Bands: |
Böhse Onkelz, Junkhead, Wonderfools |
Location: | Festhalle Frankfurt |
Datum: |
25.09.2004 |
Tour: |
Adios Tour - La Ultima |
Autor: | Markus Rutten |
Die
Onkelz zum letzten mal Samstags in der Festhalle. Heimspiel. Totale
Extase? Pogo ohne Ende? Auch, aber vor allem jede Menge Emotionen und Gänsehaut.
Es
ist nicht alltäglich wenn du nach einem Konzert die Halle verlässt und
statt strahlender Gesichter heulende Menschen, leere Blicke und gesenkte
Köpfe zu sehen bekommst. Das war mit Sicherheit kein gewöhnlicher
Abend der sich da in der „Gudd Stubb“ abgespielt hat. Wenn selbst
Menschen wie der sonst so gefasste und selbstsichere Stephan Weidner mit
der Fassung ringen müssen, dann merkt man schon was für eine
emotionale Angelegenheit dieser Abend für Fans und Band war. Auch Sänger
Kevin war zwar ein ums andere mal von den Zuschauern begeistert, wirkte
aber dennoch irgendwie geschockt und abwesend. Wer genau hingesehen hat,
der konnte erkennen das selbst diesem bulligen Kerl beim einen oder
anderen Song eine Träne über die Wangen kroch. Echte Kerle weinen
nicht? Dünnschiss, auch wer sich für einen „harten Kerl“ hält ist
keine Maschine. An
diesem Abend wurde auch mit einer lang gepflegten Tradition gebrochen,
was besonders Stephan nicht leicht fiel. So wurde der Song
„Erinnerung“ nicht wie je her als aller letztes Stück gespielt,
sondern kam als Abschluss des ersten Blocks vor den Zugaben. Noch ein
Anhaltspunkt für den besonderen Status dieses Abends. Die Zugabe eröffnete
dann der Song „Feuer“ (Opener des aktuellen Albums „Adios“),
welcher von flammenden Linien und riesigen Feuerfontänen an beiden Bühnenrändern
untermalt wurde. Sehr imposant anzusehen. Aber die Onkelz lassen sich ja
immer wieder etwas neues einfallen um den Fans ordentlich was zu bieten.
Und auch auf dieser Tour gibt’s neben erwähnten Flammen noch 4 übergroße,
hydraulische „Flugzeugturbinen“, ein paar große Leinwände und
einen beweglichen, vom BOSC Logo geschmückten Bühnenaufbau hinter Pes
Drumkit, welcher ebenfalls hydraulisch ist und so zur Rampe umgebaut
werden kann. Bei den Onkelz gibt’s immer große Unterhaltung für
kleines Geld, oder will jemand sagen dass 27 Euro für eine solche Band
zuviel verlangt sind? Zurück
zu den Emotionen. An einem Abend wie diesem dürfen natürlich auch
langsame Stücke wie „Für Immer“ oder „Nur die Besten sterben
jung“ nicht fehlen. Letzteren widmete Stephan der an diesem Abend auch
anwesenden Mutter des schon vor einigen Jahren in Sachsenhausen
erstochenen Freundes der Band Trimmi. Die Setlist ließ eigentlich keine
Wünsche offen und es wurden massig Klassiker, aber auch neuere Stücke
gespielt. Beispiele? „Nie Wieder“, „Stunde des Siegers“,
„Terpentin“, „Nichts ist für die Ewigkeit“, „Buch der
Erinnerung“, „Ich bin
in dir“ (Version 2001), „Danke für Nichts“, „Heilige
Lieder“... Da
„Erinnerung“ schon vorgezogen wurde bildete „Ihr hättet es wissen
müssen“ den emotionalen Abschluss dieses kaum vergleichbaren
Konzerts. Zuvor gab es allerdings noch eine Ansprache der Band, bei der
nicht nur Crew und Co. gedankt wurde, sondern die Band sich auch ein
letztes mal von den Fans verabschiedete (mal die ausgenommen, die
entweder noch Karten für Sonntag oder das Festival 2005 haben) und noch
mal nachhaltig ihre Dankbarkeit für den zusammen gegangenen Weg ausdrückte.
Ein komisches Gefühl für beide Seiten, gepaart mit lähmender
Machtlosigkeit. Alle gaben sich Mühe die Fassung zu wahren, was aber
nicht gelingen wollte. Selten hat ein so herausragendes Konzert einen so
bitteren Beigeschmack bei mir hinterlassen. Mit Kloß im Hals
kommt man aber auch zufrieden zu dem Schluss, dass sich jede andere Band
irgendwo mit einer Show wie dieser messen lassen muss. Und einen solchen
Vergleich kann man eigentlich nur verlieren... Abschließend noch 2 Sätze,
mit denen Kevin und Stephan ihren Emotionen Ausdruck verliehen haben.
Kevin: „Wir sind ja nicht gestorben. Wir sind immer für euch da“.
Aufmunternd, auch wenn der Gute während dieser Worte kaum die Fassung
wahren konnte. Die letzten Worte gebühren dann Stephan Weidner:
„Unser Spirit verschwindet nicht von einem Tag auf den anderen. Wir
haben in den vergangenen 25 Jahren Rock-Geschichte geschrieben. Was ihr
und wir da zusammen geschafft haben ist einfach unbeschreiblich. So
etwas wird es nie mehr
wieder geben!“. Recht hat er. Markus Rutten – www.sounds2move.de / 28.09.2004 |