer wieder frenetisch abgefeierten "Blinden Wächter" das letzte
mal zu Gast im
schweizerischen z7. 4 Jahre sind verstrichen seit Songklassiker wie z.B. "Script for my Requiem", "Mirror Mirror", "Bright Eyes"
und "Bard's Song" die Schweizer Fans in einen kollektiven Begeisterungsrausch versetzt haben. Und nun, an diesem Donnerstagabend,
sollte sich all das wiederholen!
Waren es vor 4 Jahren noch Freedom Call, die für Blind Guardian eröffnen durften, so hörte der Support-Act diesmal auf den
Namen Astral Doors. Und wie damals Freedom Call hinterließen auch Astral Doors einen sehr überzeugenden Eindruck und wurden der
Aufgabe das gut aufgelegte Publikum aufzuheizen durchaus gerecht. Mit ihrem sicheren und souveränen Auftreten konnten die
Schweden von Beginn an die Gunst des Publikums für sich gewinnen. Frontmann Nils Patrik Johansson überzeugte mit seinem Gesang,
während die Instrumentalmannschaft mit vorhandenem Können glänzte. Einzig in Sachen Bewegungsfreude wäre noch ein wenig mehr
drin gewesen, um somit zusätzlich für Stimmung zu sorgen. Dennoch wurde zu Songs wie "Fire in our House", "London Caves" oder
auch "Evil is Forever" kräftig mitgeklatscht, mitgesungen und mitgegangen. Und somit konnten Astral Doors mit ihrem 45
Minuten
dauernden Auftritt das anwesende Publikum sehr solide unterhalten.
Um ca. 21.30 Uhr war es soweit. Die Hallenlichter erloschen langsam, durch das Publikum ging ein raunen, begeisterte "Blind Guardian"
Rufe mehrten sich während das "War of Wrath" Intro eingespielt wurde. Jede Zeile jener legendären Eröffnung des "Nightfall
in Middle-Earth" Albums wurde von den Fans mitgesprochen und die Vorfreude und die Nervosität erreichten einen knisternden Siedepunk.
Und als das Intro endlich zu Ende war und die Blinden Wächter mit "Into the Storm" ihr Set eröffneten gab es kein halten mehr,
brachen alle Dämme und der Wahnsinn übernahm die Regie. Wo man hinblickte wurde gefeiert, mit dem Kopf gebangt, jede Songzeile
mitgesungen und mitgefühlt, dass es fast schon einem spirituellen Erlebnis gleichkam. Es war den Fans anzumerken, dass sie sich seit
Monaten auf dieses Konzert gefreut hatten und jede Minute in vollen Zügen genießen wollten. Hansi Kürsch und seine Mannen trugen
dieser Tatsache dementsprechend Rechnung und präsentierten sich in absoluter Bestform
und sympathisch wie eh und je.
Dabei hinterließ auch Neuschlagzeuger Frederik Ehmke einen superben Eindruck, da er mit seinem mächtigen und präzisen Spiel
den Songs eine wuchtige und mitreißende Note verlieh. Zusätzlich, um das Konzerterlebnis auch optisch zum Erlebnis zu machen, hatte
die Krefelder Band eine große Videoleinwand hinter sich errichten lassen. Auf jener sorgten verschiedenste und zum Song passende
Projektionen für zusätzliche Atmosphäre. Jedoch könnten Blind Guardian im Grunde auf solch eine optische Spielerei verzichten,
da die Songs auch so bestehen können und somit an diesem Abend für eine dementsprechend hysterische Stimmung sorgten. Klassiker
wie "Born in a Mourning Hall", "Nightfall", "Script for my Requiem" und "Valhalla", reihten sich an Klassiker der Marke
"Time stands still (at the Iron hill)", "Bright Eyes", "Lord of the Rings" und "Lost in the Twilight Hall", wobei jeder Song
seine Wirkung nicht verfehlte. Zu meinem bedauern spielten Blind Guardian nur drei Stücke vom aktuellen Meisterwerk "A Twist
in the Myth", wobei "Fly", "Another Stranger Me" und das akustische "Skalds & Shadows" vom Publikum zwar nicht frenetisch, aber
durchaus wohlwollend aufgenommen wurden. Nach ca. 80 Minuten Spielzeit kündigte Hansi Kürsch, der an diesem Abend eine gesangliche
Topleistung vollbrachte, das Ende des Konzertes an und erntete dafür prompt eine Unmutsbekundung vom Publikum:
"Doch meine Freunde, der Weg ist noch lang" erwiderte er und was daraufhin folgte, kann man nur als eine 14-minütige
Gänsehauttour umschreiben. Stimmte die Band doch tatsächlich das Epochale "And then there was Silence" an, um somit einen überwältigenden
Schlusspunkt des regulären Sets zu setzen. Denn Blind Guardian wären nicht Blind Guardian, wenn da nicht noch ein Zugabeteil eingeschoben
werden würde. Mit "Imaginations from the Other Side" wurde jener eröffnet, wobei als zweiter Song "and the Storys End" folgte
und laut Herr Kürsch endgültig der letzte Song des Abends seins sollte. Doch Stopp! Da fehlte noch EIN Song, es fehlte DER
Song, den es einfach braucht um ein Blind Guardian Konzert perfekt zu machen. Und nach langer Zeit in der sich auf der Bühne
nichts regte, in der sich die Band vom Publikum ausgiebig bitten lies, war es dann endlich so weit. Voller Inbrunst wurde jede
Strophe des "Bard's Song" mitgesungen, herrschte in der brütend heißen Halle eine besinnlich und verträumte Stimmung, wie sie nur
jener "Überklassiker" erzeugen kann. Doch dann war es wirklich soweit und
es stand definitiv der letzte Song des Abends bevor, wobei sich
Hansi Kürsch nochmals beim Publikum dafür bedankte, dass sie so zahlreich zum Tourauftakt der aktuellen Tour erschienen waren. Dann
hieß es "Mirror Mirror on the Wall" und die Stimmung explodierte ein letztes Mal
und es gaben sowohl Blind Guardian wie auch die Fans nochmals
alles um jenes Konzert würdig ausklingen zu lassen. Es wurde gebangt, geschwitzt, gesungen, gehüpft und geschrieen, bis die letzten
Klänge von "Mirror Mirror" verklungen waren. Somit endete ein phänomenales Konzert einer zu Recht legendären Band, auf deren
nächsten Auftritt man hoffentlich nicht wieder 4 Jahre warten muss.
Setliste Blind Guardian
War of Wrath (Intro)
Into the Storm
Born in a Mourning Hall
Nightfall
Script for my Requiem
Fly
Valhalla
Time stands still (at the Iron hill)
Skalds & Shadows
Bright Eyes
Lord of the Rings
Another Stranger Me
Lost in the Twilight Hall
and then there was Silence
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Imaginations from the Other Side
and the Storys End
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Bard's Song
Mirror Mirror
Nando Rohner - http://www.sounds2move.de
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