Bands:

Edguy + Dragonforce + Sabotan

Location:

Wartenbergoval Angersbach

Datum:

04.03.2006

Tour:

Rocket Ride Worldtour 2006

Autor: Markus Rutten

 

Darth Vader betritt, begleitet von 2 Stormtroopers die Bühne um wenig später mit einem hinter allerlei Blech und Gerät verschanzten Zivilisten einen Lichtschwertkampf auszutragen. Wenig später tanzt ein kleines, langhaariges Männchen an gleicher Stelle fast wie ein Funkenmariechen und das Auditorium dankt es immer wieder mit Schlachtgesängen, die man auch aus hiesigen Fußballstadien kennt. Drei weitere Gestalten ziehen vielseitige Grimassen, während sie ihre Saiteninstrumente bearbeiten und sogar ein Hauch von Karibikflair wehr kurzzeitig durch das Wartenbergoval im hessischen Angersbach. Ladys and Gentlemen: Die “Hair-Force-One” ist gelandet, hat den “Catch of the Century“ im Gepäck und die Herren EDGUY ausgespuckt damit diese der bis unters Dach gefüllten Halle vom „Land of the Miracle”, dem fernen „Babylon“ und einigen „Superheroes“ berichten können.

Vollkommen richtig – Die Verrückten sind in der Stadt. Rampensau Tobi Sammet und seine Mitstreiter haben geladen und die Gäste sind mehr als reichlich erschienen. Tickets noch flott an der Abendkasse kaufen? Willkommen im Traumland. Dieses Gute-Laune-Feuerwerk war schon einige Zeit vor dem eigentlichen Termin restlos ausverkauft. Wen das im voraus gewundert hat, der weiß spätestens beim verlassen der Halle warum dieses Quintett aus Fulda seit einigen Jahren immer größere Hallen füllt, mehr Platten verkauft und auch dem nicht-metallischen Musikfreund auf der Straße ein Begriff ist. EDGUY geben immer 100% auf der Bühne (und daneben), egal ob Regen und Wind (Wacken Open Air 2005) oder kursierender Magen-Darm-Grippe wie zum Ende der „Rocket Ride Worldtour“ 2006. Auch Ladykiller Tobi unterstreicht diesen Fakt noch mal in einer seiner amüsanten Ansagen, die sonst von allerlei Witzeleien, Sympathiebekundungen und auch dem einen oder anderen Spaß des härteren Kalibers (Stichwort „Der Sammet singt was vor und ihr singt es einfach nach. Das hat vor 60 Jahren schon mal einer versucht. Damals war es ein Österreicher“) dominiert werden. Da hat der blonde Sänger wohl kurzzeitig vergessen dass Mutti und Papa auch da sind und denen nach diesem Satz wahrscheinlich die Kinnlade um 5-10 cm tiefer hing. Aber wer kann diesem netten Kerlchen, das wie gewohnt und wie mit Hummeln im Hinter über die Bühne sauste schon böse sein? Eben, keiner. Und wenn EDGUY dann noch in der 2. Zugabe das beliebte, aber zuletzt live eher zurückgehaltene „Avantasia“ zum besten geben, das noch dazu durch einen Gastauftritt von GAMMA RAY Gitarrist Hanjo Richter veredelt wird, als dann ist auch das letzte Fanherz vollauf zufrieden mit einem Abend, der schon zu Beginn großes hoffen lies. Denn mit SABOTAN und DRAGONFORCE wurden wie schon 2004 zwei Supports mit auf die Reise genommen, die – ähnlich wie zuvor BRAINSTORM und NOCTURNAL RITES – je eine headlinerwürde Show zum besten gaben.

Besser hätten SABOTAN nicht für ihr kommendes Album werben können und auch unter den Anwesenden Headbangern schien sich doch mehr als nur ein kleines Häufchen von Fans befunden zu haben. Da sind DRAGONFORCE in zweierlei Hinsicht etwas voraus. Deren neues Album „Inhuman Rampage“ ist bereits im Januar erschienen und auch als Headliner durften die jungen Flitzefinger auf dieser Tour schon ran, allerdings nur im heimischen Vereinten Königreich. Warum dieser kurzweilige Wechsel gerechtfertigt ist? Ganz einfach: Weil DRAGONFORCE nicht nur technisch unfassbar begabt, sondern für ihr junges Alter auch kompositorisch unwahrscheinlich weit sind. Da bleibt sogar ein passionierter Gitarrist und Gitarrenlehrer ob dieses unfassbaren Tempos mit offenem Mund staunend stehen (Gell Uri ;-)  ). Dennoch bleibt bei dieser Band ein großes Manko, das es auszumerzen gilt: Nach max. 20 Min. hat ein Großteil der Zuhörerschaft einfach sattgehört an diesen Hochgeschwindigkeitsgranaten. Da hilft dann auch die unterhaltsame Hüpfen-Rennen-Frickeln-Posen-wiedervonvorne Bühnenshow nicht immer weiter. Aber sei es drum. Der gesamte Abend war pures Metal Entertainment oberster Klasse. Daran werden sich einige andere tourende Künstler in diesem Jahr messen lassen müssen.

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 13.03.2006

 

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