Festivalbericht zum M'era Luna Festival 2013

Alljährlich zum zweiten Augustwochenende grüßt das Hildesheimsche schwarze Murmeltier. So könnte die Devise zum 14. M’era Luna Festival 2013 gelautet haben. So, oder so ähnlich. Während im Zeitalter von Facebook mit täglichen Postings auf der offiziellen Internetpräsenz die Vorfreude geschürt und alles Wichtige vorab erwähnt und geklärt wird, ist auch dieses Jahr bereits vor den Eingängen alterstechnisch jede Zielgruppe vertreten – egal ob mit oder ohne Smartphone. Das vergangene Festival strotzte nur so vor bombastischem Line-Up und imposanten Eindrücken. Die Erwartungen an dieses Jahr waren demzufolge hoch, sehr hoch. Obwohl für die kleine Reisegruppe rund um die Verfasserin dieser Zeilen schon vergangenes Jahr feststand wieder vor Ort zu sein, haben sich diverse Größen im Line-Up festgemacht.

Wer schon früh genug da war, konnte auch 2013 den jährlichen, beinahe schon rituellen Lesungen beiwohnen. Alternative: – festivalüblich - den Abend in gemütlicher Runde vor dem Zelt mit dem ein oder anderen alkoholischen Getränk und einem ersten Flanieren über den Mittelaltermarkt ausklingen lassen. Früh genug trifft es hierbei ziemlich gut, denn – was gerade bei der Generation Facebook & Smartphone ziemlich kritisiert wurde – die Bändchenvergabe wurde ab 16:00 angepriesen, startete jedoch schon um 14:30 Uhr. Eingefleischte M’era Luna-Besucher waren hierbei doch sehr entspannt, denn einen Platz wird es auch später noch geben – und hiermit sollten sie auch Recht behalten.

Festivaltechnisch sollte es wie gewohnt am Samstag losgehen. Den ersten Slot nahmen MOLLLUST auf der Main Stage ein, während im Hangar pünktlich um 11:20 Uhr RÊVERIE über die Bühnenbretter fegten. Erstaunlich früh ging es dann auf der Mainstage für LORD OF THE LOST und OST+FRONT los. Eigentlich Bands, die man sich auch ganz gut in den frühen Abendstunden hätte vorstellen können, aber nichtsdestotrotz – oder vielleicht sogar genau deswegen – schon für ordentlichen Andrang auf dem Festivalgelände sorgten. Livetechnisch haben beide ein großes Programm abgefahren, kann man echt nicht anders sagen. Großes Kino, wirklich. Während im Hangar die Temperatur durch DESDEMONA, THE ARCH, EISENFUNK und CULTUS FEROX in die Höhe getrieben und der Tanzfaktor am Laufen gehalten wurde, begeisterten END OF GREEN, MESH, SALTATIO MORTIS und THE CRÜXSHADOWS die Massen vor der Mainstage. Jung wie alt sitzen in der Sonne, lassen es sich gut gehen und feiern mit – echte Festivalatmosphäre eben. Erstaunlicherweise hält sich das allgegenwärtige Schaulaufen doch verhältnismäßig gut in Grenzen. Sicherlich hat man hier und da den ein oder anderen Schocker parat oder doch mal ein Outfit, bei dem man zwei Mal hinschaut, aber das gehört dazu. Allerdings fällt die Quote an Festivalbesuchern in „normaler Klamotte“ deutlich höher aus als im vergangenen Jahr. Das Nachmittags- bzw. Vorabendprogramm sollten an diesem Samstag MONO INC. und DEINE LAKAEIEN (ACCOUSTIC) auf der Main Stage übernehmen, und DIORAMA, HAUJOBB und GOTHMINISTER waren im Hangar an der Reihe. Wer anschließend noch fit ist, macht sich im Hangar warm für NACHTMAHR. Großartig, und wer die Shows von Thomas Reiner und seinen Mädels kennt, weiß, dass es definitiv nicht nur eine Show für die Ohren ist. Den Abschluss für diesen Abend sollten THE KLINIK übernehmen. Besuchertechnisch nicht ganz so stark vertreten, aber dennoch für den ein oder anderen Alt-Industrial-/EBM-er doch ein absolutes Must-See. Vor der Main Stage war dann doch etwas mehr los. Während ASP nicht nur verzweifelte Gothic-Romantiker im Liebeskummer begeisterte, sondern eben auch für tosenden Beifall von Jung wie Alt sorgte, füllte sich das Festivalgelände noch einmal richtig prall – der Grund: HIM! Die Finnen rund um Ville Valo sind nach wie vor eine der umfeiertsten Bands des diesjährigen M’era Luna Festivals. Gerade weil es im Vorfeld durch Krankheiten, Tourstress und ähnlichem nicht ganz sicher war, ob Ville und Co. nun auftreten oder nicht. Aber – allen Befürchtungen zum Trotz liefern sie mit Klassikern wie „Buried alive by Love“ oder „Join Me“ ein großartiges Bühnenprogramm ab. Wer im Anschluss noch nicht genug hat, ist wie die Jahre zuvor zu den Parties eingeladen, um den Rest an überschüssiger Energie loszuwerden.

