Festivalbericht zum Summer Breeze 2007

10 Jahre Summer Breeze. Das gilt es gebührend zu feiern. Und dazu waren nicht nur diverse Hochkaräter und Hopefulls aus allen Sparten harter bzw. alternativer Musik geladen, sondern auch das feierwütige Fanvolk kam im Scharen. Vielleicht sogar etwas zu zahlreich, denn wer nicht schon am Mittwoch anreiste, der hatte nicht nur schlechte Karten einen anständigen Zeltplatz zu bekommen (wovon normale Besucher und VIP Gäste gleichermaßen betroffen waren), sondern auch das zweifelhafte Vergnügen, das Dinkelsbühler Umland etwas ausführlicher zu studieren, denn einige arme Hunde brauchten für die Strecke vom Ortskern bis auf den Zeltplatz satte 6 Stunden, verpasste Auftritte inklusive. Dieser Umstand kann natürlich nicht im Sinne des Erfinders sein und sollte – nein muss – im nächsten Jahr ausgebessert werden. Schließlich hat das Festival einen guten Ruf als führende Adresse im Süden der Republik zu verlieren. Glücklicherweise blieb dafür das musikalische Programm gewohnt schmackhaft und von Absagen verschont (mit Ausnahme von Creamtory, aber die hatten schon Tage vor dem Event ihren Absprung verkündet), selbst wenn sich einige Auftritt nicht als das Gelbe vom Ei herausstellten. Doch lest selbst.

Nachdem die Newcomer-Stage Gewinner STITCH und die Doom-Durchstarter SWALLOW THE SUN leider dem apokalyptischen Anreisechaos zum Opfer gefallen waren, eröffneten FEAR MY THOUGHTS inoffiziell den ersten Festivaltag. Dabei rumpelte es einige Male ordentlich im Soundgebälk, was im Optimalfall am deftigen Metalcore / Death Metal Mix der Truppe lag, teils aber auch auf den schlicht suboptimalen Sound zurückzuführen ist. Unter dieser Voraussetzung ging auch beim Publikum noch nicht wirklich viel. Auch IMMOLATION konnten anschließend das Eis nicht völlig brechen, denn die Dampfwalzen-Veteranen ballerten zwar Death-Granaten aus allen Rohren, aber bis auf einige eingefleischte Fans schienen nicht wirklich viele Anwesende die unspektakulären Stücke zu kennen. Dagegen sind LACRIMAS PROFUNDERE im Süden der Republik schon etwas bekannter. Wieder mit neuem Mann am Gesang, aber dafür mit allerlei bekannten Gothic Rock Leckerbissen, etwa „Amber Girl“, „To love her on Knees“ und „Again, It’s over“. Das macht Laune, wirkte aber nicht ganz so spritzig wie man es von der Rock N Sad Crew gewohnt ist. AFTER FOREVER hatten gleich zu Beginn ihres kurzen Sets mit enormen Soundproblemen zu kämpfen. Doch trotzdem erlebte man die Band, die momentan noch mit Ersatz-Grunter George Oosthoek (Ex-Orphanage) die Festivalsaison bestreitet, gewohnt professionell und gut gelaunt. Sängerin Floor Jansen hatte es nicht leicht, war ihr Mikrofon doch die meiste Zeit viel zu leise eingestellt und musste sich so des Öfteren von den Bässen übertönen lassen. Trotzdem konnten die Niederländer mit Songs wie „Discord“, der Single „Energize-Me“ oder dem Duett „Who I Am“, bei dem Floor wie erwartet von DORO unterstützt wurde, bei dem buntgemischten Publikum punkten und mit Sicherheit nicht bei nur uns einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Nach dieser Demonstration in Sachen Spielfreude und Bühnenausstrahlung war es am deutsch-koreanischen Gespann KRYPTERIA, dieses gute Level sowohl vor als auch auf der Bühne zu halten. Und das Resultat dieses Länderspiels lautet: Unentschieden, denn auch Krypteria nutzen den ihnen gebotenen Platz, wenngleich dieser um ein vielfaches geringer war als auf der großzügig geschnittenen Hauptbühne. Frontfrau Ji-In wechselte ihr Stageacting fließend zwischen energischer und lasziver Powerfrau, die Choreinlagen vom aktuellen Album „Bloodangel’s Cry“ kamen nicht ausschließlich aus der Konserve, sondern wurden von den anderen Bandmitgliedern gemeinsam beigesteuert, während man Hits wie „Scream“, „Somebody save Me“ und „Sweet Revenge“ schmetterte. Diese sind zwar nicht ultra hart, dafür aber clever komponiert – weiter so! Zurück auf die Hauptbühne und zu gestandenen Kerlen. Wenn zwei Musiker es im Alleingang schaffen, die größte Bühne am Platz mit ihrem Charisma und ihrer Bühnenpräsenz zu füllen, dann kommen nicht viele Instrumentalisten in Frage. Und so war es an RAGE, die stimmungsmäßige Vorlage der beiden vorherigen Bands eiskalt zu verwandeln. Kaum waren Peavy Wagner und Victors Smolski auf den Brettern, schon stand Dinkelsbühl Kopf, dem sogleich die „Great Old Ones“ um die Ohren gehauen wurden – ein Einstand nach Maß. Allerdings hätte man den Herren auch 2 Stunden Spielzeit einräumen können und es wären dennoch Hits auf der Strecke geblieben. Den Fans – ein paar davon sogar aus Griechenland angereist – war es egal und sie feierten ihre Helden ordentlich ab.  Ach so, Andre Hilgers, der Terrana-Nachfolger war auch mit von der Partie, hielt sich aber erwartungsgemäß im Hintergrund, bis er von Frontmann Peavy in der Mitte des Sets mit blumigen Worten vorgestellt wurde. Auch im 22. Jahr haben Rage nichts an Agilität und Durchschlagskraft verloren – echte Helden eben.

