Festivalbericht zum Castle Rock Festival 2008

Am 5. Juli 2008 wurde auf Schloss Broich in Mülheim an der Ruhr bereits zum 9. Mal das Castle Rock Festival gefeiert. Das Wetter war dank blauem Himmel und Sonnenschein optimal und die Besucher strömten wieder wie gewohnt in Scharen zum Schloss. 1500 der vorhandenen 1800 Tickets wurden bereits im Vorverkauf abgesetzt, so dass es an der Tageskasse nur noch Restkarten gab, die auch ihre Abnehmer fanden. Denn interessanterweise haben sich einige Besucher des parallel nur wenige Kilometer entfernt in Gelsenkirchen stattfindende Blackfield Festivals auf den Weg nach Mülheim begeben um zumindest teilweise auch das Castle Rock miterleben zu können.

Es stimmte wieder einmal alles, die einzigartige Atmosphäre der Location, das bunt gemischte Publikum und die Bandzusammensetzung. Der Opener ROZENCRANTZ wurde von den Fans durchaus positiv aufgenommen. Die Band hat mit ihrem Goth Rock Sound auch das Potenzial für Langlebigkeit. Das DIABLO SWING ORCHESTRA löste gemischte Reaktionen unter dem Publikum aus. Während manche ihre interessante Mischung aus Rock, Folk und anderen Einflüssen genossen, suchten andere das Weite. Aber auch das gehört zum Castle Rock einfach dazu: Wenn einem eine Band mal nicht gefällt, kann man den Schlosshof verlassen und den angrenzenden Park erkunden, so dass eigentlich eine ständige Fluktuation stattfindet und der Schlosshof vor der Bühne trotz des „Fast Ausverkauft“-Status praktisch nie überfüllt ist.

 

STAUBKIND konnte wie gewohnt die Fans mit seinen emotional aufgeladenen Stücken begeistern und man sah Louis und der Band auch an, dass sie Spaß an ihrem Auftritt hatten. Als vierte im Bunde gaben sich JESUS ON EXTASY die Ehre und auch hier stimmte die Chemie zwischen Fans und Band, deren Auftritt wie im Fluge verging. Für diejenigen, denen das bisherige Lineup musikalisch zu seicht war, stand als Nächstes CREMATORY auf dem Programm. Die Schwermetaller waren vor allem eines, laut! Aber das erwartet man von den alten Haudegen schließlich auch. In bester Laune tigerten sie über die Bühne und gaben dem Publikum mächtig etwas auf die Ohren. Danach wurde es Zeit für den Hauptact des Abends. Kaum standen die Kerzenständer auf der Bühne und es wurde die letzte Kerze angezündet, da enterten schon UNHEILIG die Bühne und der Schlosshof war deutlich voller als zuvor. Neben den Fans aus dem Unheiligen Fanclub wollten viele Leute den Grafen miterleben, dessen Auftritte legendär dafür sind, dass er sich dabei total verausgabt und einfach sympathisch rüberkommt. Und er hatte neben Stücken aus dem aktuellen Album „Puppenspieler“ auch einige Klassiker dabei. Neben „Sage Ja!“ und „Die Maschine“ durfte natürlich auch „Freiheit“ nicht fehlen, welches er aber erst in der Zugabe spielte. Von daher war bei seiner ersten Verabschiedung auch jedem klar, dass er noch einmal wiederkommt, denn ohne „Freiheit“ gespielt zu haben, beendet er erfahrungsgemäß kein Konzert. Als Bonus gab es zum Schluss noch die Ballade „Mein Stern“ zu hören und das Publikum hatte er die gesamte Zeit mühelos im Griff. Wenn es einen Kritikpunkt gab, dann allenfalls, dass es noch zu hell für seinen Auftritt war, da manche Lieder in der Dunkelheit gleich noch eine viel passendere Atmosphäre bieten, aber das wäre jetzt Erbsenzählerei. Wie üblich, stand der Graf den Fans ca. 20 Minuten nach seinem Auftritt am Merchandising Stand für Gespräche, Fotos und Autogrammwünsche zur Verfügung.

 


Staubkind

Jesus on Extasy

Diablo Swing Orchestra
 

Für den krönenden Abschluss des Castle Rock 9 sorgte Alex Krull mit ATROCITY. Die Band war wie angekündigt mit den Stücken von Werk 80 I + II am Start, also bekannten 80er-Jahre Songs, die sie in das musikalische Atrocity-Gewand gehüllt hatten. Mit Pyro-Effekten und Gogo-Girls gab es auch visuell etwas Abwechslung, während man sich an den Neufassungen von „Don’t you forget about me“ oder „Smalltown Boy“ ergötzte. Mit Atrocity setzte auch etwas Regen ein, aber die Fans ließen sich durch ein paar Tropfen Wasser nicht die Stimmung vermiesen und feierten bis zum letzten Stück mit der Band, ehe es dann auf den Heimweg, zur Aftershow-Party oder zurück zum Blackfield Festival ging.

