Bands:

Apocalyptica

Location:

Thüringenhalle Erfurt

Datum:

02.12.2005

Tour:

Harmageddon Nights 2005

Autor: Markus Rutten

 

Nach Plan lief an diesem eiskalten Freitag im Dezember fast nichts. Geplant waren 3 Bands und 2 DVD Drehs. Am Ende gab es eine Band und keinen DVD Dreh. Das heißt im Klartext: Der angekündigte aber nicht namentlich genannte „Special Guest“ fehlte. Die geplante Vorgruppe der Teufelscellisten – die Waliser Bullet for my Valentine – mussten ihren Auftritt am Nachmittag wegen einer Kehlkopfentzündung von Sänger Matthew Tuck kurzfristig absagen. Dazu wollten sowohl Apocalyptica als auch die krankheitsbedingt ausgefallenen Metalcore’ler ihren Auftritt in Erfurt für eine kommende DVD-Veröffentlichung mitschneiden lassen. Aber Pustekuchen. 2 Tage vor dem Konzert wurde dieses Unternehmen nämlich abgesagt und auf den Auftritt am 05.12. in Düsseldorf verlegt. In der Pressemitteilung war von „technischen Problemen“ die Rede aber wer am Konzertabend vor Ort war, der kommt nicht um die Vermutung herum dass man sich mit der Thüringenhalle etwas übernommen hat. Eine Band wie beispielsweise Nightwish konnte diese Halle im Oktober 2004 ausverkaufen – jedoch mit einem Nr. 1 Album im Rücken und einer vorherigen eineinhalbjährigen Tourpause. Im Falle von Apocalyptica jedoch hätte man sich lieber für eine kleinere Location entscheiden sollen, da man die große Thüringenhalle an diesem Abend gerade einmal halb füllen konnte. Auch wenn im Vorfeld alle Hebel in Bewegung gesetzt wurden (Freikartenverlosungen, „Buy 2 get 3“-Kartenverkaufsaktion) sollte es nichts sein. Sehr schade, denn Apocalyptica lieferten eine (Solo-)Show der Extraklasse ab, die sicher einer DVD würdig gewesen wäre.

Nach einem sehr langen Instrumental-Intro ließen es Eicca, Paavo und Perttu (verstärkt durch den großartigen Schlagzeuger Mikko Siren und die „Stimmungskanone“ Antero, der die Band nur noch Live am 4. Cello unterstützt) dann ordentlich krachen und hauten den Fans ihre klassisch-metallischen Kompositionen nur so um die Ohren. Die Finnen zeigten sich bei bester Spiellaune und gerieten mit fortlaufenden Spieldauer immer mehr in Bewegung. In alter Tradition wurden die bekannten Coverversionen (z.B. Metallica’s „Enter Sandman“, „Nothing Else Matters“ und „Seek & Destroy“) von Fans und Band lauthals mitgesungen und auch sonst animierte vor allem Paavo die Fans immer wieder zum mitklatschen. Frauenschwarm Perttu versetzte zudem die weiblichen Fans in Verzückung als er sich seines T-Shits entledigte. „Betrayal“, „Somewhere around Nothing“, „Hope“ und “Quutamo” (die Urversion des Singlehits “Wie Weit” mit Marta Jandova von Die Happy) funktionieren mittlerweile schon genauso gut wie die Coverversionen und beim der Großartigen Instrumentaldarbietung von „Bittersweet“ lief es einem, genau wie beim Cover „Nothing Else Matters“, eiskalt über den Rücken. Auch wenn Finnen gemeinhin als zurückhaltendes Völkchen gelt: Je länger ein Auftritt der Apos dauert um so mehr gehen die Nordmänner aus sich heraus, bis man wie in Erfurt zum Ende es Sets Perttu mit seinem Bogen wie einen Besessenen auf sein Cello einprügeln sieht. Nach dem Abgang folgen zwei Zugaben und mit Edvard Grieg’s „Hall of the Mountain King“ endet der Auftritt wenig überraschend aber dennoch mitreißend. Bleibt zu hoffen dass in Düsseldorf alles glatt lief und die Herren in ähnlicher Form waren. Dann kann die kommende DVD ja nur ein Erfolg werden. Diese Band ist und bleibt ein Phänomen und eine bleibt eine musikalische Ausnahmeerscheinung. Wer sie live bisher verpasst hat sollte dies noch ganz schnell nachholen, denn Gerüchten zufolge will sich die Band 2007 in eine Pause verabschieden.

Markus Rutten  - www.sounds2move.de / 07.12.2005

 

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