Bands:

Phuckenaye, Absolute Audacity, Rampage, Moron Brothers + Slow Down

Location:

Bürgerhaus Ortenberg

Datum:

01.10.2004

Tour:

 

Autor: Katrin Reichwein

 

Es scheint mein Schicksal zu sein immer und immer wieder an sehr merkwürdigen Orten zu landen. Heute mal im Ortenberger Bürgerhaus. Bei Bürgerhaus denke ich in aller erster Linie an Kegelabende und Heizdecken-Verkaufs-Shows. Aber weit gefehlt, Bürgerhäuser können auch ganz andere Veranstaltungen beherbergen. So zum Beispiel ein Benefiz Konzert für den Ortenberger Skatepark. Wenig Eintritt, eine Tombola, eine Videoleinwand mit Skatevideos und massig Bands locken eine ganze Horde sehr junger Menschen in dieses verschlafene Nest.

Die ersten Bands habe ich mal wieder verpasst, aber wer geht auch schon vor 22 Uhr aus dem Haus?! Beim Betreten des Bürgerhauses schallen mir schon die ersten Töne sehr lauten Punkrocks in die Ohren. Keine Ahnung was für eine Band da gerade auf der Bühne steht, aber gut ist anders. Es tut weh, sehr weh. Es wird wahllos auf die Instrumente eingeprügelt, ohne Ziel und Sinn. Später erfahre ich, dass die Slow Down aus Dorn-Assenheim waren. Schade, die hatte ich doch viel besser in Erinnerung.

Weiter geht es mit den Moron Brothers. Wie am Namen schon deutlich wird, sind hier große NoFX-Fans am Werke. Um ihren Helden Tribut zu zollen, wird auch kurzerhand einiges von den Punkveteranen gecovert. Auch hier: Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Ob die Jungs wohl wissen, dass sie sich mit dem indizierten Wizo Cover "Kein Gerede" (mit Gesang!) sehr strafbar machen?!

Auf der Leinwand werden in der Umbaupause einige Skatevideos gezeigt. Ich höre Sätze wie: "Ob es in der Hölle genauso aussieht?!" (sic!) und wünsche mir mittlerweile, dass die Bands aufhören zu spielen und ich mir nur noch diese Videos ansehen darf. Aber Rampage aus Maintal wollen auch noch zum Zuge kommen. Die Skate-Punks sind zwar besser geworden und zeigen durchaus Potential, aber auf die Dauer ist auch das nicht erträglich.

Zu dem Zeitpunkt habe ich schon keine Hoffnung mehr, aber ich muss bleiben. Ich wurde schließlich gebeten zu kommen. Absolute Audacity bieten da zum Glück den lang ersehnten Lichtblick. Schöner zweistimmiger Collegerock mit starken Emocore-Einflüssen. Die Stimme des Sängers/Bassisten K.D. erinnert bisweilen stark an Thursday. Zwar sind auch hier noch einige Fehler und Unstimmigkeiten im Set, aber wenn sich die vier Ortenberger bald einig werden, in welche Richtung sie gehen wollen, kann noch was aus ihnen werden.

Phuckenaye geben mir schließlich auch noch ein bisschen Hoffnung zurück. Ja, es gibt sie noch: Amerikaner in der Army, die gescheite Musik machen! Wer hätte das denn noch geglaubt. Bei Phuckenaye herrschen im Gegensatz zu allen anderen Bands des Abends eher melodiöse Töne vor. Punk mit einem Hauch von Gefühl, den sich die Band leider durch Rülpseinlagen wieder selbst kaputt macht.

Schade nur, dass es zu so später Stunde schon sehr leer geworden ist. Das Publikum verpasst hier eine sehr gute Band. Aber vielleicht geht man um ein Uhr an einem Freitagabend in Ortenberg auch schon ins Bett.

© Katrin Reichwein - sounds2move.de

 

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