Festivalbericht zum Rock am Stück 2013

Wir haben es zu Zeiten unseres Vorberichts in keinster Weise abschätzen können und doch sollte unsere These in Anbetracht der Wetterlage unglücklicherweise Recht behalten. Anfang Juni, da sollte man doch eigentlich davon ausgehen, nicht mehr in Vollmontur auf einem Festivalgelände aufkreuzen zu müssen. Nichtsdestotrotz sollte mit den ersten Morgenstunden des diesjähigen 1. Junis der Countdown zum 5-jährigen Jubiläums von Rock am Stück im hessischen Fritzlar starten. Ultimativ sollte es werden. Ein Rockevent für die Region. Ein Jubiläum, wie aus dem Bilderbuch. Die Erwartungen waren hoch, die Vorbereitung in vollem Gange. Die virtuelle Werbung ließ sich eigentlich nur noch dann übersehen, wenn man Facebook und Konsorten absolut ignoriert. Ängste, Befürchtungen und Zweifel, auch das gehört dazu – „hält das Wetter?“, „läuft alles reibungslos“, „werden überhaupt genügend Leute kommen?“. Und doch scheinen pünktlich um 14 Uhr, mit Beginn des Einlasses, alle Zeichen auf „grün“ umzuschalten.


Schnell gleicht der Acker einer großen Matschsause und trotz stellenweise miserablen Wetterbedingungen entern SKYLIMIT die Bühne um Punkt 15 Uhr und heizen den Besuchern der diesjährigen Rock am Stück-Ausgabe augenblicklich ein. Bepackt mit allerlei Cover-Hits tanzt sich das Publikum mitten in Fritzlar warm. Warm für einen Abend, der noch spektakulär werden soll. Direkt im Anschluss liefern TRIPLE B ihr sattes Programm ab, die sich die Klinke mit DORRN in die Hand geben - zwei starke Bands, die dem Publikum ein Lächeln auf’s Gesicht zaubern. "Je später die Stunde, desto voller die Gäste", schließlich darf auf jedem Festival genau was nicht fehlen? Richtig, gut gezapftes Bier! Und davon gibt es reichlich. Für den ein oder anderen Festivalbesucher sicherlich viel zu reichlich, aber hey: Legt die Etikette und den Bürostuhl-Knigge einfach mal beiseite – hier geht’s um Spaß, Freude und jede Menge gute Musik.

 

[Hard Riot]


Genau damit sollte es auch im Programm weitergehen. HARD RIOT nehmen die Bühne ein und legen kompromisslos mit ihrer Setlist los. Jung, Charmant, Charismatisch, Energiegeladen und 100% ready to rock. Die Heilbronner liefern kernigen, guten, altbewährten Hard Rock ganz im Stile von AC/DC ab. Handgemacht, ehrlich und straight nach vorne – so muss es sein. Fritzlar feiert Michael & Co. und doch teilt sich an dieser Stelle etwas die Spreu vom Weizen. Sicherlich mag das zum Teil auch am Wetter gelegen haben, zum Teil aber auch am nachfolgenden Abendprogramm. Während in der Umbaupause REACHED als Special Guest vorbeischauen und die Rock am Stück-Hymne in die Gehörgänge des Publikums transportieren, macht sich Backstage schon die wohl umstrittenste Band des Abends bereit. Leichte Kost? Keinesfalls. Geschminkt und mit Kunstblut beschmiert, Militäroutfits und bekannt für kontroverse Songtexte – von keiner anderen Band ist die Rede als von OST+FRONT. Herrmann Ostfront, Eva Edelweiß und Co. werden mit tosendem Beifall begrüßt und liefern eine Show ab, bei der so mancher im Publikum ins Staunen gerät. Zumindest der Teil, der bis dato noch nichts von Ost+Front gehört hatte. Für Kinderaugen ist dies in keinem Fall das Richtige und für Kinderohren schon gar nicht – doch die Fritzlarer scheinen in Punkto Kindererziehung ganz und gar nicht kleinlich, sondern viel mehr hart im Nehmen zu sein. Im vorderen Publikumsbereich stehen Eltern mit ihren Kindern, die lauthals die Worte „Fleisch“ und „Gang Bang“ in Richtung Bühne schreien. Fernab der vorhandenen Skepsis hierüber liefern Ost+Front eine Show der Superlative ab. Für mich persönlich das absolute Highlight dieses „ultimativen Rockevents“. Ost+Front sind definitiv ein Hingucker – für’s Auge bieten sie in jedem Falle reichlich. Sei es nun die Verkörperung des besungenen „alten Mannes“ (in der Rolle: Eva Edelweiß), die Prozedur mit Fleisch zu „Fleisch isst Fleisch“, der zerfledderte Handschuh der durch den Wind fliegt (dafür: Lob an Petrus für diese Showeinlage!!), ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, so begeistert wie ich bin. Selbst Platz für Neues wurde gelassen und so liefern Ost+Front auch noch einen kurzen Vorgeschmack auf das neue Album ab („Schlag mich“, „Silikon“). Ohne viel Dahergerede: Hier sind Ost+Front, Ost+Front, das waren Ost+Front - Große Klasse.

 


[Ost+Front]




Den Abschluss dieses Abends sollten unter Ankündigung eines großen Abschlussfeuerwerks die Göttinger von STAHLMANN übernehmen. Der Festivalplatz leert sich zwar zunehmend, jedoch sind die, die sich einen Platz vor der Bühne gesichert haben, bestens gelaunt und bieten Mart und Co. ein Publikum, das Spaß macht. Mit charismatischer Stimme und den eingängigen Melodien verzaubern die Stahlmänner die verbliebenen Festivalbesucher. Jung wie Alt rocken zu Songs wie „Süchtig“, „Stahlwittchen“ oder „Spring Nicht!“ genauso wie zu Songs wie „Hass Mich, Lieb Mich“ oder „Engel der Dunkelheit“. Wer jetzt noch auf den Beinen ist, feiert auch bis zum Schluss mit. Stahlmann präsentieren sich in Bestform und liefern so einen wirklich krönenden Abschluss dieses ersten Junitages. Wer danach noch eine Prise „Wow!“ braucht, bleibt bis zum finalen Feuerwerk.

 


[Stahlmann]



Fazit: Trotz Wind und Wetter sind wir voll und ganz auf unsere Kosten gekommen. Gerade für Ost+Front und Stahlmann hat sich jeder einzelne Kilometer von Berlin nach Fritzlar ausgezahlt. Besten Dank an die Organisatoren des diesjährigen Rock am Stücks, wir sind gespannt, was es nächstes Jahr zu sehen gilt.

 


[links: Stahlmann, rechts: Ost+Front]

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de  

 

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Link: www.rock-am-stueck.de