Vorbericht zum Ragnarök 2009

„Heiden aller Länder vereinigt euch!“ So, oder so ähnlich könnte das Motto des Ragnarök Festival lauten, das in diesem Jahr bereits seine sechste Auflage feiert. Etwas später als gewohnt, nämlich am 17. und 18. April, trifft sich in der Stadthalle Lichtenfels alles, was in der Pagan-, Folk- und Viking-Metal-Szene Rang und Namen hat.

 

Besonders die Skandinavier sind in diesem Jahr stark vertreten. Allen voran die Norweger EINHERJER, die Anfang der 90er zu den Mitbegründern des Viking-Metals zählten und sich nun (mal wieder) reformiert haben. Auf das Live-Set darf man äußerst gespannt sein, hat die Band doch einiges im Repertoire: von den hymnischen Frühwerken über die eher partytauglichen Songs a la „Far, far North“ bis hin zu den ernsteren Stücken des neuen Jahrtausend. Eine weitere norwegische Legende hinterlässt auch in diesem Jahr seine Spuren in Lichtenfels. Waren 2008 Vreid als Windir-Erben dabei, so stehen diesmal COR SCORPII im Billing. Keyboarder Gaute Refsnes und Gitarrist Stian Bakketeig – beide ehemals bei Windir tätig - wollen mit ihrer Mannschaft und mit atmosphärischem Black-Metal Valfars Andenken in Ehren halten. Ebenfalls aus Norwegen stammen DRAUGNIM, die im letzten Jahr mit ihrem Debüt „Northwind´s Ire“ in der Pagan-Metal-Szene für reichlich Furore sorgten. Noch düsterer wird es bei ihren Landsleuten SARKOM, die ein Black-Metal-Feuerwerk im ursprünglichen Sinne zünden werden. Bei soviel Norwegen-Power wollen sich die Nachbarn aus Schweden nicht lumpen lassen und schicken Viking-Metal-Legende THYRFING in die Schlacht. Der Sängerwechsel ist der Band gut bekommen, wie das letztjährige Meisterwerk „Hels Vite“ untermauerte. Und auch wenn die Schweden heute wesentlich ernster klingen als in ihrer Frühphase, dürfte ein denkwürdiger Live-Auftritt garantiert sein. Gleiches verspricht der Name MANEGARM. Nach über zehn Jahren und fünf Alben gehören die Schweden zum Besten, was es im folkigen Viking-Metal zu entdecken gibt. Alleine Teufelsgeiger Janne Liljeqvist ist sein Eintrittsgeld wert. Noch folkiger wird es bei FEJD. Die Band, die sich der schwedischen mittelalterlichen Folklore verschworen hat, veröffentlicht im März diesen Jahres ihr Debüt „Storm“ über Napalm Records. Ebenfalls frisch aus dem Presswerk kommt das Erstlingswerk der Göteborger Formation IRRBLOSS „Bloodline“, das gekonnt Black Metal mit Folk-Elementen verbindet. In die gleiche Kerbe schlagen ihre Landsleute YGGDRASIL, die sich aber schon den Status eines Geheimtipps erarbeitet haben und die ebenfalls diesen März mit einem neuen Langeisen („Vedergällning“) am Start sind. Wo sich Norweger und Schweden breit machen, dürfen die partyfreudigen Finnen natürlich nicht fehlen. Über die Workaholics und Vieltourer KORPIKLAANI braucht man wohl keine Worte mehr verlieren – feuchtfröhliche Stimmung ist hier garantiert. Wesentlich ernster und epischer geht es bei deren Ableger FALCHION zu, die melodischen Death-Metal mit Folkelementen paaren. Auf den fast unaussprechlichen Namen KIVIMETSÄN DRUIDI hören fünf wilde Jungs samt Frontlady, die mit ihrem etwas an Finntroll angelehnten Sound den Partyfaktor der Veranstaltung ankurbeln möchten. Vor ein paar Jahren noch als Exoten gehandelt, haben sich TYR inzwischen durch ständiges Touren auch einen Namen in der hiesigen Pagan-Szene gemacht. Die Band von den Färöer-Inseln lässt es dabei zumeist sehr gemächlich angehen und verpackt ihre Wikingergeschichten in doomige Metal-Epen.

