Bands: |
Xandria, Entwinde + Lab |
Location: |
Kallewerk Bad Salzungen |
Datum: |
20.11.2004 |
Tour: |
Ravenheart Tour 2004 |
Autor: | Markus Rutten |
„Für kleine Bands wie uns geben die Leute momentan kein
Geld aus“, ließ Marco (Xandria) früh an diesem Abend verlauten.
Schmerzlicherweise sollte der Gute recht behalten, wobei sicher auch das
besch...eidene Wetter seinen Teil dazu beitrug, dass das Kallewerk an
diesem Abend maximal halb voll war. Der aktuelle Longplayer „Ravenheart“ hielt sich mehrere
Wochen in den höheren Regionen der deutschen Albumcharts, das Video zur
aktuellen Single „Eversleeping“ findet regelmäßig seinen Platz bei
„WOM Musicshop“ und „Axt“ im deutschen Musikfernsehen und
dennoch lassen sich nur verhältnissmäßig wenige Zuschauer an diesem
naßkalten Abend für ein Konzert, bei dem mit Lab und Entwine auch zwei
aktuelle Geheimtipps vertreten sind, im thüringischen Bad Salzungen
begeistern. Aber wann war das Kallewerk auch zuletzt mal ausverkauft?
Sei es drum, wer nicht dabei war hat einen sehr angenehmen Abend
verpasst, bei dem jede Band auf ihre Weise zu überzeugen wusste. Den Anfang machten die Finnen von Lab. Das markanteste an
dieser Formation ist sicherlich Sängerin Ana, die nicht nur auffällig
unauffällig und zierlich daher kommt sondern auf der Bühne auch
schlagartig expodieren kann. Die Gute singt, schluchzt und schreit sich
die Lunge aus dem Leib, ohne dabei einen Ton zu verfehlen. Eine sehr
imposante Gesangsleistung von der kleingewachsenen Sängerin, die mit
Fug und Recht behaupten kann eine echte Livestimme zu haben. Auch ihr
einbeiniger „Storchentanz“ (wer dabei war wird wissen was ich meine)
hat kultpotential. Man wird sehen in welche Richtung sich Lab mit ihrem
neuen Album entwickeln werden wenn im Frühjahr 2005 der Nachfolger zu
„Devil is a Girl“ (2002) in die Läden kommt. Ich persönlich würde
mir wünschen, dass Lab sich nicht all zu weit von ihrem
„Psycho-Pop“ entfernen, denn die aktuellen Songs sind eingängig
ohne dabei das gewisse etwas zu verlieren. Entwine, die anschließen ihre Songs zum besten gaben,
konnten mich nicht so recht überzeugen. Gothic-Rock könnte man die
Musik von Entwine vielleicht nennen, wobei man mit solchen Zuordnungen
natürlich immer etwas vorsichtig sein muss. Sorgten die ersten Songs
noch für Aufmerksamkeit, so ließ diese mit verstreichender Spielzeit
bei mir immer mehr nach. Zu oft hatte ich das Gefühl die dargeboten Stücke
schon einmal gehört zu haben. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass
sich diese Finnen ständig wiederholen. Den anderen Zuschauern schien es
allerdings mehr zuzusagen als mir, denn der Applaus war doch eine Ecke
lauter als noch bei Lab. Sänger Mikka kam für meinen Geschmack ein
wenig kühl und unnahbar rüber und erinnerte doch auffällig an
Landsmann Ville Vallo, denn beide haben u.a. nicht nur den Eyeliner,
sondern auch die obligatorische Kippe gemeinsam. Wie man einen Auftritt herzlich und einsatzfreudig
darbietet zeigten dann Lisa und ihre Jungs von Xandria. Immer noch mit
feuerroter Haarpracht erwischte Frau Schaphaus mit ihrer gefühlvollen
Stimme einen ziemlich guten Tag und so gab sie sich weder stimmlich noch
bei ihren sympatischen Ansangen die Blößen. Nur das „schweigsame
Drittel“ des zurückhaltenden Kallewerk-Publikum konnte auch sie nicht
aus der Reserve locken. Das ist aber keine Schande, denn auch Liv
Kristine und Alex Krulll hatte einige Wochen zuvor ihre liebe Mühe aus
den Anwesenden das letzte heraus zu kitzeln. Eine
echte Bereichung für das Quintett ist sicher Nils - der neue Mann am
Bass. Denn der selbsternannte „Klischee-Rocker“ (siehe Xandria.de)
gibt auf der Bühne alles und fügt sich optisch gut ins Livebild der
Band ein, denn posen kann nicht nur er, sondern auch Marco und Philip
wissen dynamisch wippend ihre Riffs zu spielen. Der musikalische
Querschnitt durch die beiden Alben „Kill the Sun“ und
„Ravenheart“ war nicht nur vielseitig, sondern auch gut gewählt.
Langsame und rockige Stücke wechselten sich ab und so wurden u.a.
„Casablance“, „Eversleeping“, „Snow White“, „She’s
Nirvana“, „Some like it Cold“ und „Black Flame“ zum besten
gegeben. Über die gesamte Länge des Auftrittes hatten die
„Handypapparazzi“ in den ersten Reihen Hochsaison und mehr als eine
Chance die gern posende Lisa für die Nachwelt mit ihrer Handykamera
festzuhalten. Apropos „festhalten“: Halten wir fest, dass dieser
Abend sein Geld mehr als Wert war und Xandria auf der Bühne noch mal
eine Schippe besser sind, als sie es sowieso schon auf ihren Longplayern
sind. Markus Rutten – www.sounds2move.de |