Bands:

Virginia Jetzt! + Satisfactory

Café Royal Frankfurt

Datum:

12.12.2004

Mit der vierten Auflage wechselt das erfolgreiche "Come Together-Festivals" erstmals von Oberursel nach Frankfurt. Das Besondere am "Come Together" ist der integrative Charakter der Veranstaltung; sieben Musiker der Band Satisfactory, die das Festival initiieren, sind Menschen mit Behinderungen, die mit unglaublicher Professionalität versuchen Grenzen zu durchbrechen. Vorrangig tragen sie rockige Coverversionen vor, so z.B. Nirvanas "Come as you are", Radioheads "Creep" oder "Otherside" von den Red Hot Chilli Peppers. Dazwischen geraten immer wieder Schlager wie "Der Hund von Baskerville" (Cindy & Bert), die, dank der unglaublich guten weiblichen Leadvocals, aber keineswegs weh tun. Die Musiker fühlen sich auf der Bühne sichtlich wohl und auch dem Publikum macht es Spaß. Der plüschige Konzertraum des Café Royal, in dem immer noch alte Kinosessel zu finden sind, tobt vor Freude und Begeisterung über diese etwas andere Band.

Mit Virginia Jetzt! haben sich Satisfactory eine ganz besondere Band an Land gezogen, die ihre Botschaft vollkommen unterstützt und weiter transportiert. Zwar waren VJ! vor gut eineinhalb Monaten schon einmal in Frankfurt, dennoch ist der heutige Abend nicht mit ihrem vorhergehenden Gig in der Batschkapp zu vergleichen. VJ! präsentieren sich heute viel redefreudiger und publikumsnaher, was aber auch durchaus am kleinen Publikum liegen mag. Denn unverständlicherweise hat das halbe Publikum nach Satisfactory den Saal verlassen, so dass nur noch an die 200 Leute vor der Bühne stehen. Bassist Mathias umschreibt diese Situation mit dem Feeling auf einer Abi-Feier, auch wenn er selbst nie Abitur gemacht hat, stellt er sich solch eine Feier doch genau so vor. Aber weiter zum Wichtigen, der Musik: VJ! spielen sich einmal komplett durch ihre gesamte Diskografie. Angefangen bei "Dreifach schön" über "Von guten Eltern" bin hin zu "Ein ganzer Sommer", das traditionsgemäß von einem Fan angesagt wird. Kathrin macht ihre Sache so gut, dass Mathias ihr vorschlägt doch auf Lehramt zu studieren. Ob das wohl an ihrem didaktisch wertvollen Ausspruch "Auch die, wo da oben sitzen, sollen mitsingen!" (sic!) liegt, ist streitbar. Das Publikum ist bester Dinge und feiert VJ! mächtig ab. Über kleine Textaussetzer von Sänger Nino, täuscht Texter, Keyboarder und Gitarrist Thomas gekonnt hinweg. So wird eine halbe Ewigkeit auf sehr charmante Art über ein verlorenes Portemonnaie einer Dame namens Cécile diskutiert. Hieran zeigt sich sehr deutlich, wie gut die vier es mit ihren Fans meinen. Auch wenn Mathias' einziges Bestreben zur Rückgabe die Aussicht auf das Kennenlernen der Besitzerin zu sein scheint. Cécile höre sich nämlich so nach 'Gute Zeiten Schlechte Zeiten' an.
Einen neuen Song gibt es auch zu hören, der allerdings gar nicht mehr so neu ist, da er schon einmal in Frankfurt gespielt wurde. "Mehr als das" ist ein Song in typischer VJ!-Manier und doch erfrischend anders, so dass man nur hoffen kann, dass sie noch großes damit vorhaben.
Nach der Akkustikversion von "Das ganz normale Leben" rückt das ZDF in den kleinen Club ein, um die gemeinsame Zugabe von Virginia Jetzt! und Satisfactory auf Zelluloid zu bannen. Beide Bands lesen die Lyrics vom Zettel ab, geprobt wurde nur kurz vor dem Auftritt. Dafür gelingen U2s "One" und "Fly Away" von Lenny Kravitz dennoch wahrlich gut. Und im Endeffekt geht es hier auch nur um den Spaß an der Sache und der ist allein Beteiligten deutlich anzumerken.

© Katrin Reichwein - sounds2move.de