Bands:

In Extremo + Waltari

Location:

Schloßhof Fulda

Datum:

08.07.2005

Tour:

Burgentour 2005

Autor: Markus Rutten

 

Ein schöner Veranstaltungsort ist er, der barocke Schlosshof in Fulda. Für Geschichtsinteressierte: Das Schloss wurde zwischen 1706 und 1721 nach den Plänen Johannes Dientzenhofers errichtetet und entstanden als eine Art Umbau einer Renaissanceanlage von 1607, welche an der Stelle der mittelalterlichen Abtsburg (ab 1312) angelegt wurde.  Der altehrwürdige Prachtbau ist mit seinem Flair genau das Richtige für eine Band wie In Extremo. Nur leider ist das Innere des Schlosses auch ein ziemlich großes Areal und auch das Septett um Sänger Das Letzte Einhorn alias Micha vermochte es nicht, die große Location komplett zu füllen. Der Stimmung tat dies unterdessen keinen Abbruch, auch wenn das bunt gemischte Publikum beim Auftritt von Waltari anfangs etwas vor den Kopf gestoßen wirkte. Mit Rock meets Folk meets House hatten wohl nur die Wenigsten gerechnet. Dennoch konnten die Finnen eine gute Show auf die Bretter bringen, was zu einem Großteil der agilen Feuerlocke Kärtsy, seines Zeichens Sänger des Quartetts zu verdanken war. Spaß hatten neben den Musikern leider zuweilen nur die ersten beiden Reihen – zumindest waren diese die einzigen, die ihre Zustimmung durch Gestik etc. zum Ausdruck brachten. Dass Waltari schon Musik machten, als einige der Zuschauer noch flüssig waren, wussten wohl nur die Wenigsten. Gleiches gilt für die Tatsache, dass die Band europaweit schon über 200.000 Alben an den Mann bzw. die Frau bringen konnten.

In Extremo sind eine Band, welcher der Ruf einer Live-Macht Voraus eilt. Und auch wenn die „glorreichen Sieben“ schon seit ihren Anfangstagen mit Lorbeeren für ihre packenden Auftritte überhäuft werden, so kann man an diesem Abend nur einmal mehr sagen: Erwartungen erfüllt UND (wie gewohnt) sogar übertroffen. „Ein Strauß bunter Melodien“ würde der bier-seelige Tom Angelripper wohl sagen. Denn zum Zuge kamen Hits und Fanlieblinge aus allen Schaffensphasen der Band. Für besonders starke Resonanzen sorgten dabei Überhits wie „Spielmannsfluch“, „Küss mich“, „Vollmond“ oder „Wind“. Leider kam das neue Album „Mein rasend Herz“ in meinen Augen etwas zu kurz. Dennoch wurde auf den Album-Vorreiter „Nur ihr Allein“ genauso wenig verzichtet wie auf die 2., kommende Single „Horizont“, die auch ohne Marta Jandovas Stimme ihre Atmosphäre zu entfalten weiß, wenngleich etwas weniger intensiv. Einen Grund sich ein Loch in den Bauch zu freuen gab es übrigens auch (zumindest für mich), denn auch das hüpfbare „Poc Vecem“ schaffte es in die Setlist dieses lauen Sommerabends. Sympathisch wie eh und je ließen es die Extremos nicht nur musikalisch sondern auch unter Zuhilfenahme von pyrotechnischen Spaßmachern ordentlich krachen. Neben der Publikumsnähe und Bodenständigkeit, die diese Herren an den Tag legen, bleiben auch die sehr humanen Preise für Andenken und Fanutensilien (z.B. aktuelles T-Shirt: 15  Euro, vgl. Iron Maiden Tour: teilweise bis zu 50 (!) Euro) positiv in Erinnerung. Somit sollte der junge, langhaarige Herr im neuen IE Shirt, der während der Umbaupause spontan und herzhaft vor den Wellenbrecher in der ersten Reihe gekotzt hat wohl der einzige sein, bei dem dieser Abend einen faden Beigeschmack hinterlassen hat.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de / 15.07.2005

 

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