Bands:

Tragic Vision + Colourful Grey

Location:

Elfer Music Club / Frankfurt

Datum:

01.04.2004

Tour:

"It’s so okay“ Release Party

Autor: Katrin Reichwein

 

Feste (lateinisch festus: feierlich, festlich), [...] Feierlichkeiten, die außerhalb der Tagesroutine einer menschlichen Kultur stehen. Alltägliche Aktivitäten kommen zum Erliegen [...] Feste werden häufig anlässlich sozialer Statusveränderungen [...] begangen. 1

Party ist ja bekanntlich das deutsche Wort für Fest und diese soll man feiern, wie sie fallen. Eine Release-Party aber ist ein Fest der besonderen Art:

Für Tragic Vision aus Hanau ist es eine Ehre den Abend und somit die Party eröffnen zu dürfen. Und auch für mich ein Erlebnis, sie nach knapp sechs Jahren wieder auf einer Bühne zu sehen. Die mittlerweile zum Trio geschrumpfte Band spielt Punkrock, aber keinen Punkrock im klassischen Sinne. – Bei Tragic Vision geht es mit großen Emotionen zur Sache. Mit einer halben Stunde Spielzeit ist der bejubelte Auftritt nur leider viel zu kurz.

Aber wie das bei Festen so ist: Alles dreht sich um die Gastgeber, in diesem Fall heißen sie Colourful Grey, eine der beständigsten Bands der Frankfurter Indie-Szene. Schließlich war der Anlass zur heutigen Party das Release ihres lang erwarteten Debütalbmus „It’s so okay“, an dem sie gut ein Jahr in Eigenproduktion gearbeitet haben. Und das Ergebnis kann sich akustisch wie auch optisch hören bzw. sehen lassen.

Mit „Start Today“ beginnt eine gut eineinhalb-stündige Reise durch die Bandgeschichte. Von sehr alten Liedern wie „Sleeping Beauty“ über Neueres wie „All Fall Down“ bis hin zu selten gehörten Songs wie das melancholische „No Lighthearted Times“, fehlt es an nichts, was das Fanherz begehrt. Und von diesen Fans sind viele gekommen. Obwohl ein Wochentag ist, platzt der Konzertraum des Elfer aus allen Nähten.

Seit Dezember 2003 ist das ehemalige Trio, das sich zum Quartett gemausert hatte, nun zu fünft unterwegs. Die Veränderung hat gut getan: Auf CD wie auch live haben sich Colourful Grey enorm weiterentwickelt. Man merkt das vor allem den neu aufgenommenen Songs „Sleeping Beauty“ und „When I Scream“ von der ausverkauften „Temporarily Untitled“-EP an. Durch die Unterstützung von Simon (u.a. bekannt als Gitarrist der Gießener Band The Bleech) kann sich Philipp nun vollends auf den Gesang konzentrieren. Und so kommt es auch, dass Zeit zum Experimentieren bleibt: Ein Schellenkranz kommt zum Einsatz, ebenso ein Keyboard. Auch wenn nicht alles auf Anhieb gelingt, macht ihr besonderer Charme diese kleinen Fehler wieder vergessen.

Die Lieder sind alle schon lange live erprobt, doch Colourful Grey wären nicht Colourful Grey, wenn sie sich nicht immer wieder kleine Überraschungen einfallen lassen würden. So gibt es zum Beispiel als erste Zugabe eine spontane Coverversion der Frankfurter Band Velvet June. Und spontan ist hier wörtlich zu nehmen, selbst der Text muss vom Zettel abgelesen werden.

Die soziale Statusveränderung in Richtung Plattenvertrag kann also nicht mehr lange auf sich warten lassen. Aber ich könnte auch nie etwas Schlechtes über Colourful Grey schreiben - I’m addicted to this band! Wer sie bisher noch nicht kennen- und lieben gelernt hat, hat nun auf einer ausgedehnten Tour Gelegenheit dazu.

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1 "Feste", Microsoft® Encarta® 99 Enzyklopädie. © 1993-1998 Microsoft Corporation.

Katrin Reichwein - sounds2move.de

 

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