Fear my Thouhgts Lacrimas Profundere After Forever Gitarristen gegen Rassisten Krypteria Illdisposed

Ebensolche wollen THE BLACK DALIAH MURDER irgendwann auch werden. Für einige sind sie es schon, der Zulauf vor und während Show war jedenfalls sehr respektabel. Auch in Sachen Show ballerten die Herren was da Zeug hielt, primär natürlich auf astreine Technik und Acker umpflügen bedacht. Death Metal? Mathcore? Ich würde sagen von allem etwas. Blöd nur, dass sich die Songs der Herren einem Nicht-Kenner so gar nicht erschließen und man nur da steht wie der sprichwörtliche Ochs vor dem Berg. Von diesen Ochsen schien es einige gegeben zu haben, denn etwa dem Wunsch nach einer Wall of Death kamen die Zuschauer nicht nach. Keine Wall of Death fordernd, dafür aber mit ausschließlich wohlbekanntem Liedgut schickte sich dann DORO an, dem traditionell größtenteils jungen Publikum die Reifeprüfung in Sachen Hardrock abzunehmen. Ja, diese Frau könnte die Mutter von nicht wenigen Nasen vor der Bühne sein und noch dazu ist die Düsseldorferin vermutlich schon länger auf den Bühnen dieser Welt unterwegs, als viele der Summer Breeze-Besucher Jahre alt sind. Doch wen stört das, wenn es Hits wie „You’re my Family“ oder „I rule the Ruin“ am Fließband gibt? Genau, niemanden. Kitschdetektor ausgeschaltet und mitgesungen. Achtung Kalauer: Für die erfahreneren Fans hätte es sicher „Für Immer“ weitergehen können, doch nach einer knappen Stunde war Schicht im Schacht. Zurück zur Pain Stage, wo es nach den Daliah Mördern todesmetallisch weiterging. SUFFOCATION trümmerten sich durch ein Set, das man ehrlich gesagt nicht gesehen haben muss. Zwar kamen die Herren mit für Death Metaller unerwartet netten Ansagen durchaus sympathisch rüber, aber wenn man sich nicht gerade am Uhrwerkartigen Drummer Mike Smith zu ergötzen vermochte, blieb wenig hängen, von dem man zukünftig noch zehren könnte. Eher lustlos starteten dann NEVERMORE in ihr Set auf der großen Bühne. Bühnendeko? Fehlanzeige. Stattdessen setze man auf literweise Rauch und gelb-rote Beleuchtung – da kommt Freude auf im Fotograben. „Medicated Nation“ machte den Anfang und zeigte sogleich, dass Warrel Dane stimmlich zu Beginn noch auf etwas wackeligen Beinen stand. Doch auch das Publikum wirkte noch nicht so taufrisch und begeistert, wie man es bei einem Co-Headliner hätte erwarten können. Nach der Verschnaufpause „Who decides?“ kamen dann auch endlich die ersten Perlen vom letzten Mammutwerk „This Godless Endeavour“ zum Zuge und siehe da: Dinkelsbühl erwachte zum Leben. Gut so, denn ein Brecher wie „Final Product“ sollte keinen Headbanger kalt lassen. Dafür war nach dem Auftritt der Amis noch genug Zeit, denn inzwischen war es merklich abgekühlt und auch TANZWUT ließen auf sich warten. Als die Exoten dann die Bühne enterten merkte man schnell, dass der Teufel ein Eichhörnchen ist. Ein Teil des Publikums feierte die „Rockversion von Corvus Corax“ Song für Song ab, während der Rest des Publikums keine Miene verzog und sich lieber warmen und kalten Getränken widmete. Doch das kennt man vom Summer Breeze und seinen Verantwortlichen – hier ist man sich nicht zu schade auch mal willkommene Kontrastpunkte zu setzen. Bitte diese Tradition beibehalten.

