Bands: |
Worst Case, Elden's Countermove, Unbekannt Verzogen, Bootleg Version, Smell, UniVision, Elfmorgen + Soliloquy |
Location: | Bürgertreff Schöneck-Killianstädten |
Datum: |
30.10.2004 |
Tour: | "20 Jahre Bandcontest" |
Autor: | Katrin Reichwein + Sonja Waschulzik |
Manchmal dauert es 20 Jahre, bis man den wahren Ort seiner Bestimmung findet. So trafen wir im Kilianstädter Bürgertreff ein und wurden von einer schönen und gut besuchten Location überrascht, in welcher der 20. Rocknachwuchswettbewerb stattfand. (sw) Nachdem wir den ersten Wettbewerbsteilnehmer Worstcase verpasst hatten, kamen wir gerade rechtzeitig zu Elden´s Countermove. Die Band um Frontsängerin Laudi konnte instrumental überzeugen, wobei Gitarrensoli nur dann sinnvoll sind, wenn der Solist sein Instrument beherrscht. Laudis Stimme hat durch aus Wiedererkennungswert, jedoch erscheint der Tonumfang beschränkt und auch die Fähigkeit zum Schreigesang ist nicht gegeben. Auch Nebeleffekte und politisch motivierte Aussagen können nicht über musikalische Mängel hinwegtäuschen. (sw) Der nächste Contest-Teilnehmer - Unbekannt Verzogen - macht Deutschpunk, allerdings auch mit englischen Texten, die aber nicht sofort als solche zu erkennen sind. Der Sänger mag zwar eine geborene Rampensau sein, leider hat seine Stimme aber nicht genug Power um mit der Band mitzuhalten. (kr) Bootleg Version aus Hanau sind die Überraschung des Abends! Dass die vier Jungs es noch nötig haben an Contests teilzunehmen sollte man nicht für möglich halten, kommt ihre Interpretation von Alternative Rock mit einer gehörigen Prise Leidensdruck eines frühen Kurt Cobain doch sehr professionell rüber. Und endlich mal sind hier auch wirklich gute Instrumente auf der Bühne zu sehen. (kr) Smell, ebenfalls aus Hanau, ging als letzter Wettbewerbsteilnehmer an den Start und lieferte amerikanischen Highschool-Punk. Klassische Dreierbesetzung, einfache und eingängige Riffs und junge Musiker, die ihr Faible für Green Day nicht leugnen können, sind das ungeheime Rezept von Smell. Zu Recht hat diese Kombo bereits einen lokalen Bandwettbewerb gewonnen, da am Können der Instrumentalisten nichts auszusetzten ist, jedoch müssen die Sänger Christoph und Markus noch sehr an ihren stimmlichen Fähigkeiten arbeiten. (sw) Während
die Stimmzettel und Jurystimmen ausgewertet werden, bekommen die Zuschauer
einen Film über die 20jährige Geschichte des Rocknachwuchswettbewerbs
zu sehen. Ein Ausflug in die Geschichte kann also doch Spaß machen.
Dieser kleine, aber feine Film ist ein Zeitdokument, bei dem man aufgrund
einiger Modesünden des ein oder anderen Musikers, der heute abend
wieder auf der Bühne steht, viel zu lachen hat. So z.B. einige
Elfmorgen-Jungs bei Ex-Office Tart oder Soliloquy's Sänger Teja,
damals noch bei Coxx. Geschichtsstunde beendet, weiter geht es mit der
Bekanntgabe der Contest-Sieger. Der Moderator macht es spannend. Der
dritte Platz geht an Smell, die schon zu vor den ein oder anderen Preis
mit nach Hause nehmen durften. Zweiter werden die Punks von Unbekannt
Verzogen. Und nun - Trommelwirbel - den ersten Platz und damit eine
E-Gitarre und ein Studiowochenende ergattern Bootleg Version mit einer
knappen Mehrheit. Ein absolut verdienter Gewinn!
Als Opener spielten Elfmorgen das Instrumentalstück „Bulletproof
Cupid“ von Placebo, welches sie mit Gesang belegten. Auf den Pausenfilm
und seine Vorgängerband „Office Tart“ anspielend zeigte sich Andi
selbstkritisch mit den Worten: „Ich gebe zu, ich sah sehr beschissen
aus.“ Elfmorgen legten eine härtere Gangart an diesem Abend ein,
was sich an den Stücken „44min80“ und „ACE“ durch ein höheres
Tempo bemerkbar machte. Viele gesignte Bands wären vor Neid erblasst,
wenn sie das Publikum beim Pogo gesehen hätten, was daran gelegen
haben könnte, dass wir uns in Elfmorgen-City, sprich Hanau, befanden. Soliloquy haben, nachdem Elfmorgen gnadenlos die Zeit überzogen haben, nur noch zwanzig Minuten, um ihr Set über die Bühne zu bringen. Die vier sind dementsprechend angepisst. Mittlerweile sind auch nur noch ca. 45 Leute in der Halle. Nicht die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Auftritt, aber aus Erfahrung, weiß man das es bei jedem Bürgerhaus-Gig genau so abläuft, wenn man als letzte Band spielt. Es ist in dieser Umgebung eher eine Strafe, denn eine Ehre, Headliner sein zu dürfen. Normalerweise würden Soliloquy all diese Steine, die ihnen in den Weg gelegt werden, zur Seite kicken. Heute abend ist es aber irgendwie anders, man merkt ihnen an, dass ihnen die Situation nicht in den Kram passt. Aber rein musikalisch gesehen ist es, wie nicht anders erwartet, ein gelungenes Konzert. Soliloquy verstehen ihr Fach. Das Licht geht an, die Veranstalter beginnen bereits zu kehren, doch Soliloquy spielen tapfer weiter. Ob das Publikum will oder nicht - der gebliebene Rest schaut eher betreten aus der Wäsche. Und das obwohl ein selten gehörter, neuer Song Hoffnung auf mehr neues Material macht. (kr) Insgesamt ist der 20. Rocknachwuchswettbewerb eine schöne Veranstaltung mit kleinen Macken, die nach zwanzig Jahren Erfahrung eigentlich nicht mehr sein dürften. Aber Menschen machen Fehler, da muss man schon einmal Nachsicht haben. Schade auch, dass viele von diesem Contest zu vor noch nie etwas gehört haben - ein bisschen mehr Werbung für den Wettbewerb könnte dementsprechend nicht schaden. (kr)
© Katrin Reichwein und Sonja Waschulzik - sounds2move.de |