Festivalbericht zum Zita Rock Festival 2012

Meine persönliche Festivalsaison für das Jahr 2012 sollte mit dem diesjährigen, VI. ZITA ROCK FESTIVAL in die Startlöcher gehen. Das Line-Up ließ bereits vorab in keiner Weise Wünsche übrig, denn erneut erstreckt sich das Live-Spektakel an bzw. in der Zitadelle über ganze zwei Tage. Die Vorbereitungen waren bereits Wochen vorher in vollem Gange, lange wurde dieser Tag herbeigesehnt und als er endlich da war und der Einlass immer näher rückte, kleidete sich der Platz vor der Zitadelle in dezentem Schwarz.

Freitag:

 

Den Anfang sollten am Freitag die Herren von LORD OF THE LOST machen. Die Menge ist heiß, das Publikum möchte unterhalten werden. Nebel tritt ein, die ersten Töne von „Black Lolita“ werden angespielt. Ziemlich dark & dusty gehen die Herren ans Werk, aber sie begeistern das altersmäßig bunt gemischte Publikum. Die zur Verfügung stehende Spielzeit von knappen 40 Minuten wissen sich die Lords definitiv zu nutze zu machen und liefern mit gut an den Hörer gebrachtem Charme nicht nur sanfte Herzschmerznummern, sondern hauen wenn nötig auch mal ordentlich auf's Blech. In einem Hoppla-Hopp verlassen die Dark Rocker aus Hamburg nach Songs wie "Break your Heart", "Your Victories", "Blood for Blood" und ihrer eigenen Interpretation des LADY GAGA Song's "Bad Romance" die Bühne und räumen das Feld für OOMPH!.

Lange sollte die Menge nicht warten, die Umbauzeiten werden penibel eingehalten, und beinahe überpünktlich betreten die Wolfsburger, gekleidet in netter Seemannskluft, die Bühne und lassen sich dabei von ihren Fans feiern. Frontmann und Sänger Dero setzt dem Ganzen noch die Krone auf und hat sich das „Jokerface“ aufgemalt. Bereits bei den ersten Klängen von "Unzerstörbar" ist klar, was einen bei dieser Show erwartet. Eine gelungene Mischung aus altem und neuem Material („Mein Schatz“, „Labyrinth“, „Seemannsrose“, „Sandmann“, „Augen Auf!“). Selbst die Coverversion des QUEEN-Klassikers „We will rock you“ findet schnell Freunde und Anklang. Bleibt also summa summarum festzuhalten: eine Stunde Spielzeit, eine Stunde Spaß! Den Abschluss sollte der Freitag Abend (zumindest konzerttechnisch) mit EVANESCENCE finden. 


[
Oomph!]

Mit ordentlich Pfeffer im Hintern fegt Amy über die Bühne und lässt ihre Bandkollegen etwas im Dunkeln der Bühne verschwinden. Mir persönlich sagt nach wie vor das alte Material am Besten zu, aber dem Publikum scheint es anders zu gehen – von Anfang bis Ende wird Amy von Chören begleitet. Gerade Songs wie „The other Side“, „My Heart is broken“ oder „Call me when you're sober“ werden lauthals mitgesungen. Sicher, an DEN Brecher überhaupt wird so schnell kein Song anknüpfen können, denn auch nach jahrelanger Hoch- und Runterlauferei im Radio wird bei Konzerten niemand müde die Worte von „Bring me to Life“ mitzusingen. Band und Publikum haben Spaß, und ein besserer „Headliner of the Day“ hätte sich meines Erachtens nicht festmachen können.