 

Nach der schwangerschaftsbedingten Absage von Arkona ist es in diesem Jahr an ALKONOST, die russische Fahne hoch zu halten. Die Band ist bereits seit 15 Jahren aktiv und hat von Black bis Doom Metal diverse Stile durchlebt. Aktuell stehen Folk- und Pagan-Metal im Vordergrund, wobei die Musik auch vom Wechselspiel weiblicher und männlicher Vocals lebt.  Aus Estland stammen METALSATÖLL, die auf dem Ragnarök zum ersten Mal vor deutschem Publikum spielen werden. Die Band, die zum Teil auf original folkloristischen Instrumenten musiziert, hat ihren ganz eigen Stil, der vom extremen Metal bis zu extremem Folk reicht. Den Exotenstatus decken in diesem Jahr MELECHESH ab. Die 1993 in Jerusalem gegründete Band spielt „Mesopotamien Black Metal“ – das ist eine Mischung aus Death-, Black- und Thrashmetal, versetzt mit orientalischen Einflüssen – und hat sich weltweiten Kultstatus erarbeitet. Mittlerweile agiert die Band von den Niederlanden aus. Von dort stammen auch HEIDEVOLK, die ihren Pagan-Metal im muttersprachlichen Klargesang vortragen. Im letzten Jahr kurzfristig absagen mussten ALESTORM. Mittlerweile haben sich die Schotten mit ihrem Piraten-Metal den Ruf einer erstklassigen Party-Live-Band erarbeitet. „Tu felix austria!“ – obwohl das Adjektiv „glücklich“ im Zusammenhang mit den österreichischen Düsterheimern DORNENREICH wohl etwas fehl am Platze sein dürfte. Fakt ist aber, dass für nicht wenige Besucher die depressiven Klanggebilde von Eviga und Inve den Höhepunkt des Festivals darstellen werden.

 

Können bei der geballten internationalen Klasse die deutschen Bands mithalten? Sie können! ADORNED BROOD gehören zu den Pionieren der deutschen Pagan-Metal-Szene. Hatte man in der jüngeren Vergangenheit ein paar Probleme, die richtige stilistische Ausrichtung zu finden, hat sich die Band aus NRW auf ihrem neuesten Werk „Noor“ wieder auf ihre Ursprünge besonnen. Und dass bei der Truppe um Fronter Frost live immer die Post abgeht, dürfte eh klar sein. Zur Speerspitze des deutschen Black Metal gehören ohne Frage DARK FORTRESS. Die Bayern konnten im letzten Jahr mit ihrem fünften Werk „Eidolon“ erneut beweisen, dass sie auch den Vergleich mit der internationalen Konkurrenz nicht zu scheuen braucht. Ebenfalls aus Bayern stammen WOLFCHANT, die mit ihrem stimmungsvollen Pagan-Metal bereits im letzten Jahr in Lichtenfels gehörig abräumen konnten. Gute Stimmung ist auch von den Badenern FINSTERFORST zu erwarten, deren Musik stark an Moonsorrow erinnert. Und das nicht nur weil ihr nagelneues Album „...zum Tode hin“ mit fünf Epen zwischen 11 und 21 Minuten aufwartet. Thüringen, die eigentliche Hochburg des deutschen Pagan Metal ist dieses Jahr nur mit einer Band vertreten. Und zwar mit den ganz und gar untypischen FJOERGYN, die eine einzigartig-avantgardistische Mischung aus Extrem-Metal und Klassik mit deutschen Texten spielen. Aus dem Nachbarland Sachsen stammen ANDRAS, die bereits seit Anfang der 90er aktiv sind und nach einer äußerst wechselvollen Geschichte (personell, stilistisch und qualitativ) inzwischen beim epischen Pagan-Metal angelangt sind. Last but not least sind MIDNATTSOL zu nennen. Die süddeutsche Band (mit norwegischer Sängerin) wird den romantischen Farbtupfer des Festivals setzen, ist ihr selbsternannter „Nordic Folk Metal“ doch mit einer gehörigen Portion Gothic angereichert.

 

Einer musikalisch abwechslungsreichen, von kultureller Vielfalt geprägten, hoffentlich friedlichen und nicht zuletzt natürlich auch feucht-fröhlichen Pagan-Metal-Party sollte also nichts mehr im Wege stehen. Wir sehen uns in Lichtenfels!

 

Alexander Dontscheff - www.sounds2move.de

 

 

Link: www.ragnaroek-festival.com