Festivalbericht zum Metalfest URI 2006
Wie bringt man wohl am besten die Wände
des wohlbekannten Gotthard Tunnels zum beben? Ganz einfach. Man veranstalte
im nahe gelegenen Ort Erstfeld bzw. im Club Transilvania das erste Metalfest
URI und lade dazu sechs Bands ein, die alles andere als Schmusemusik spielen.
Das
Transilvania war nur mäßig gefüllt, als um 18.45 Uhr die
Tessiner Band ROOTS OF DEATH das Metalfest
URI eröffneten. Und obwohl sich nur ca. 20 Nasen vor der Bühne
eingefunden hatten gab die Band nichtsdestotrotz von Anfang an Vollgas.
Ganz nach dem Motto: "Lieber nur wenig Zuschauer, als gar keine Zuschauer
vor der Bühne". Mit ihrem Mix aus Death- und Thrash Metal, der
zusätzlich mit einer zünftigen Hard- und Metalcore Brise angereichert
wurde, pustete die Band die Gehörgänge der anwesenden Zuschauer
ordentlich durch. Frontmann Kevin wirbelte wie von der Tarantel gestochen
über die Bühne, verausgabte sich dabei vollkommen und schrie und
brüllte sich die Lunge aus dem Leib. Dabei versuchte er immer wieder
die wenigen Zuschauer zum mitmachen zu animieren, was anfangs zwar nicht
so recht gelingen wollte, aber mit der Zeit durchaus Wirkung zeigte. Dementsprechend
bewegte sich immer wie mehr vor der Bühne, schüttelte sich der
eine oder andere Headbanger den Kopf dusslig während die gut aufgelegte
Band den passenden Soundtrack dazu ablieferte. Von daher ist es auch bedauerlich
dass Roots of Death nicht mehr Publikumsaufmerksamkeit verzeichnen konnten,
da die Band mit ihrem 40-minütigen Auftritt einen sehr soliden Eindruck
hinterließ.
Setliste Roots of Death:
Rising Portrait
Naildown
Radical Rejection
Brutal Uniform
Terror
Walls of Silence
Langsam aber stetig füllte sich das Transilvania mit männlichen
und weiblichen Metalheads, die allesamt in bester Feierlaune waren. Und
als MABON mit ihrem Gig loslegten, war es nur
eine Frage der Zeit, bis Herr und Frau Metalhead vor der Bühne wild
die Haare kreisen ließen. Lieferten Mabon doch einen gleichwohl professionellen
wie auch mitreißenden Auftritt ab, der geradezu nach wildem Headbangen
und frenetischem mitsingen schrie. Aber auch die Band drehte sprichwörtlich
am Rad des Wahnsinns, wurden Posen über Posen bedient, dass man sich
gar im siebten Metalklischee Himmel wähnte. Sänger Roger Badertscher
wickelte das Publikum gekonnt um seinen kleinen Finger, während die
Gitarrenfraktion messerscharfe Riffs durchs Transilvania schleuderte. Jeder
Song erwies sich als ein aus geilstem Metal gemachter Killer, wobei mit
"Chaos of Life", "Eye for an Eye" und "Are you Blind" auch drei Songs der
Hammer-EP "Eye
for an Eye" zum Zuge kamen. Fazit: Geile Show einer geilen Band, die
definitiv auf dem Sprung nach oben ist!
Setliste Mabon:
Killers
Chaos of Life
Desert Gnom
Enemy
Eye for an Eye
Stampede
Revolution
Chamber of Fear
Are you Blind
Als nächstes waren DISPARAGED an der Reihe,
die Nackenmuskeln des immer wie mehr werdenden Publikums zu strapazieren.
Nach einem kurzen Intro legte die Band dann auch mächtig los, ballerte
die anwesenden Fans mit brachialstem Death Metal weg. Mit fast schon chirurgischer
Präzision hallten alles zerfetzende Riffs durch die Lautsprecherboxen,
während Schlagzeuger Heinz sein Kit in Grund und Boden hämmerte.
Disparaged gaben den anwesenden Fans genau das, was sie von ihnen erwarteten.
Und die Fans bedankten sich dafür mit dem ersten Moshpit des Abends,
indem es dementsprechend heftig zu und her ging. Aber auch um den Moshpit
herum herrschte ordentlich Bewegung, wurden die Haare auf und ab geschleudert,
wild gebrüllt und die Songs mit aller Kraft abgefeiert.
Setliste
Disparaged:
Testify
Overlust
The Plague
Born In Waste
Bored Beyond Belief
Salvation
Banished
Conqueror Of The Apocalypse
Saviour
Impetuous
Wer nun dachte dass der Moshpit bei Disparaged schon heftig war, der wurde
beim Auftritt von REQUIEM eines besseren belehrt.
