Festivalbericht zum Tomahawk Festival 2007

Pünktlich um 14:30 Uhr enterten THYRGRIM die Bühne. Trotz der frühen Stunde hatte sich doch schon eine recht ansprechende Menge Schaulustiger versammelt, um den „deutschen Black-Metal“ der Pandabären aus Moers anzutesten. An manchen Stellen klang es zwar noch etwas holprig, doch die Band zog sich für einen Opener am frühen Nachmittag recht ordentlich aus der Affäre. Die teilweise recht langen Black-Metal-Songs wie „Wenn es schneit“, „Aus alten Tagen“ oder „Heimat“ sorgten für etwas Winterstimmung im frühlingshaften Osnabrück. Das Publikum quitierte dies mit Wohlwollen, zu mehr als Höflichkeitsapplaus ließ es sich aber nicht hinreißen. Als nächstes waren DARKENED NOCTURN SLAUGHTERCULT an der Reihe, die mich doch ziemlich überrascht haben. Da der Band um Sängerin Onielar ein gewisser Ruf vorauseilt (arte sei dank), hatte ich viel Show und musikalische Hausmannskost erwartet – doch weit gefehlt. Zwar wurde die Bühne mit reichlich umgedrehten Kreuzen, Pentagrammen und anderen Utensilien aus der satanistischen Requisitenkammer geschmückt und Onielar begann auch gleich damit, sich mit Blut zu besudeln, doch ansonsten setzte die Band aus Dormagen eher Akzente auf musikalischer Ebene. Gleich mit dem Opener erwiesen sie, dass sie die gesamte Bandbreite des Black Metal von traditionell old-school bis nordisch rasend in petto haben. Über die Show mag man denken, was man will (insbesondere der Bassist und der Gitarrist wirkten in ihrem Corpsepaint doch eher so, als wären sie schon ein bisschen zu alt für diesen Schabernack) doch musikalisch braucht sich die Band bestimmt nicht vor den Genregrößen aus Skandinavien verstecken. Am späten Nachmittag folgte dann mit KORPIKLAANI auch schon der unbestrittene Sieger und heimliche Headliner des Festivals. Vor der Bühne (wo sich die Fans mit Widrigkeiten wie einem Handlauf und div. Stufen herumschlagen mussten) wurde es erstmalig brechend voll und schon vor dem eigentlichen Auftritt wurden die finnischen Waldschrate mit noch etwas verhaltenen „Beer, Beer“ Sprechchören gefeiert. Als die Musiker dann mit einem breiten Grinsen und mächtig viel Humppa in ihr Set starteten, brodelte die Stimmung vor der Bühne. Innerhalb der letzten eineinhalb Jahre hat die Band einen ungemeinen Schub an Bekanntheit erhalten, was sie mittlerweile schon zur ernstzunehmenden Konkurrenz für Ensiferum und Finntroll werden lässt. Wer an diesem Tag vor Ort war, der wird dem nicht widersprechen wollen, dominierte die Band den feierwütigen Mob doch zu Partyknallern wie „Hunting Song“ und „Korpiklaani“ nach belieben. Einzig der „Happy Littel Boozer“ blieb an diesem Tag im Schnapsschrank stehen. Doch auch ohne glich das Set des Waldklans einem regelrechten Siegeszug. Beide Daumen hoch! Dass Licht nicht ohne Schatten auskommt mussten im Anschluss die Schwarzkittel KOLDBRANN am eigenen Leib erfahren. Denn der vor kurzem noch bierseelig feiernde Mob verzog sich im Anschluss quasi gesammelt in Richtung Biergarten bzw. Metal Cafe, um den Flüssigkeitshaushalt nach dem regelrechten Sauna-Mosh wieder in geregelte Bahnen zu leiten. Entsprechend kam der Auftritt des etwas zerfahren wirkenden Düsterkommandos einer besseren Live-Probe gleich. Dumm gelaufen kann man da nur sagen.