Apropos Tradition: AMON AMARTH sind nicht nur echte Festival-Huren, sondern traditionell auch ein Zuschauermagnet. Und auch in Dinkelsbühl konnte man den Shirtträger-Wettbewerb am ersten Festivaltag eindeutig für sich entscheiden, denn schon während der Tanzwut-Show strömten Massen von Fans vom Zeltplatz zur Hauptbühne, um mit Johan Hegg und seiner Truppe in See zu stechen. Als dann der Vorhang viel (und einen ebensolchen gab es in der Tat), konnten die Anhänger endlich das angekündigte Spezialbühnenbild ihrer Helden in Augenschein nehmen. Festung, Schilde und ein Schiffansatz – das erfreut des Nordmanns Augen vor und auf der Bühne natürlich und spätestens damit genossen die Norweger absolute Narrenfreiheit, denn das Publikum lag ihnen regelrecht zu Füßen. Zu den Hits wie „Death in Fire“ wurde binnen 75 Minuten vermutlich mehr Met vernichtet, als an den beiden darauf folgenden Tagen zusammen. Na dann Prost. Nach Hoch-die-Tassen Metal für die breitere Metaller-Masse kehrte dann der gehobene Anspruch zurück: DORNENREICH präsentieren sich nach diversen Unplugged-Shows auch wieder einmal im „Metal-Line-Up“, für das man extra den ehemaligen Drummer Moritz Neuner zurück auf seinen Schemel zitierte. In Sachen T-Shirtverkauf konnten auch die Avantgardisten sichtbar punkten, ein Blick ins Publikum an diesem und den folgenden Tagen genügte. Allerdings stellte man auch schnell fest, dass die gebotene Kost für manchen Zuschauer zu viel des Guten für die Stunde nach Mitternacht war. Aber das hielt die erklärten Liebhaber der lyrisch-düsteren Kunst nicht davon ab Eviga, seine Truppe und Stücke wie den „Her von welken Nächten“-Klassiker „Grell und dunkel strömt das Licht“ ausgiebig zu lobpreisen. Wer jetzt immer noch nicht genug Metal für einen Tag hatte, der konnte im Partyzelt auf der Labelnacht von Lifeforce Records die letzte Riff-Ölung des Tages bekommen. Dabei war es bei DEADLOCK angesichts der vorgerückten Stunde noch überraschend voll. Die ließen natürlich nichts anbrennen und nutzen die Gunst der Stunde und die aktuell beachtliche Aufmerksamkeit, um vor allem ihr Durchbruchsalbum „Wolves“ ausführlich vorzustellen. Anschließend folgte die Wundertüte NIGHTRAGE, denn wer bei denen auf der Bühne steht, ist nicht immer vorher absehbar, rotiert doch gern mal das Besetzungskarussell. Dem Mob war’s egal und so blieben einige Eiserne später auch noch FALL OF SERENITY und WAR FROM A HARLOTS MOUTH gewogen, die ihre Show vor geschätzten 200 Nasen zu Ende brachten. Kurzer Blick auf die Uhr: 4:00 haben wir bereits hinter uns gelassen, somit waren auch die letzten Breezeler reif für eine Mütze voll Schlaf. Oder eine vorgezogenes Frühstück.

Eluveitie Hevein Rage Koldbrann

 

Freitag, 17.08.

Freitagmorgen, viele Headbanger schlummern noch seelig, nur KARKADAN scheinen Hummeln im Hintern zu haben. Wirklich mutig schon gegen 10:50 auf die Bretter zu steigen. Doch unterm Strich war es egal, denn wer liegen geblieben ist hat zwar eine solide Darbietung, aber keine Übersongs verpasst. DAGOBA versuchten nun die Schlafenden und die Verschlafenen mit einem Schuss vor den Bug zu wecken. Unsere französischen Nachbarn schienen keine Skrupel zu haben, schon zum erste Käffchen des Tages Knüppelhiebe zu verteilen, was von einigen Metalcore-Kids durchaus offen empfangen wurde, die sogleich zum ersten Frühsport ansetzten. Deutlich freundlicher versuchten dann die Schweizer ELUVEITIE den Hang-Over zu vertreiben, und zwar mit Erfolg. Viele Freunde der Flötenklänge waren aus ihren Zelten gekrochen, um dem regen Treiben auf der Bühne beizuwohnen. Die gewohnt spielfreudigen Alpenländer dankten es mit einer engagierten Darbietung und haufenweise tanz- und bangbarem Liedgut. Vor allem die Brüder Kirder nutzten die gesamte Breite der Bühne aus, um die Fans anzupeitschen. Dazu Folk-Death Hymnen der Marke „Lament“ und „AnDro“ und alle Welt ist glücklich. Die ersten großen Sieger des Tages. Weitestgehend Schweigen und maximal Höflichkeitsapplaus ernteten im Anschluss die Finsterlinge KOLDBRANN auf der Pain Stage. Die Shredder-Norweger sind sich offensichtlich für kein Klischee zu schade und so malt man sich auch gern mal krumme, umgedrehte Kreuze auf die Arme und post wild mit Stachelarmbändern. Überraschenderweise konnte diese Darbietung nicht mal die anwesenden Genre-Puristen in den vorderen Reihen wirklich überzeugen. Daher war leider noch die Analyse des Sounds der Band aus dem Mund einer hier namentlich nicht genannten Person mit Abstand am unterhaltsamsten. O-Ton: „Das klingt als ob 2 Besoffene einen Altglascontainer schütteln“. Widersprochen hat ihm niemand.

