Festivalbericht zum Amphi Festival 2008

 

Waren es im Vorjahr noch ca. 9000 Fans, die zum Kölner Tanzbrunnen pilgerten, konnten die Veranstalter in diesem Jahr bereits eine Woche vor der Veranstaltung ausverkauft melden. Das bedeutet in Zahlen, dass sich Samstag und Sonntag rund 12.500 Gothic-Anhänger beim Amphi vergnügt haben. Das Programm hatte es auch in sich, ging es doch sogar bereits am Freitag los mit Warm up Parties und dem ersten Amphi-Cup, einem kleinen Hallen-Fußballturnier von der Szene für die Szene, dessen Erlös der Charity zugute kam.

 

Am Samstag ging es bereits um 10:30 Uhr im Theater mit der Vorführung des Welle: Erdball-Films „Operation: Zeitsturm“ los, der vom filmischen und der Story als sehr gelungen bezeichnet werden kann. Vor allem wenn man bedenkt, dass es der erste Spielfilm der Band ist und sie wohl kaum ein exorbitantes Budget zur Verfügung hatten. Zumindest war Honeys Regie kompetent und auch wenn die schauspielerischen Leistungen hier und da etwas besser hätten sein können, war das Projekt in seiner Gesamtkonzeption ein voller Erfolg mit Witz und Charme. Natürlich braucht man als Computer für die Zeitmaschine einen C-64 und das Argument, Zeitreisen seien unmöglich, hat Honey mit den Worten „So, schau mal auf die Uhr – wir reisen doch gerade durch die Zeit!“ auch ein für allemal entkräftet.

 

Deine Lakaien

Gelände

Oomph!

 

Danach begann das Live-Programm. Auf der Mainstage eröffnete MINA HARKER das Festival, gefolgt von CINDERELLA EFFECT, dem Solo-Projekt von Blutengel-Sängerin Constanze Rudert. Mit ZEROMANCER wurde es nach den eher ruhigeren elektronischen Klängen rockiger und danach hatte Honey die seltene Ehre, sich als Moderator des Amphi-Festivals quasi selbst ankündigen zu dürfen. WELLE:ERDBALL hatten neben der neuen Single „Ich bin aus Plastik“ natürlich viele Klassiker im Gepäck. Bei „Starfighter F104G“ flogen wieder die Papierflieger durchs Publikum und auch die Tonne wurde bei „Arbeit Adelt“ wieder malträtiert. Irgendwie ging das Set aber viel zu schnell vorbei und die Band wurde noch für eine vehement geforderte Zugabe auf die Bühne zurückgeholt. ZERAPHINE sorgten dann mit eingängigen Stücken wie „Be My Rain“ für Abwechslung und man merkte Sänger Sven Friedrich die Freude an dem Auftritt an. Gleiches gilt auch für COVENANT, obwohl der Keyboarder der Schweden mit Krücken auf die Bühne humpelte, da er sich beim Hallenfussball tags zuvor verletzt hatte. Eskil, wie immer im weißen Anzug, hatte die Menge auch sofort im Griff und lieferte mit „20 Hertz“, „Bullet“, „Dead Stars“, „We Stand Alone“ und „Ritual Noise“ ein gelungenes und von den Fans abgefeiertes Set ab. Auch die zwischenzeitlich einsetzenden Regenschauer brachten die Fans nicht aus dem Konzept. Dann wurde es an der Zeit für Alexander Veljanov und Ernst Horn, besser bekannt als DEINE LAKAIEN, die Bühne zu erobern. Der einzige Open Air Auftritt in Deutschland in diesem Jahr im Rahmen der „Best of“-Tour war denkwürdig. Nicht nur, dass die Sonne pünktlich zum Lakaien-Auftritt wieder herauskam, die Song-Zusammenstellung und eine gut aufgelegter Veljanov taten ein Übriges, diesen Auftritt, zusammen mit den Gastmusikern, unvergesslich zu machen. „Overpaid“, „Reincarnation“,  „Dark Star“ und „Return“ waren nur einige der Highlights. Als er sich dann mitsamt Band erstmals vom Publikum verabschiedete und die Bühne verließ, hat das natürlich niemand ernst genommen, da bis zu dem Zeitpunkt noch „Love Me To The End“ fehlte und bei einem Best of Programm ohne den Song aufzuhören, war undenkbar. Entsprechend kamen sie natürlich noch einmal zurück, um zum krönenden Abschluss „Love Me To The End“ zu performen, bevor sie die Bühne endgültig dem letzten Act des Abends überließen, den Niedersachsen von OOMPH!. Dero, der wieder mal in Zwangsjacke auf die Bühne kam und auch ab und an Stagediving betrieben hat, und der Rest der Band waren gut drauf und haben ihren Fans einen schönen Auftritt abgeliefert. Dann ging es zu den Aftershow-Parties.

