Bands:

Wizo

Location:

Kreuz Fulda

Datum:

02.03.2005

Tour:

Die große Wizo-Abschieds-Tour

Autor: Katrin Reichwein

 

Als das Licht ausgeht und Wizo in voller Leichenbestatter-Montur ihren eigenen Sarg über die Bühne tragen, ist spätestens jetzt jedem klar, dass dies ein besonderer Abend ist. Ihr letztes Konzert in Fulda und das drittletzte überhaupt soll ein heiliger Moment in der katholischen Provinz werden. Nirgendwo passen Chopins Trauermarsch in B-flat minor, Jesuskreuz und Segnung mit der Weihwasser-Klobürste besser als im Bistum Fulda.

Mit geneigtem Haupt nehmen die drei ihre Instrumente an sich und legen spritzig mit dem Klassiker 'Kopfschuss' los. Schlagartig bricht ein, für eine Trauerfeier, ungewöhnlicher Tumult los, der ganze zwei Stunden anhalten soll. Wizo graben ganz tief in der Hit-Kiste und packen so schöne Sachen wie ihre 1. Single 'Klebstoff', 'RAF' oder 'Raum der Zeit' aus. Ein wahres Feuerwerk an Hits also; jeder davon ein Klassiker und ein weiterer Schritt in Richtung Musiknirvana. Jede Textzeile wird vom Publikum mitgesungen, es wird getanzt und ausgelassen gefeiert. Hier und da sieht man aber doch eine Träne die Backe hinunter laufen. So fühlt sich das also an, einen Teil seiner Jugend zu begraben.

Ein Highlight stellt auch die 1. Zugabe dar, als Wizo endlich 'Kein Gerede' in der unzensierten Version anspielen. In diesem Moment macht sich jedes Anwesende strafbar, aber das ist egal, das ist Punk. Aus tausend Kehlen ertönt der Schlachtruf "Noch ein Aufruf zur Revolte / Noch ein Aufruf zur Gewalt / Viel zu Lange gab's Unterdrückung / Steinigt diesen Staat!". Aber das Gefühl, dass Sänger Axel Kurth diese Wort schon lange nicht mehr ernst meint, bleibt.

Absoluter Höhepunkt ist schließlich Wizos letztes Lied 'Die letzte Sau'. Das Hallenlicht ist längst im Begriff wieder zu erhellen, doch das Publikum singt den Refrain als gäbe es kein Morgen. Selbst als Wizo diesen kleinen Überhit schlussendlich beenden, will das Publikum noch lange nicht wahrhaben, dass es nun endgültig zu Ende geht. Noch ein letztes Mal kommen die Sindelfingener auf die Bühne, um ihre blanken Ärsche im Takt zu 'Time to say goodbye' wackeln zu lassen. Und dann ist wirklich Schluss. Eine "Legende der glorreichen Neunziger" hat sich ihr eigenes Grab geschaufelt.

 

© Katrin Reichwein - sounds2move.de

 

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