Jetzt aber ganz schnell die Langeweile hinter sich gelassen und auf zu ILLDISPOSED. Bei selbigen sorgte allein schon Frontgrunzer Bo Summer mit seinen Ansagen für Muskelkater im Zwerchfell. Denn der Mann hat fleißig deutsch gebüffelt und war so frei, vorweg seine Band als „Die schwulen Nutten aus dem Norden“ vorzustellen. Doch das war nur die Spitze des Eisbergs. Wo andere Bands sich auf „ihr seid ein tolles Publikum“ beschränken, lässt der Däne die Fans an seiner Gefühlswelt teilhaben: „Ich hab schon ganz erigierte Nippel“ – Na dann. Musik wurde nebenbei auch noch geboten, und zwar mit gewohntem Dampfwalzen-Groove. Abschließend noch ein Tipp von Bo Summer zum Aufwerten eurer Plektren: „So ist das Plektrum vielleicht 1 Euro wert. Aber wenn ich das um meine Eier kreisen lassen... Jetzt ist es schon 5 Euro wert“. Wie sich das leckere Unterfangen optisch gestaltet, darf sich jeder selbst ausmalen. Volle Punktzahl jedenfalls für Unterhaltungsfaktor und Groove. Dahingegen sind die Innovatoren DISILLUSION eher zurückhaltend in ihren Ansagen, das aber stets auf einem wohlwollenden und sympathischen Niveau. Mit ihrem letzten Album „Gloria“ konnte die Band, die live ihr neues Bandgefüge präsentierte, ein mutiges und erfrischendes Ausrufezeichen setzen, was Metal-Deutschland wohl nicht verborgen gelieben ist, denn es waren einige Fans gekommen, um sich vor allem neuere Hits wie die Bandhymne „Don’t go any further“ kredenzen zu lassen. Schmackhaft, auch wenn der Sound hier und da etwas differenzierter hätte sein dürfen. Deutlich elektronischeres erklang wenig später von der Mainstage, wenngleich EISBRECHER auf sich warten ließen. Doch der Grund dafür war schnell gefunden: Sänger Alexx Wesselsky, einst Aushängeschild von Megaherz, war schlicht und ergreifend zu spät dran. Dem redefreudigen Glatzkopf war nämlich spontan eingefallen, dass seine Band am Freitag und nicht wie angenommen am Samstag auf die Bretter musste. Notiz auf dem Weihnachtswunschzettel: Ein Terminkalender. Ganz unumstritten war die Formation im Vorfeld nicht, aber entgegen einer gewissen Erwartung konnten Eisbrecher auch einige eigene Fans mitbringen, welche mit Hilfe eines stimmigen Bühnenbilds und „taub-stumm-bild“ oder aber der erfolgreichen Single „Vergissmeinnicht“ eine solide Show geboten bekamen. HEVEIN legten dann ein paar Briketts in Sachen Härte nach. Die Finnen, bei denen der ehemalige Apocalyptica-Cellist Max Lilja für stimmungsvolle Akzente sorgt, verlassen sich live vor allem auf die intensiven Gebaren ihres Grunters Juha Immonen. Und das konnten sie guten Gewissens tun, denn der schmächtige (und trunkene?) Finne kehrte regelrecht sein Innerstes nach außen, um die Songs vom Geheimtipp-Debüt „Sound over Matter“ möglichst energisch zu vermitteln. Leider hatte man schon beim eröffnenden „Worth fighting for“ technischen Gegenwind, der sowohl Geige als auch Cello mit (un-)schöner Regelmäßigkeit verschluckte. Nichtsdestotrotz schlugen sich die hierzulande recht unbekannten Finnen vorzeigbar. Auch SIRENIA aus Norwegen sind eine der umstrittenen Bands des diesjährigen Summer Breeze. Sowohl die neue Sängerin Monika Pedersen als auch das aktuelle Werk „Nine Destinies and A Downfall“ sind in der Metalwelt mit mehr als gemischten Gefühlen aufgenommen worden. Nun ist es an Mastermind Morten Veland und seinen Mitstreitern, auf der Bühne zu beweisen, dass das neue Material doch Eier hat. Das ist den Norwegern und der Dänin auch beinahe gelungen, wären da nicht die etwas hilflos wirkenden und immergleichen Bewegungen der Frontfrau, die zwar eine gesanglich solide Leistung ablieferte, jedoch mit ihren „Pommesgabel-Angriffen“ im Publikum nicht so recht ankommen wollte. Vorwiegend aktuelles Liedgut wurde vorgetragen und so warteten die Anhänger der Band bis zum Schluss auf den wohl bekanntesten Song der Formation „Voices Within“ – leider vergeblich.