Großen Zuspruch fanden im Anschluss auch NAILDOWN nicht, die als 3. Band auf die Tour von Ensiferum und Suidakra aufgesprungen sind. Mit ihrem Modern Metal, der hier und da auch mal seine Finger in Richtung Melodic Death ausstreckt, konnten sich nicht wirklich viele der Anwesenden identifizieren und so blieb es vor der Bühne doch sehr überschaubar. Bei ENSIFERUM wurde es dann vor der Bühne wieder richtig eng. Schon anhand der im Publikum vertretenen T-Shirts konnte man erkennen, dass die finnischen Viking-Metaller für viele der Hauptgrund für den Besuch des Tomahawks waren. Dementsprechend ging es dann auch zur Sache als die Band mit „Blood Is the Price of Glory“ vom neuen Album „Victory Songs“ loslegte. Auch die anderen Songs, die von der bislang noch nicht veröffentlichten Scheibe vorgestellt wurden (z. B. „Ahti“ und das epische „Victory Song“), wussten zu gefallen. Am meisten abgefeiert wurden aber natürlich die alten Hits „Token of Time“, „LAI, LAI HEI“ oder „Iron“. Die Reihen lichteten sich ziemlich rapide, nachdem Ensiferum die Bühne verlassen hatten. Das niederländische Sextett EPICA hatte sich angekündigt und ließ sich beim Aufbau eine Menge Zeit. Mit 25 Minuten Verspätung starteten Simone Simons und ihre Jungs – momentan unterstützt vom Live-Drummer Koen Herfst – mit einem neuen Intro und dem Knaller „The Last Crusade“ in ihr kurzes Set. Neben Songs wie „Cry for the Moon“ und „Sensorium“, beide aus dem Debütalbum „The Phantom Agony“ bekam man auch drei Songs vom kommenden Album zu hören, dessen Veröffentlichung für September geplant ist. Allesamt gitarren- und auch gruntlastiger als das bisherige Material kamen diese Songs bei dem Publikum entsprechend gut an. Um den Technikern Zeit für ein scheinbar unlösbares Mikroproblem zu geben, wurde kurzerhand „Crystal Mountain“ der US-Band Death performt und den geneigten Headbangern schien dies nur recht zu sein. Den Abschluss des Konzertes bildete das 10-minütige Titelepos des immer noch aktuellen Albums „Consign To Oblivion“. Epica gaben alles, was sie konnten an diesem Abend, trotzdem war es unter anderem durch das gemischte Publikum und den schlechten Sound einer der schlechteren Gigs der Holländer, die live bisher immer mehr als überzeugen konnten. Verglichen mit den anderen Bands des Tages kann man Epica so oder so eher als Exoten bezeichnen, was sie von den Zuschauern teilweise auch zu spüren bekamen.

Trotz der bereits vorgerückten Stunde konnten DIE APOKALYPTISCHEN REITER den Saal dann noch einmal richtig füllen. Musikalisch wurden vermehrt Stücke des neuen Albums „Riders on the Storm“ und aus der jüngeren Schaffensperiode der Band geboten. Ein paar Klassiker wie „We will never die“ oder „Reitermania“ durften aber auch nicht fehlen. Sehenswert war in jedem Fall die Show, die die Reiter abzogen. Ständig wurden Fans (vorwiegend weibliche) aus dem Publikum gezogen, die mit Sänger Fuchs ein Tänzchen wagen, sich von Dr. Pest auspeitschen lassen oder zu ihm in den Käfig sperren lassen durften. Auch ein Crowdsurfer-Wettbewerb wurde ausgelobt. Insgesamt kein schlechter Gig, auch wenn ich mir persönlich ein paar mehr von den alten Klassikern gewünscht hätte. Dass die Headlinerposition bei einem so umfangreichen Tagesfestival nicht immer die dankbarste Aufgabe ist, mussten PAIN erkennen. Inzwischen hatte sich die Verspätung schon auf über eine Stunde angehäuft und somit betrat Peter Tägtgren mit seinen Jungs erst um 1:15 Uhr die Bretter. Der Saal hatte sich merklich ausgedünnt, sodass die Schweden nur noch vor einem Häufchen Getreuer spielten, die die Band dafür aber umso energischer abfeierten. Zum Dank gab es in Form von „Zombie Slam“ und „Walking on Glass“  schon mal einen viel versprechenden Ausblick auf das kommende Album „Psalm of Extinction“. Damit waren dann aber auch die letzten Krieger reif für ihre Kojen. Das Fazit für das Tomahawk Festival fällt unterm Strich positiv aus, was man primär an der Bandbreite der Bands und dem sehr praktischen Metal Cafe festmachen kann. Weniger gelungen ist da schon der mit Stufen und Winkeln versehene Konzertraum, dessen Zwielicht so manchen Besucher ins Stolpern gebracht hat.

Alexander Dontscheff & Simone Steinbüchel – www.sounds2move.de

 

Setlist Pain:

Greed
Same old Song
End of the Line
It’s only them
Dancing with the Dead
Dark Fields of Pain
Supersonic Bitch
Just hate me
Zombie Slam
On and On
Shut your Mouth
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Walking on Glass

Setlist Epica:

Indigo (Intro)
The Last Crusade
Sensorium
Cry For The Moon
The Obsessive Devotion
Crystal Mountain (Death Cover)
Seif Al Din
Menace Of Vanity
Consign To Oblivion