Bands:

Josh Pearson + Calla

Location:

Gebäude 9 Köln

Datum:

21.02.2006

Autor: Katrin Reichwein

 

Vielleicht liegt es daran, dass es Dienstagabend ist, vielleicht aber auch daran, dass die Indie-Pop-Perlen Calla nach siebenjährigem Bandbestehen immer noch als Geheimtipp gehandelt werden und bloß im New Yorker Underground eine Marke gesetzt haben: Nicht einmal 50 Leute haben sich ins Kölner Gebäude 9 verirrt. Den Auftakt macht der auf Solopfaden wandelnde Sänger von Lift To Experience, Josh Pearson. Der Texaner, bewaffnet mit nur einer Akustikgitarre, trifft auf knapp zwanzig Zuschauer, von denen die Hälfte nicht annähernd an seinem lauten, flattrigen Sopran interessiert scheint. Vier lange Lieder bringt Josh unter großem Gegröle des ignoranten Teils des Publikums hinter sich, nicht ohne anzumerken, dass die Ignoranten doch bitte zehn Meter von der Bühne zurück treten sollen.

Es fällt schwer sich Calla live vorzustellen. Wie soll man die seltene Schönheit und Reinheit eines Albums wie "Televise" (2003) oder "Scavengers" (2001) auf eine kleine, schmutzige Bühne bringen? Calla geht der Ruf voraus eine der lautesten und doch zugleich leisesten Livebands der Welt zu sein. Und tatsächlich: Ziemlich laut werden die fragilen, minimalistischen Indie-Pop-Melodien daher gebracht. Immer zwischen Intimität und emotionalem Ausbruch wankend, zieht Aurelio Valles (vocals, guitars) dunkle, fast geflüsterte Stimme das Publikum in einen Abgrund aus surrealen, oft instrumentalen, Soundkaskaden und psychedelischem Programming ("Overshadowed", "Fear Of Fireflies") aus dem man gar nicht mehr auftauchen möchte. Selbst die zuvor pöbelnden Pearson-Ignoranten erstarren in Ehrfurcht. Doch der Aufprall in die Realität erfolgt prompt durch harte Rockgitarren, treibende Drums und Feedbackspielerein ("Strangler", "It Dawned On Me", "Swagger"). Das Trio beschert den Anwesenden ein Gefühlschaos, das sich gewaschen hat. Mit zwei Zugaben kommt das Konzert nach gut eineinhalb Stunden zu einem abrupten und viel zu schnellen Ende. Doch Calla lassen es ich nicht nehmen nach der Show noch Autogramme zu geben und den ein oder anderen Plausch zu halten. Aurelio Valle, Peter Gannon (bass, guitars) und Wayne B. Magruder (drums, samples) erweisen sich auch hier, ohne ihre Instrumente, als ruhige und zugleich laute, jedoch auf jede Art angenehme, Zeitgenossen.

© Katrin Reichwein - sounds2move.de / 27.02.2006

 

Calla mit Fans

- Zurück zur Übersicht -