End of Green L'âme Immortelle Disillusion Sirenia Eisbrecher

Dem Niedergang der einstigen Gothic Metal Institution folgte ein Augenschmaus für Lack- und Lederfetischisten. NECROPHOBIC sind wie zuletzt ihren stimmigen Outfits treu geblieben und können von Glück sagen, dass Petrus es mit dem Sommer dieser Tage nicht allzu genau nimmt. Sonst hätten die Herren ähnliche Schweißausbrüche zu verzeichnen gehabt wie anno 2004 Evergrey Sänger Tom S. Englund, dem sein langer schwarzer Mantel bei fast waagrecht stehender Sonne binnen weniger Minuten zum porenöffnenden Verhängnis wurde. Aber zurück zu den Landsleuten des ehemaligen Leidtragenden. Die posten zwar wie die Könige, aber wirklich neue Fans schienen sie nicht für sich gewinnen zu können (bei dem Sound auch kein Wunder). Dennoch fiel das Feedback wie schon im Vorjahr positiv aus. Für L´ÂME IMMORTELLE aus Österreich war es tatsächlich der bisher einzige Auftritt in diesem Jahr – und das wird er voraussichtlich auch bleiben. Nach dem 2006er Werk „Aus deinen Schwingen“ war es trügerisch ruhig um das Duo. Umso mehr freute man sich, Sonja Kraushofer und Thomas Reiner in Dinkelsbühl begrüßen zu können. Eine wahre Best-Of Show bekam man geboten – an Spielfreude schienen die Beiden nichts eingebüßt zu haben. Von „Bitterkeit“, über „Aus den Ruinen“ bis hin zum bekannten Song „5 Jahre“ war alles dabei und als der etwas verwirrt und aufgedreht wirkende Thomas sich dann auch noch mit seiner ganz persönlichen Darbietung des „Spiderschwein“-Songs verabschiedete, bekam er nicht wenige lachende Gesichter zu sehen. Ein mehr als souveräner Auftritt. Schenkt man der aktuellen Nachricht auf der offiziellen Bandhomepage Glauben, könnte der Auftritt auf dem diesjährigen Summer Breeze der letzte in der 10-jährigen Bandgeschichte gewesen sein. Wirklich schade. Kurzfristig kamen END OF GREEN zu einem weiteren Engagement auf dem Summer Breeze, da Creamtory ihren Auftritt wenige Tage vor dem Festival absagen mussten. Die Fans sahen es positiv und freuten sich stattdessen über ihre Lokalmatadoren, denen ein herzlicher und euphorischer Empfang bereitet wurde. Die Songkost wurde als sehr durchmischtes Gothic Rock-Buffett serviert, dem gern auch 1-2 mehr Stücke vom letzten Album „Dead End Hero“ sicher gut getan hätten. Doch auch „Highway 69“ und Co. verfehlten ihre Wirkung nicht, ebenso wie der Ausblick auf Neues, bis dato unveröffentlichtes Songmaterial. Etwas dunkler hätte es beim rockigen Trübsalblasen übrigens auch sein dürfen. Von Trübsal kann daraufhin auf beiden Bühnen keine Rede sein, denn der Party-Doppelschlag FINNTROLL (Main Stage) und VOLBEAT (danach auf der Pain Stage) gab nicht wenigen Feierwütigen noch vor 21:00 Uhr den Rest. Die lautstark geforderte „Haus- und Hofband“ des Festivals wurde im Stile eines großen Headliners empfangen und sorgte für reichlich Bewegung in der Masse und unzählige fliegende Leiber. „Trollhammaren“ stellte dabei (natürlich) den Höhepunkt der Ekstase dar, selbst wenn die Mitarbeiter eines großen Metallabels ihrem Unmut am eigenen Stand verbal Luft machten. Auf Humppa folgt Elvis. Das klingt komisch, funktioniert aber vortrefflich, wie Volbeat unter Beweis stellten. Die äußerst Fannahen Dänen feuerten nicht nur ihre Hits der Stunde ab („Pool of Booze“, „Sad Man’s Tongue“), sondern lobpreisten auch ihre Landsleute Illdisposed, sowie ihre großen Vorbilder Elvis Presley und Johnny Cash. Wer so natürlich und freundschaftlich rüber kommt, der kann sich auch über entsprechendes Feedback freuen. Wenn sich das mal nicht gut auf der DVD macht, die an diesem Tag mitgeschnitten wurde...

BOLT THROWER sind zwar weniger für ihre ausladenden Späße und ihre Stimmungshits bekannt, dafür servierten die Briten, die schon nachmittags gesammelt auf dem Gelände umherstreunten, um einen Blick auf die anderen Bands zu werfen, ein Granaten-Sperrfeuer der brachialen Sorte. In Sachen Sound schien man allerdings den Landsleuten Motorhead den Rang ablaufen zu wollen, denn es dröhnte an allen Ecken und Enden. Den Fans war es egal, die ließen davon unbeeindruckt die Häupter kreisen. Keine schlechte Idee, denn inzwischen war das Thermometer wie schon am Vortag deutlich gefallen. Petrus ist in diesem Sommer kein Rocker, auch nicht wenn Geburtstag gefeiert wird. Wirklich angenehm war der Mix aus Wolken, Schauern, steifer Briese und vereinzelnd knallender Sonne an diesem Wochenende nämlich nicht. Als dann POISONBLACK mit dem einstigen Sentenced-Fronter Ville Laihiala das musikalische Zepter übernahmen, waren die meisten Batterien bei den Zuschauern vermutlich schon leer. Denn die Finnen wurden zwar angemessen empfangen, aber im Verlauf ihres Sets eher mit Zurückhaltung bedacht. Schade, denn vor allem die Songs vom aktuellen Album „Lust Stained Despair“ funktionieren live eigentlich hervorragend. Auf den Bühnen dieser Welt sind IN EXTREMO bekanntlich eine Bank und Zurückhaltung kann man anderswo suchen. Somit stellt sich die Frage gar nicht erst, ob die Sieben eine gute Wahl für die Position des Headliners seien. Auf der Zielgeraden wollte man es noch einmal richtig krachen lassen, denn nach den bis dato bestätigten Shows wollen die Chartstürmer eine etwas länger Livepause einlegen, um sich voll und ganz dem nächsten Studioalbum widmen zu können. Quasi zusammen mit dem Summer Breeze feiert in diesem Jahr auch die deutsche Referenz in Sachen Mittelalter-Metal ihren 10. Geburtstag, sodass man, dem Anlass entsprechend, ein Greatest Hits Jubiläumsfeuerwerk abfeuern konnte. Wobei abfeuern ein gutes Stichwort ist, denn natürlich verzichteten Das Letzte Einhorn, Dr. Pymonte und Co. nicht auf Pyroeffekte und einen großzügigen Glitzerregen, dessen Überbleibsel noch am darauf folgenden Tag problemlos auszumachen waren. Zum Ausklang des zweiten Festivaltages zog sprichwörtlich Finsternis herauf. DARK FUNERAL hatten nicht nur den Dunkelheitsbonus, sondern auch deutlich mehr Anhänger im Publikum als ihre Genrekollegen Koldbrann. Außerdem gibt man sich in Sachen Image und Optik deutlich mehr Mühe, sodass man den Schweden ihre bekennend satanische Einstellung auch abnimmt, wohingegen Koldbrann – zumindest an diesem Tag – etwas zu ungelenk daher kamen. Trotzdem muss man festhalten, dass man als Nicht-Genre-Fan auch dieser Band recht wenig abgewinnen kann. Das sahen auch einige Besucher so, die sich kurz nach dem Beginn der Show für ihre Schlafsäcke und gegen einen weiteren Verbleib auf dem Gelände bzw. im Partyzelt aussprachen. Wer noch (oder endlich wieder?) wach war, der konnte seinen Durst bei der AFM Records Labelnacht mit PRESIDENT EVIL, ABSOLUTE, BLACK MESSIAH und SQUEALER noch bis in den frühen Morgen stillen. Durchgehalten bis zum Schluss haben dabei zum Leidwesen der Künstler nur die wenigsten.

