Bands :

L'ame Immortelle + Chamber

Location :

Markthalle Hamburg

Datum :

18.10.2004

Tour :

Gezeiten-Tour

Autor : Christine Schams

 

Meistens läuft ein Konzertabend wie folgt ab: Frühzeitig in der Halle sein, den T-Shirt-Stand abklappern, eine gute halbe Stunde die wackeren Bemühungen der Vorband beobachten bis dann endlich, ja endlich die Band weswegen man das heimische Sofa verlassen hat, auf der Bühne erscheint. Man freut sich, tanzt und rockt eineinhalb Stunden, und geht, fährt – oder lässt sich fahren - meist nach einigen Zugaben, zufrieden und glücklich wieder nach Hause. Normalerweise. Dieser Konzertabend brach das Schema, an jenem Abend war alles einfach anders, war mehr als nur ein Konzert. Ort: Hamburger Markthalle. Auf dem Programm: L’Âme Immortelle und, als special guest, Chamber.

Die ersten Gäste trudelten ab 20 Uhr ein, das erste Bier ging über den Tresen, am T-Shirt-Stand deckten sich zahlreiche Fans noch mit CDs oder T-Shirts ein, und auch Sonja Kraushofer machte ihre Runde. Bereitwillig gab die sympathische Österreicherin Autogramme und plauderte mit den Fans.

Punkt 21 Uhr hieß es dann, metaphorisch gesehen, Vorhang auf für Chamber, l’ochestre de chambre noir. Und den schwarzen Kammermusikern gelang das, was einer Band nur selten glückt: Sie hatten vom ersten Stück an die Zuschauer auf ihrer Seite. Wer bis zu jenem Abend noch nichts von Chamber gehört hat, wird sicherlich künftig nicht mehr an den sympathischen Musikern vorbeikommen. Marcus Testory führte in charmanter, witziger Art durch das musikalische Programm, das wohl niemanden in der Halle unberührt ließ. Chamber präsentierten ihre gefühlvollen Stücke leidenschaftlich und mit einer Hingabe, wie sie nur selten zu beobachten ist. Ein rundherum gelungener Auftritt, der nichts vermissen ließ, der Lust auf mehr Chamber machte. Die Zuschauer dankten es der Formation mit lang anhaltendem Applaus und "Zugabe"-Rufen. Dem kamen Chamber gern und fehlen durfte dann auch nicht: Das Rammstein-Cover "Engel".

Konzerte von L’Âme Immortelle sind bekanntermaßen Emotion und Kraft, das sind gefühlvolle Balladen wie "Ohne Dich" und knallharter, wütender Gitarrenrock wie bei "Aus den Ruinen". LAI-Konzerte, das ist Sonja Kraushofer im eng anliegendem schwarzen Kleid und Thomas Rainer im schwarzen Nadelstreifenanzug mit schwarzer Krawatte, der sanfte Gesang von Sonja Kraushofer im Dialog mit den verzweifelt-wütenden Anklagen von Thomas Rainer. Wie immer unterstützt von Ashley Dayour an der Gitarre, Francis am Bass und Markus Adamer am Schlagzeug zeigten Sonja Kraushofer und Thomas Rainer erneut, dass LAI live noch gefühlvoller, noch stärker und kraftvoller sind als auf CD. Ob nun die neuen Songs vom "Gezeiten"-Album wie "Calling", "Masquerade" oder die Hitsingle "5 Jahre", ob ältere Stücke wie "Aus den Ruinen", "Live will never be the same again", "Tiefster Winter" oder "Bitterkeit" – LAI boten an diesem Abend einen abwechslungsreichen Querschnitt durch ihre Repertoire, zeigten sich spielfreudig und musikalisch auf höchstem Niveau. Die Qualitäten der studierten Musicaldarstellerin Sonja Kraushofer sind ja mittlerweile nicht nur Fans hinlänglich bekannt. Auch an diesem Abend war Sonja Kraushofer wieder einmal eine Klasse für sich und untermauerte damit aufs Neue ihren Stellenwert als Ausnahmesängerin der Szene. Ihr in nichts nach stand Thomas Rainer, dessen wütend-verzweifelter Gesang live noch mehr an Kraft und Gefühl bekommt. Als eine echte Bereicherung für die Band erwies sich auch Martin Parzer, der LAI seit 2003 live an den Keyboards unterstützt. Wie geschaffen für solch eine gute Live-Band schien auch der Veranstaltungsort: die Markthalle, ein kleiner Konzertsaal, überschaubar, ohne Bandgraben, von jedem Platz perfekte Sicht auf die Bühne. Zu schnell waren bei diesem guten Auftritt dann auch eineinhalb Stunden vorbei, zu schnell auch die Zugabe und LAI verabschiedeten sich von den sichtlich glücklichen und zufriedenen Fans – ein Wiedersehen sollte es aber bereits wenige Minuten später geben, denn den Wunsch nach einer zweiten Zugabe erfüllten LAI auf ihre Weise: Nach Konzertende fand sich die Band in der Vorhalle ein, gab bereitwillig Autogramme, ließ sich fotografieren und plauderte locker mit ihren Fans. Interessant übrigens in diesem Zusammenhang: Während Thomas Rainer das Bad in der vor allem weiblichen Menge sichtlich genoss, lehnte Sonja Kraushofer eher zurückgezogen am Tresenstand und beantwortete Autogrammwünsche - im gewohnt charmanten österreichischem Dialekt - mit einem freundlichen, aber doch stets schüchternem "Gerne", "Danke". Zusammengefasst lässt sich der Abend am ehesten mit jenem Wort beschreiben: Konzerterlebnis.

Christine Schams - www.sounds2move.de 

 

 

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