 


[Evanescence]

Samstag:


Es regnete den ganzen Tag immer mal wieder. Sicher, für erprobte Zita Rock Besucher ist dies keine ganz unbekannte Erfahrung, und dennoch merkte man gerade beim Eröffnungsakt des Tages STAUBKIND, dass viele sich doch lieber ein Plätzchen im Trockenen ergattern wollten, anstatt vor der Bühne zu stehen und bis auf die Knochen durchzuweichen. Eine recht überschaubare Menge also vor der Bühne, aber – nichtsdestotrotz – genügend Stimmung, um der Band ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern. Solide Leistung trotz schlechter Bedingungen – Respekt! ZERAPHINE standen schon in den Startlöchern, und auch das Wetter beschloss ein klein bisschen an Beständigkeit zuzunehmen – und schwupps, kamen alle Mäuschen aus ihren Löchern gekrochen. „Die Wirklichkeit“ und “Ohne Dich” wurden vom Publikum textsicher und begeistert mitgesungen. Trotz enorm kurzer Spielzeit (der ein oder andere Fan hätte sicherlich nichts gegen eine kleine Zugabe gehabt) nutzen die Herren rund um Sänger Sven diese Zeit wirklich grandios, um sich auf ganz sympathische Art und Weise dem Publikum zu präsentieren.

 


[links: Staubkind; rechts: Zeraphine]

 

Ring frei für Runde Drei – ähnlich könnte man es wirklich sehen, denn als nächstes standen MONO INC. auf der Running Order. Unter den ersten Bands des Tages vermutlich das bekannteste Gesicht. Ein tosender Beifall macht sich breit, als „Gothic Queen“, „Temple of the Thorn“ und der Bandklassiker “Voices of Doom” dargeboten werden. Hinzu kommt, dass mit der Drummerin neben Amy von Evanescence so ziemlich die einzige Frau auf diesem Festival spielte. Ein Plus für die Frauenquote, haha. Mittelalterliche Züge galt es an diesem Tag auch noch zu entdecken.

 


[Mono Inc.]

 

 

Spätestens nachdem Alea und seine Spielmänner von SALTATIO MORTIS die Bühne betraten, war klar, dass wir es hier mit einer Band zu tun haben, die es vermag, sowohl ganz Jung als auch ganz Alt zu begeistern. Für genügend Energie ist alleine schon mit den Songs gesorgt (z. B. „Wer Wind säht“, „Prometheus“). Auf seinen Aufruf hin „Zeigt mir die Zitadelle“ lässt sich Alea von der Menge tragen, und – das muss man ihm wirklich zu Gute halten – er nimmt sich nach dem Auftritt noch die Zeit, um mit den Fans Fotos zu machen, die nicht zur Autogrammstunde konnten. Erstmals werden „Zugabe, Zugabe“-Rufe laut. Aber bei der Running Order eines Festivals ist das gar nicht so einfach – leider. Nun ja, die Menge sollte schnell beruhigt werden, denn mit THE 69 EYES stand schon die nächste Band in den Startlöchern. Herauszuholen gab es von Seiten der Fans einiges, stellte doch der Auftritt der Gothic-Rocker beim Zita Rock den einzigen auf der Schedule dar. „It's good to be back“, ließ Sänger JYRKI 69 zwischen den Songs mal verlauten – Guys, it's good to have you back! Die Finnen liefern mit „Dead Girls are easy“, „Ghost“ „Lost Boys“ und „Feel Berlin“ nicht nur echt knackige Nummern ab, sondern heizen dermaßen ein, dass die Menge gar nicht satt zu werden scheint. Mit ASP sollte nicht nur der Abend, sondern auch das Festival zu seinem Abschluss kommen. Das Publikum feiert, der Headliner scheint gut ausgewählt zu sein. Es wird getanzt, gesungen und gefeiert – so wie es eben sein muss. Depressive Schlechtwetterlaune? Keine Spur.

 


[Saltatio Mortis]

 


 


[The 69 Eyes]

Insgesamt bleibt festzuhalten, dass es sowohl persönliche Highlights (Oomph!, Saltatio Mortis) als auch kleine diverse Niederschläge gab. Abgesehen vom Wetter hätte man organisatorisch hier und da am Feinschliff arbeiten können, aber das ist ein Schuh, den muss sich keine Band und schon gar nicht der Veranstalter anziehen. Bleibt abzuwarten, was man 2013 vom VII. Zita Rock Festival erwarten kann. Wir sind und bleiben gespannt.

 

Vanessa Vogl – www.sounds2move.de

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Link: www.zita-rock.de