Hardcore Superstar Xandria Maroon Secrets of the Moon Machinemade God

 

Samstag, 18.08.

Einige Festivalbesucher sind wirklich unverwüstlich. Auch am dritten Tag schafften es noch einige sich aufzuraffen, um schon um 11:00 bei SYNCRONOMICA mit Anwesenheit zu glänzen. Damit war die Sache dann aber auch erledigt, außer körperlicher Anwesenheit war nämlich noch nichts zu holen. Das gilt auch für HELRUNAR, die zwar ein paar mehr Nasen anlocken konnten, aber auch ohne nennenswerte Reaktionen wieder abreisen mussten. Zumindest konnten die deutschen Pagan-Deather eine Hand voll Fans mit nach Dinkelsbühl bringen. High-Noon, 12:00 Uhr. Zeit für JUSTICE, diesmal mit eigenen Songs und nicht wie bereits am Mittwoch mit einem 4-stündigen Cover-Marathon. Im Raum Franken / Bayern sind die Jungs schon Kult, was auch an ihrer enormen Präsenz an der Livefront in der Region liegt. Darüber hinaus sieht es allerdings nicht mehr ganz so rosig aus und so blieb das Publikum auch beim 3. Auftritt des Tages noch überschaubar. Die treuen Anhänger wurden für ihr Erscheinen wenigstens mit dem neuen Stück „Bleeding God“  belohnt. Auch die Modern Metaller MACHINEMADE GOD belohnten das Publikum. Und zwar nicht nur mit bis zu dem Zeitpunkt unveröffentlichter Musik (etwa dem Opener „Forgiven“ oder dem hitverdächtigen „Place Taken“), sondern auch mit kostenlosen Leibchen. Frei nach dem Motto: Kommt vor die Bühne, bewegt euren Arsch, dann gibt’s auch was geschenkt. Nicht dumm diese Ruhrpottler. Des Weiteren wurde (mit mächtig Bums für die Magengrube) selbstverständlich auch nicht auf Songs vom Debüt „The Infinity Complex“ verzichtet, den vor allem „Kiss me now, Kill me later“ stellte sich als echter Live-Bringer heraus. Anschließend ging es zumindest stimmungsmäßig wieder bergab, denn so wirklich wollte das Publikum bei SECRETS OF THE MOON seine reservierte Haltung nicht aufgeben. Einen warmen Empfang konnte die von vielen als deutsche Black Metal Nummer 1 bezeichnete Band nach einem viel zu langen Intro aber allemal einheimsen, allerdings sollte man es nicht zur Regel werden lassen seine Spielzeit kommentarlos zu überziehen. Das sahen auch einige Fans von MAROON so, die aufgrund der Verlängerung auf ihre Helden warten mussten und die Mondgeheimnisse daraufhin mit Pfiffen nach deren Abgang bedachten. Die Musiker selbst griffen dann aber sogleich mit der ersten Ansage ein und forderten auf den zuvor geschassten lieber Applaus zu spenden – schöne Geste. Apropos schön: Sänger Andre scheint etwas für eine schöne Haut tun zu wollen, denn der Mann nutzte die unfreiwillige Wartepause, um hinter der Bühne ein Ganzkörperschlammbad zu nehmen und seine Schlammpackung selbstredend auch selbstbewusst zur Schau zu stellen. Danach war aber sogleich Schluss mit lustig und es regierte nur noch In-die-Fresse-Metalcore. Das gibt musikalisch nicht wirklich viel her, ist aber genau der richtige Stoff für die Mosh-hungrige Schar an Kids vor der Bühne. Circle-Pit, Wall of Death? Sicher doch, immer schön auf die 12. Diese Band hat ihre Fans im Griff.