Veranstalter Michael Bohnes vom Kulturbetrieb Mülheim an der Ruhr zeigte sich sehr zufrieden mit dem diesjährigen Castle Rock, wollte aber noch nicht aus dem Nähkästchen plaudern, welche Bands denn für die Jubiläums-Ausgabe nächstes Jahr geplant sind. Man darf also gespannt sein, doch zunächst steht am 16. August diesen Jahres noch das Burgfolk Festival an, bei dem die Fans von Folk und Mittelalter mit Bands wie Fiddlers Green, Faun, Saltatio Mortis und Omnia auf ihre Kosten kommen.

Steve Palaser - www.sounds2move.de (Text und Fotos)

 

Interview mit Veranstalter Michael Bohnes


Am Rande des diesjährigen Castle Rock sprach s2m-Redakteur Steve Palaser mit dem Veranstalter des Castle Rock & Burgfolk, Michael Bohnes vom Kulturbetrieb Mülheim an der Ruhr über Vergangenheit und Zukunft der Festivals:

Wie ist das Castle Rock Festival entstanden?

Michael Bohnes: Die Ursprungsidee ist dadurch entstanden, dass wir seinerzeit im Jahr 2000 städtischerseits das kulturelle Sommerprogramm wiederbelebt haben, was Jahre vorher aufgrund chronischen Geldmangels eingestellt wurde. Wir sind zu der Auffassung gelangt, dass wir mindestens ein oder zwei Musikfestivals initiieren wollen, die überörtlichen Charakter haben.

Warum hat man sich dabei auf die Musikrichtung Gothic konzentriert?

Wenn man sich hier auf dem Schlosshof umschaut und diese uralten Gemäuer sieht, diese wirklich heimelige Atmosphäre erlebt, dann kommt man eben darauf, dass Gothic, Dark Wave oder Mittelalter am besten in dieses Ambiente passt.  

Wie kam es dann zum Burgfolk-Festival?

Im Endeffekt ist das Burgfolk, welches ich gern als die „folkloristische Schwesterveranstaltung des Castle Rock“ bezeichne, eigentlich nichts weiter als die Weiterentwicklung des Castle Rocks. Denn wir hatten 2002 das Doppelte an Kartenwünschen für das Castle Rock, die wir nicht befriedigen konnten und da haben wir uns dann entschlossen, das Burgfolk-Festival ins Leben zu rufen mit einer Trennung der musikalischen Bereiche. Beim Burgfolk wird mehr der Mittelalter- und Folkbereich abgedeckt, während beim Castle Rock mehr der Gothic, Darkwave und Rock-Bereich dominiert.

Haben Sie persönlich schon Kontakt zur Gothic-Szene gehabt oder hat sich das erst über die Castle Rock/Burgfolk-Schiene ergeben?

Nein, ich hatte vorher schon Kontakt zu diversen Szenen, weil ich halt ein großer Musikfan bin. Insofern war die Gothic-Szene für mich nichts Neues. Ich hatte vor ca. 15 Jahren mal eine Band aus einem ähnlichen Bereich gemanagt und daher war mir die Szene nicht fremd.

Beide Festivals sind in den letzten Jahren ja meist ausverkauft gewesen. Wie sieht es in diesem Jahr aus?

Genaue Zahlen habe ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, aber  es sieht recht gut aus.

Es ist ja etwas ungünstig, das an diesem Wochenende mit dem Blackfield Festival in Gelsenkirchen noch ein weiteres Gothic Festival in nächster Nähe am Start ist.

Es ist glaube ich ein etwas ungünstig gewählter Termin. Ich glaube, dass das Publikum sich da wirklich in einem Zwiespalt befindet. Ich denke, wenn es eine Woche vorher oder nachher gewesen wäre, die Fans hätten beide Festivals besucht.

Wie sehen Sie die Zukunft des Castle Rock & Burgfolk?

Solange der Zuschauerzuspruch so ist, wie all die Jahre, macht man nicht viel falsch. Insofern habe ich da noch keine Rücktrittsgedanken! (lacht)

Was macht aus Ihrer Sicht den Reiz von Castle Rock und Burgfolk aus?

Also ich würde sagen, es ist das perfekte Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Es sind zum Einen natürlich die Bands, aber auch das Publikum, das hier erscheint. Es ist ein sehr feierwütiges und friedvolles Publikum. Natürlich gehört auch die Location dazu und ich denke, dass die Leute auch einfach merken, dass es eine Veranstaltung ist, die hier nicht einfach so dahingeknallt wurde, sondern die mit viel Herzblut initiiert wird.

Ein weiterer Punkt, der Castle Rock und Burgfolk zu etwas besonderem machen, ist die Tatsache, dass es nicht nur den Szenegänger anspricht, sondern das Publikum sich aus vielen verschiedenen Szenen zusammensetzt. Wie sehen Sie das?

Ich sehe es generell so, dass die Musikszenen oder auch die ganzen Musikstile mittlerweile mehr oder weniger fließende Übergänge haben. Ich glaube, diese Kategorisierungen und das Schubladendenken ist bei vielen Leuten gar nicht mehr da.

 


Unheilig

Atrocity

Crematory