Bands:

In Mitra Medusa Inri, Elysium, Lights Of Euphoria, Das Ich, Clan Of Xymox

Location:

Markthalle Hamburg

Datum:

05.11.2004

Tour:

Elysium-Festival

Autor: Christine Schams

 

Die Sterne für das Elysium-Festival am 5. November in Hamburg standen nicht gut. Grund für den bedeckten Himmel war aber nicht nur das stürmische Wetter an diesem Abend, das den Ruf der Elbmetropole als "verkühlte Regenhochburg" erneut zu bestätigen schien. Vielmehr führte eine Reihe unglücklicher Zusammenhänge dazu, dass sich nur wenige Zuschauer in der Markthalle einfanden, um die Auftritte fünf hochkarätiger Bands zu sehen. Am Line-Up kann dies aber sicherlich nicht gelegen haben. Denn wann und wo stehen schon einmal Clan of Xymox, Lights Of Euphoria und Das Ich zusammen auf einer Bühne, zumal letztere ihren ersten Auftritt nach sechs Jahren Hamburg-Abstinenz gaben. Woran also lag es dann? Dazu die Ansammlung der möglichen Ursachen: Laut Veranstalter wurde das Festival trotz Anfrage in den großen, überregionalen Musikmagazinen nicht angekündigt. Schlecht für alle Fans außerhalb der Elbmetropole. Weiterhin verlautete aus unbekannten Gründen ein DJ bei einer Szene-Party in Hamburg, das Festival falle aus. Genau eine Woche nach dem Eylsium-Festival fand ein Electro-Festival in Hamburg statt, was unweigerlich die Frage aufwirft, ob Hamburg eher eine Electro- denn eine Dark-Gothic-Wave-Hochburg ist. Und last but not least entwickelte sich der Ticketkauf zu einer kleinen Odyssee durch diverse Hamburger Vorverkaufsstellen. Doch Ursachenforschung hin, Schuldzuweisungen her - Fakt ist und bleibt: Das Festival hätte definitiv mehr Zuschauer verdient. Eine größere Kulisse den bestens aufgelegten Bands, mehr zahlende Zuschauer dem Veranstalter, der mit diesem Abend einen unerheblichen Verlust eingefahren haben dürfte.

Die kärglichen Zuschauerzahlen führten dazu, dass der Zeitplan bereits mit der ersten Band, in mitra medusa inri, zur Makulatur wurde. Die Hoffnung auf eine Besucheransturm erfüllte sich aber leider auch nach einer guten Stunde des Wartens nicht, so dass in mitra medusa inri ihr Konzert vor gut 50 Zuschauern starteten. In mitra medusa inri nahmen es mit Humor: "Hallo Hamburg, oder besser gesagt, was davon übrig blieb". Der guten Stimmung vor und auf der Bühne schien dies keinen Abbruch zu tun. Die Gunst einer geräumigen Tanzfläche ließen sich die Fans nicht entgehen, tanzten begeistert mit und ließen in mitra medusa inri erst nach einer Zugabe gehen. Wenig begeistern konnten dagegen Elysium, die gegen eine leere Tanzfläche anspielten und auch die wenigen Zuschauern auf den Tribünen konnten die behüteten Männer mit ihrem gitarrenlastigen Sound nicht beeindrucken. Ein leichteres Spiel hatten da Lights Of Euphoria. Und auch, kaum einer mochte noch daran glauben, schienen sich nun gut 150 Zuschauer in der Markthalle eingefunden zu haben. Die treibenden Beats von Lights of Euphoria ließen den EBM-Freunde keinen Wunsch offen, ausgiebig wurde getanzt, gesungen und gefeiert und Lights of Euphoria erst nach einer Zugabe wieder von der Bühne gelassen. Für viele der Höhepunkt an diesem Abend aber war der Auftritt von Das Ich. Nach sechs Jahren gaben sich die morbiden Elektro-Mannen Bruno Kramm, Stefan Ackermann und Kain Gabriel Simon wieder Hamburg die Ehre und machten, wie von Bruno Kramm angekündigt, richtig Party. Stefan Ackermann wie man ihn kennt und liebt, als blutrot angemalter dämonischer Derwisch, der mal das Gesicht zur Fratze entstellt, im nächsten Moment wild tanzend oder hüpfend, mal breit grinsend oder dämonisch wild die Augen rollend, über die Bühne fegte, Bruno Kramm und Kain Gabriel Simon an den beweglichen Keyboards. Eine gute Stunde ließen es Das Ich mit Songs wie "Die Propheten", "Kain und Abel", "Garten Eden" oder "Vulkan" richtig krachen, wobei die Fans natürlich auch nicht "Gottes Tod" vermissen mussten, bei dem Stefan Ackermann gleich dem gekreuzigter Jesus Christus auf dem Mikrofonständer thronte. Auf ungewöhnliche Weise endete dieser energiegeladene Auftritt von Das Ich. Die klare Ansage Stefan Ackermanns: Erstens, Tiere sind auch Lebewesen, eine Tatsache, worüber es sich nachzudenken lohne, zweitens, Bush ist wiedergewählt und mehr denn je hoffen, beten alle für Frieden und drittens: "Wir machen das jetzt seit 17 Jahren und wissen wem wir das zu verdanken haben, nämlich euch, unseren Fans!" Bleibt nur ein Wunsch: Hoffentlich müssen wir Hamburger nicht wieder sechs Jahr auf einen Auftritt von Das Ich warten. Etliche Zuschauer hatten bereits den Heimweg angetreten, Das Ich ihr Equipment eingepackt, als gegen ein Uhr nachts endlich Clan Of Xymox die Bühne betraten. Die Damen des Quartetts, Mojca Zugna (Bass) und Agnes Jasper (Keyboards) in verführerischen Miedern, der COX-"Kopf" und Frontman Ronny Moorings an der Gitarre, zurückhaltend und deutlich jünger wirkend als auf Fotos, und Mario Usai (Guitar). Von den Entertainerqualitäten eines Stefan Ackermanns ist Ronny Moorings zwar weit entfernt, doch der unverwechselbare Clan-Of-Xymox-Sound und Ronny Moorings stimmliche Qualitäten sorgten von Beginn an für eine atmosphärische, ausgelassene Stimmung. Bereits mit ihrem opener, dem Club-Hit "There‘s no tomorrow", vertrieben Clan Of Xymox die ersten Anzeichen von Müdigkeit bei dem ein oder anderen Konzertbesucher, die fortan ausgelassen zu Songs wie "Jasmine & Rose", "I want you now" oder "Louise" tanzten und sich wogen. 

Gegen drei Uhr gingen die Lichter in der Markthalle endgültig aus und die Besucher machten sich auf den Weg nach Hause durch das kalte und regnerische Hamburg, müde, doch glücklich. In diesem Sinne an alle Nordlichter, die auf diesen Abend verzichtet haben: Euch ist etwas entgangen.

Christine Schams - www.sounds2move.de / edit 20.11.2004

 

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