Bei COMMUNIC stellten die meisten Zuschauer ihre körperlichen Aktivitäten dann wieder ein. Die Norweger gelten als Kritikerlieblinge, aber man muss auch selbstkritisch eingestehen, dass man die oft gepriesene Atmosphäre der bisherigen Platten nur selten auch auf die Bühne übertragen kann. Muss man nicht gesehen haben, also schnell weiter zu BLITZKID. „Drei Akkorde für ein Halleluja“ haben Die Toten Hosen mal treffend philosophiert und damit wäre auch der Horrorpunk von Blitzkid recht schnell umrissen, zumindest wenn man noch ein paar schnuckelige Melodien dazu packt. Das sorgt für ein Kontrastprogramm und Abwechslung im Billing, schien aber zumindest an diesem Tag nicht wirklich das zu sein, wonach es Dinkelsbühl dürstete. Trotzdem ließen die Zombie-Punks sich nicht entmutigen und konnten langsam aber sicher zumindest ein paar neue Fans gewinnen. Und wer dann noch einen Zuschauer als Aushilfsmusiker auf die Bühne holt, der bekommt zumindest in Sachen Engagement und Bodenständigkeit Höchstnoten. Für was HARDCORE SUPERSTAR gekommen waren, wurde schon nach den ersten Tönen klar – Poser Rock! Dass man auf die Gunners steht, daraus macht man keinen Hehl. Und auch bei Mötley Crüe bedient man sich ebenso ungeniert wie bei den Backyard Babies. Das ist so innovativ wie das Kochen mit Wasser, wird aber trotzdem von einigen Leuten abgefeiert. Auch hier gilt: Zumindest im Interesse der Abwechslung keine schlechte Wahl. Für XANDRIA ist es nach 2004 der zweite Besuch auf dem Summer Breeze. Gleich zu Beginn setzte das Quintett auf „Firestorm“ und siehe da, allerlei verwunderte Gesichter vor der Pain Stage. Die Grunteinlagen von Sängerin Lisa, die sie später auch noch bei „Snow White“ zum Besten gab, hatten die meisten Interessierten wohl nicht erwartet. Souverän und äußerst spielfreudig präsentierten die Bielefelder einen Mix aus ihren bisherigen vier Alben, der mit dem Hit „Ravenheart“ und „India“ einen gelungenen Abschluss fand.

Reitermania

Neben Finntroll sind auch DIE APOKALYPTISCHEN REITER gern gesehene Festivalgäste, auch in Dinkelsbühl. Und nach ihrer sogar auf DVD festgehaltenen Hüpfburg-Show von 2005 galt es diese Show nun zu toppen. Und was soll man sagen, das Unterfangen wurde auf ganzer Linie gemeistert. Da wurden mal wieder weibliche Fans zu Dr. Pest in den Käfig gesperrt oder Anhänger im Schottenrock auf die Bühne geholt, um „allen mal seinen Pullermann zu zeigen“. Gesagt, getan. Leckerer war da das Set der irrwitzigen Reiter, die unfassbar abgefeiert wurden. Denn auch zum brandneuen Liedgut der Prägung „Seemann“, „Friede sei mit dir“ oder der B-Seite „Ghostriders in the Sky“ lässt sich vorzüglich tanzen, singen, bangen, crowdsurfen oder einfach nur ausrasten. Wenn dann noch zum Schlauchbootrennen über die Köpfe der Anhängerschaft gebeten wird, gibt es endgültig kein Halten mehr, selbst wenn das deutsche Team sich knapp der australischen (!) Abordnung geschlagen geben muss. Siegprämie: Eine Reise nach Australien. Wie großzügig... Auch die Frankfurter Promillos TANKARD zeigen sich derzeit großzügig, denn anlässlich des 25. Bandjubiläums veröffentlicht man eine Best-of Zusammenstellung, auf der viele Klassiker der Band neu eingespielt wurden. Und natürlich fanden auch ausschließlich bewährte Thrash-Schoppen wie „Chemical Invasion“ und „Empty Tankard“ den Weg ins Tagesprogramm, das von Sänger Gerre gewohnt unterhaltsam („Warum spielen wir hier nie auf der Mainstage? Bestimmt weil wir zu schmal dafür sind“) moderiert wurde. Der Versuch des gewichtigen Sängers eine Runde als Crowdsurfer zu drehen, scheiterte allerdings erwartungsgemäß im Ansatz. DARK TRANQUILLITY hatten anschließend aus dem Stand das Publikum auf ihrer Seite. Nicht weiter verwunderlich, denn Frontmann Mikael Stanne ist nur ein charismatischer, sondern auch eine redefreudiger Zeitgenossen. Die bestens aufgelegten Schweden intonierten bei einwandfreiem Sound eine mitreißende und absolut erstklassige Show, die den Melodic Deather sicher einige neue Fans beschafft haben dürfte. Die sehr gelungene Playlist (u.a. mit den Higlights des neuen Albums „Fiction“ – nämlich „The Lesser Faith“, „Blind at Heart“, „Focus Shift“ und der Gänsehautnummer „Misery’s Crown“) schloss dann nach einer Stunde „The New Built“ vom „Character“-Album eine durchgehend höchsten Ansprüchen genügende Show ab. Bravo! Auch MOONSORROW schlugen sich tapfer. Die finnischen Kunstblutfreunde präsentierten ihre derbe, ihre hymnische, ihre atmosphärische und ihre folkige Seite im fast perfekten Einklang. Fast, weil die Musik der Band vor allem im heimischen CD-Player ihren vollen Charme entfalten kann. Und eine wirkliche Partyband sind die Herren auch nicht. Da kann man OOMPH! schon eher als feiertaugliche Formation bezeichnen, zumindest wenn man die Songs der Electrorocker kennt und vorzugsweise auch schätzt. Und genau da lag an diesem Tag der Hund begraben, denn das Publikum spaltete sich offensichtlich in Liebhaber und Skeptiker. Dem Zwangsjackenträger (Dero) und seinen Pfarrern (Crap, Flux) sah man davon natürlich professionellerweise nichts an, im Gegenteil konnte man einer gewohnt engagierten Show beiwohnen. Etwas zu gewohnt, wenn man die Band schon ein paar Mal gesehen hat, denn das Gezeigte wusste zwar absolut zu überzeugen, aber das täuschte nicht über den Eindruck hinweg, dass mehr oder mindern ein bekanntes Programm abgespult wurde. Aber gut, wem das nicht zusagte, der konnte sich am pünktlich zum Auftritt der Wolfsburger feierlich aufs Gelände getragenen inoffiziellen Maskottchen „Bambi“ alias „Ewald“, dem Bierdosereh (und seiner johlenden, huldigenden Gefolgschaft) auch ohne Blick auf die Hauptbühne wunderbar bespaßen.