Das Theater war am Samstag mit NOISFUS-X, NACHTMAHR (Dem Projekt von Thomas Rainer von L'âme Immortelle), GRENDEL, HAUJOBB, TACTICAL SECT, THE KLINIK und COMBICHRIST der härteren elektronischen Gangart vorbehalten, auch wenn mit den ASHBURY HEIGHTS und ROTERSAND zwei Ausnahmen vertreten waren.

 


Projekt Pitchfork

Der Sonntag begann exakt wie der Samstag mit dem Welle:Erdball Film, ehe es mit den Live-Auftritten weiterging. Auf der Hauptbühne hatten die MEDIEVAL BAEBES die Aufgabe, den Tag zu eröffnen. Die Engländerinnen machten mit ihren altenglischen Texten und Melodien auch eine gute Figur und waren mit den ruhigen atmosphärischen Klängen ein idealer Opener. Mit THE LOVECRAVE wurde es schon rockiger und die Jungs von der LETZTEN INSTANZ hatten das Publikum dann vollends im Griff. Bruno Kramm und Stephan Ackermann von DAS ICH legten eine gewohnt gute Performance hin, während es mit L’AME IMMORTELLE etwas ruhiger zuging. SUICIDE COMMANDO brachte dann die Menge mit seinen adrenalintreibenden Stücken zum Tanzen und PROJEKT PITCHFORK lieferten wie schon zum ersten Amphi-Festival einen gelungenen Auftritt ab, bei dem Peter und Scheubi voller Spielfreude waren. Peter wurde bei einem Song sogar von Sara Noxx unterstützt.

 

 


Medieval Baebes

Im Theater war am Sonntag mehr Abwechslung als am Vortag angesagt. Mit SPIRITUAL FRONT, SPECTRA PARIS und CINEMA STRANGE hatte man bei den ersten drei Bands schon drei verschiedene Stile. LACRIMAS PROFUNDERE mit ihrem schwermütigen Goth Rock (der exzellent ankam) und SOKO FRIEDHOF gingen ebenfalls in völlig unterschiedliche Richtungen. Spätestens zu CLAN OF XYMOX, EISBRECHER und DIARY OF DREAMS wurde das Hauptproblem der Location Theater wieder mehr als deutlich. Es gibt nur eine schmale Eingangstür, durch die aber unzählige Fans wollen, so dass sich lange Schlangen bilden und man wenn man Pech hatte, erst ins Theater kam wenn die Band, für die man sich ursprünglich angestellt hatte, schon fertig war. Ein unhaltbarer Zustand der für vielfache Missstimmung sorgte, der aber schwer zu beheben ist.

 

Dies war einer der wenigen negativen Punkte des Festivals. Ein weiterer waren die unverschämten Getränke- und Essenspreise, an denen die Veranstalter aber nicht schuld sind, da dies von einem externen Caterer vorgegeben wurde. Die Veranstalter haben im Vorfeld alles versucht, jedoch keine Einigung erzielt. Als Kompromiss konnte man mit Festivalbändchen das Gelände jederzeit verlassen und sich anderweitig mit Nahrung versorgen. Außerdem wurde eine Trinkwasserstelle eingerichtet. Der dritte und letzte negative Punkt war der Zeitplan am Sonntag. Warum spielten DIE KRUPPS erst kurz vor Mitternacht? An einem Sonntagabend? Die Leute, die Montag arbeiten müssen, hätten die Krupps vielleicht auch gern gesehen, konnten sich das aber nicht erlauben. Hätte man die nicht auf den Samstag legen können? Aber das waren auch schon die einzigen ernsthaften Kritikpunkte eines ansonsten rundum gelungenen erfolgreichen Festivals. Die Shopping-Meile war auch abwechslungsreich und dass man den Beachclub in diesem Jahr dazubekommen hat, ist auch sehr positiv zu bewerten. Die ersten Bands für 2009 stehen auch schon fest: Dazu zählt auch UNHEILIG. Der Graf war in diesem Jahr nur am Sonntag zu einer Autogrammstunde und zum Meet und Greet vertreten, wo er sich vor Fans kaum retten konnte. Das Amphi 2008 ist Geschichte, Zeit für die Vorfreude aufs Amphi 2009.

 

Steve Palaser – www.sounds2move.de

 

 

Link: www.amphi-festival.de