Rezept für einen perfekten und nackenbrecherischen Konzertabend: Man nehme des Metal-Fans liebste Wikinger
Amon Amarth, füge die finnischen Newcomer Wintersun hinzu und verfeinert das Ganze mit dem Geheimtipp von den Färöischen Inseln,
Tyr. Und um daraus ein besonders schmackhaftes Konzerterlebnis zu formen, sei zu empfehlen diese Kombination am besten in
Anwesendheit eines glänzend aufgelegten Publikums aufspielen zu lassen. In diesem Sinne Bon Appetit.
Dass an diesem Abend im z7 ein wahres Dream Team aufspielen würde, das hatte sich unter den Metal Fans schon längst rumgesprochen.
Und so hatte sich in der Halle auch eine stattliche Anzahl an Zuschauern eingefunden, die gespannt mitverfolgten, wie Tyr als
erstes die Bühne betraten und mit dem Klassesong "Regin Smišur" ihr 30-minütiges Set eröffneten. Die Band wusste von Anfang
an mit
einem sowohl sympathischen wie auch technisch versierten Auftreten zu gefallen, was wiederum von so manchem Zuschauer mit lauten
"Tyr" Ruf quittiert wurde. Mit dem wohlbekannten Gassenhauer "Wild Rover" doppelte die Band mit einem zweiten Song vom "Eric the Red"
Album nach, bei dem vor der Bühne ausgiebig geschunkelt und mitgesungen wurde. Danach war es dann endlich Zeit für zwei Songs
vom aktuellen Werk "Ragnarök", wobei der Titeltrack und "Wings of Time" zu wohlverdienter Live-Ehre kamen. Hierbei sorgte vor
allem der in beiden Songs vorkommende färöische Gesang für begeisternde Publikumsreaktionen, da man ja nicht alle Tage die Chance
bekommt dieser faszinierenden Sprache live zu lauschen. Nach diesem gelungenen Doppelpack war dann aber leider auch schon die Zeit
des Abschiedes gekommen, stimmten Tyr mit "Hail to the Hammer" den letzten Song ihres Sets an. Und als der letzte Klang dieses Songs
verstummt war, wurden Tyr mit einem tobenden und wohlverdienten Applaus für ihren durch und durch gelungenen Auftritt entlohnt.
Die Jungs von den Färöischen Inseln hatten mit ihrem Auftritt eine gute Vorlage hingelegt, die es nun von Wintersun zu
übertreffen galt. Und den Finnen um Jari Mäenpää gelang dies mit einer erschreckenden Souveränität, wurde die Halle schon mit
dem ersten Song "Winter Madness" in ein tobendes Tollhaus verwandelt. Überall flogen die Haare durch die Luft und es wurde aus
voller Kehle mitgesungen, während die Band einen superben und hochmotivierten Auftritt hinlegte. Egal ob nun langsame oder
schnelle Songpassagen, die Band vermochte in jeder Lebenslange zu gefallen und mit "Beyond The Dark Sun", "Sadness and Hate",
"Sleeping Stars", "Battle Against Time" und "Starchild" wurde auch ein oft erprobtes und sicheres Hitprogramm abgefackelt. Von
daher erwiesen sich die 45-Minuten Spielzeit die Wintersun zur Verfügung hatten, als extrem kurzweilig und schweißtreibend.
Nun, der Auftritt von Tyr war klasse und der von Wintersun einfach nur geil. Doch im Vergleich zu Amon Amarth waren beide
Auftritte nur ein laues Lüftchen in den Segeln eines Wikingerschiffes. Denn die Schweden kamen, sahen und ballerten sprichwörtlich
alles weg. Amon Amarth legten einen Auftritt hin, wie er gewaltiger nicht sein konnte und sorgten schon mit dem eröffneten "Valhall Awaits Me"
für eine Stimmung, wie sie euphorischer nicht sein konnte. Die Schweden wurden von den Fans wie Helden abgefeiert und jede
Geste und jede Ansage von Frontmonster Johan Hegg trieb die Stimmung noch stärker dem Siedepunkt zu und oftmals gar darüber hinaus.
Dabei präsentierte sich die Band in absoluter Spiel- und Bewegungslaune, wurde bei jedem Song der volle Körpereinsatz erbracht.
In Sachen Songauswahl wurde vor allem auf Stücke der aktuellen Scheibe wie auch von den Alben "Fate of Norns" und "VS. The World"
zurückgegriffen, wobei die Fans im Vorfeld die Setliste per Internetabstimmung maßgeblich Mitbeeinflussen konnten. Songs wie z.B.
"Runes of my Memory", "Death in Fire", "Fate of Norns", "VS. The World", "Gods of War Arise", "Once sent from the Golden Hall",
"Thousand Years of Oppression" oder auch "Victorious March", schlugen dementsprechend wie eine Bombe ein. Auch die immer wieder
von Johan Hegg ausgesprochenen Trinksprüche bei denen er mit seinem Trinkhorn in Richtung des Publikums prostete, verfehlten ihre
Stimmungsmachende Wirkung nicht. Mit "With Oden on our Side" beendeten Amon Amarth dann ihren 90-minütigen Hammerauftritt,
der diesem geilen Konzertabend wahrlich die Krone aufgesetzte hatte.
Nando Rohner - www.sounds2move.de /
11. November 2006 |