 

 

Publikum

Doch zurück zum Bühnenprogramm. Auch der Auftritt von CALIBAN wirkte auf einige Anwesende irgendwie einstudiert, selbst wenn die anwesende Anhängerschaft ihre Helden aus dem Pott headlinerwürdig abfeierte. Entsprechend ging an diesem Tag natürlich alles: Wall of Death, Circle Pit etc. pp. Na ja, sagen wir zumindest fast alles, denn der Klargesang war mal wieder unterste Kajüte, das haben Machinemade God am Mittag noch deutlich besser gemacht. Und die waren schon nicht zu 100% sicher. Am Headliner SOULFLY war dann zu erkennen, dass eine fast schon legendäre Band und ein Haufen erstklassiger Musiker noch keine absolute Ekstase garantieren. Natürlich kann man mit Stücken wie „Refuse/Resist“, „Jumpdafuckup“ oder dem mächtigen „Roots“ eigentlich gar nichts falsch machen, aber so ganz auf der Höhe schien die Cavalera-Truppe an diesem Tag nicht zu sein. Zumindest hat man sie schon stärker gesehen (etwa in Dour 2006). Dem Auditorium schien das ähnlich zu gehen, denn selbiges ging zwar mit, zeigte aber nicht die gleiche Hingabe, die man an diesem Wochenende etwa schon bei den Reitern oder Finntroll sehen konnte. Nebenbei machte der Maestro übrigens noch  problemlos Tarja Turunen ihren Rang als „Umzieh-Queen“ den Ruf streitig, denn der Brasilianer präsentierte an diesem Abend im Verlauf des Sets mehr Oberbekleidungen als manch andere Band im Verlauf einer gesamten Konzertreise. Anyway, der Name Soulfly allein rechtfertigt natürlich schon die Position als Headliner des Festivals. Kurz nach Mitternacht sollte dann „Peterchens Mondfahrt“ das Jubiläumsjahr des Summer Breeze ausklingen lassen. Mit Peter Tägtgren und PAIN durfte ein Dauergast dem Festival und seinen Besuchern das letzte Abendmahl der 10. Auflage servieren, was der Mann, der regelmäßig den Kehraus auf solchen Veranstaltungen untermalen darf, dann auch mit der gewohnten Qualität tat. Natürlich waren die Zuschauerreihen bereits von diversen Ausfällen gezeichnet, doch die Show muss weiter gehen und zum Abschluss gibt es weiß Gott schlechtere Formationen als die elektronische Spielwiese des Schweden. Denn der Pain-Sound ist angesichts der Uhrzeit angenehm leicht verdaulich und darüber hinaus auch tanzbar. Nach „Shut your Mouth“ war dann aber endgültig Schicht im Schacht und ein schickes Feuerwerk beschloss die Geburtstagsfeierlichkeiten. Dass man ausgerechnet im Jubiläumsjahr einige organisatorische Mängel beklagen musste, hinterlässt leider einen etwas schalen Beigeschmack. Dafür war die Bandauswahl gewohnt gelungen und abwechslungsreich. Mit Abstrichen eine gelungene Feierlichkeit. Herzlichen Glückwunsch, Summer Breeze.

Markus Rutten & Simone Steinbüchel – www.sounds2move.de

Top:

- Die Auftritte von Dark Tranquillity, Krypteria, After Forever, Rage, L’âme Immortelle, Eluveitie, den Reitern und Machinemade God.  

- Die Hirnschiss-Ansagen von Illdisposed

- End of Green ersetzen kurzfristig Crematory, was sich als stimmungsmäßiger Glücksfall herausstellt.

Flop:

- Anreise Chaos und akute Überfüllung

- Swallow the Sun verpasst

- Der Weg vom Gelände zum Tagesparkplatz führt nur über den matschigen, unbeleuchteten Zeltplatz

- Sirenia sind nur noch ein Schatten früherer Tage und Monica Pedersen hat die Bühnenausstrahlung von Hausstaub. Traurig.

- Koldbrann rumpeln die Stimmungsvorlage von Eluveitie nieder und Secrets of the Moon ziehen ihre sterile Show unnötig in die Länge. Außerdem können Nevermore eigentlich deutlich mehr.

- Das Kasperletheater um die Fotos bei den Headlinern (und die zweifelhafte Vergabe der „Ausnahmegenehmigungen“). Außerdem die Starallüren von Soulfly, welche ihre Fotografen handverlesen. Und die nicht wirklich glatt laufende Kommunikation der Ordnungskräfte (den Bühnengraben mal ausgeklammert) – andere Ansichten und Anordnungen im 30-Minuten-Takt.

Top:

- Auftritte: After Forever, L´Âme Immortelle, Xandria und Oomph!

- Super Stimmung und Unterhaltungsfaktor bei den Apokalyptischen Reitern
 

 

Contra:

- Das Anreisechaos. Daraus muss gelernt werden!

- Schon im zweiten Jahr nur Dixiklos. Das geht gar nicht

- Koldbrann