 

Frühmorgentlich um 11:00 sollte es dann am Sonntag weitergehen. Mit SCHWARZER ENGEL und der UNZUCHT ging es dann turbulent weiter. Turbulent an diesem Tag war auch das Wetter. Von Regen zu Sonne, von Wind zu Staub, von trocken zu mild – es war einfach alles vertreten – außer Schnee und Hagel. Ganz untypisch startete der Festival Tag im Hangar dann mit einer Lesung – meines Wissens nach die erste, die einen Platz in der Running Order ergattert hat. ASP & KAI MEYER erwiesen sich die Ehre – und es war erstaunlich viel los auf den ruhigen Plätzen. Es reihten sich ein: EDEN WEINT IM GRAB, IN THE NURSERY, CLAN OF XYMOX und [:SITD:], um den Nachmittag um ein paar schöne Stücke Musik im Hangar zur bereichern. „Draußen“ sollte es mit COPPELIUS, THE 69 EYES (und ich bleibe auch 2013 dabei, dass ich diesen Hype ganz und gar nicht nachvollziehen kann), TANZWUT, STAUBKIND und APOPTYGMA BERZERK weitergehen. Eine bunt gemischte Bandbreite, gar keine Frage, aber genauso bunt gemischt ging es auf dem Gelände her. Hier und da schlendern die Besucher an den Shops und Ständen vorbei, da wird gemütlich geplauscht, alles ohne Stress und ohne Hektik. Es macht Spaß zu sehen, dass Viele die beklemmende Etikette des „overdressed“-Codes abgelegt haben und lieber in gemütlicher Alltagsklamotte vor Ort sind, anstatt sich in enge Corsagen, störrische Röhrenjeans oder viel zu kleine Miniröcke zu quetschen und mit kiloschwerem Kopfschmuck zu behängen. Die letzten Acts im Hangar waren mit KIRLIAN CAMERA, IAMX und FRONT LINE ASSEMBLY gefunden. Letztere heizten noch einmal extrem ein. Vor der Main Stage wurde es um die Spielzeit von BLUTENGEL herum noch einmal brechend voll. Ich kann es zwar nach wie vor immer noch nicht verstehen, dass man halbnackte Frauen auf die Bühne packt, wenn man weiß, dass Sänger Chris Pohl dafür sorgt, dass das Publikum aus 90 Prozent Frauen besteht. Ist mir ein Rätsel, aber gut, so soll es wohl sein. Wer weiß, was für ein taktischer Schachzug dahintersteckt. Die Menge hingegen ist begeistert. Ungewohnt elektronisch ging es dann auf der Main Stage im Anschluss mit FRONT 242 (eine der Bands, die bereits vergangenes Jahr schon feststanden) weiter. Den Abschluss sollte an diesem Tag und für dieses Jahr NIGHTWISH zu Teil werden. Geschmackssache, gerade was den wilden Austausch der Sängerinnen anbelangt, aber dem Publikum scheint der Auftritt gefallen zu haben. Für meinen Geschmack „zu dünn“ vom Stimmvolumen her, aber nichtsdestotrotz anhörbar.

 

Da auch in diesem Jahr wieder für jeden Geschmack etwas dabei war, verließen die Besucher glücklich und zufrieden das Gelände. Der eine – wetter- oder bandbedingt – früher, der andere später. Auch dieses Jahr konnte das Festival positiv punkten – Organisation, Line-Up, Ablauf, Gestaltung....Mankos? Eigentlich kaum welche und wenn, dann schafft man es problemlos darüber hinweg zu sehen.

 



Fotos folgen in Kürze

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de

Link: www.meraluna.de