Löste der brutal groovende Death Metal der Schweizer Band doch einen
solchen Moshpit aus, der sich am ehesten mit einem Kriegsgebiet vergleichen
lies. Es wurde gebangt, gerammt, gerannt, gehüpft, gestolpert, geschleudert
und Bier verschüttet (oh Gott NEIN! Anm. d. Redakteurs), dass es eine
wahre Augenweide war. Zusätzlich flog auch der eine oder andere Stagediver
über die Köpfe der Zuschauer hinweg, um Kopfüber irgendwo
in der Fanschar unterzugehen. Die Band selber genoss diesen Anblick sichtlich
und vor allem Bassist Ralf Winzer konnte sich ein Dauergrinsen nicht verkneifen,
wobei er das Publikum immer wieder zu neuen Moshpit-Einlagen animierte.
Sänger Michi Kuster tobte mit einer animalischen Intensität über
die Bühne, während der Schweiß in Strömen von seinem
tätowierten Oberkörper herabfloss. Immer wieder packte er einzelne
Ansagen zwischen die Songs die unmissverständlich verdeutlichten, dass
hinter den ins Mikrofon gebrüllten Lyrics durchaus auch ein tieferer
Sinn steckt.
Setliste Requiem:
Signal Zero
Extinct By Evolution
Bloodcult
Living In Misery
Sentenced To Death
Government Denies Knowledge
Setting The Score
Two Sides Within
Murder U.S.A.
Inconsistent Consequences
Diary Of A Damaged Brain
Sonderkommando 12
Alone
Die deutschen Death Metal Pioniere von FLESHCRAWL
hatten danach kein leichtes Spiel, da Requiem dem Publikum einiges an Kraftreserven
abverlangt hatte. Darum brauchte es seine Zeit bis die Fans auch bei Fleshcrawl
voll mitgingen, wieder einen Moshpit bildeten und den Kopf so richtig Schuppenfrei
schüttelten. Das bemerkte auch Sänger Sven Gross, der sich den
einen oder anderen Kommentar dazu nicht verkneifen konnte:
"Seid ihr schon Müde?"
"Wir sind wohl zu Leise für euch?"
"Habt ihr noch Bock auf richtigen Death Metal Scheiß?"
Ja! Das Publikum hatte sehr wohl noch Bock auf richtigen Death Metal Scheiß.
Vor allem wenn dieser von Fleshcrawl stammt. Bereits ab dem vierten Song
war wieder jener "Normalzustand" erreicht, der schon bei Requiem zuvor vorherrschte.
Vor der Bühne wurde munter gebangt, gerempelt, gerannt und… ach ihr
kennt das Spiel ja. Und auch ein paar Stagediver machten die Luft unsicher
und landeten in den unmöglichsten Positionen auf oder im Publikum.
Somit sorgte auch der Auftritt von Fleshcrawl für eine Bombenstimmung,
die wohl nur noch eine Band wie Carnal Forge übertreffen könnte.
Setliste Fleshcrawl:
Soulskinner
As Blood Rains from the Sky
Flesh Bloody Flesh
The Forthcoming End
Damned in Fire
Beneath a Dying Sun
Under the Banner of Death
Made of Flesh
Dark Dimension
Demons of the Dead
Into the Depths of No Return
Rotten
Bloodsoul-Intro / The Day Man Lost
Was für ein Glück für das Metalfest URI, dass die nächste
und letzte Band des Abends tatsächlich auf den Namen CARNAL
FORGE hörte. Und die Schweden wollten es definitiv wissen unddie
ohnehin schon superbe Stimmung endgültig zum hysterischen Supergau
treiben. Alle Extreme die sich bei den vorhergehenden Bands ereignet hatten,
wurden während des Auftrittes von Carnal Forge übertrumpft. So
ähnelte Moshpit keinem Kriegsgebiet mehr, sondern er wurde sprichwörtlich
zu einem. Die Stagediver mehrten und mehrten sich, während der Rest
des Publikums sich um den Verstand bangte. Sänger und Rastalockenmonster
Jens C. Mortensen war ununterbrochen in Bewegung, suchte dabei immer wieder
die Kommunikation mit den Fans, die dieses Angebot noch so gerne annahmen.
Im Allgemeinen erwies sich Mr. Mortensen als exquisiter Frontmann der nicht
nur ein paar Späßchen vom Stapel lies, sondern sich sowohl in
Englisch, Deutsch, Spanisch (?) und Japanisch (????) bei den Fans für
die frenetischen Aktionen bedankte. Aber auch dem Rest der Band war der
Spaß an der Sache anzusehen, wobei natürlich das handwerkliche
Können nicht vernachlässigt wurde. Der mörderisch mitreißende
Death- und Thrash Metal Mix wurde mit einer bewundernswerten Fingerfertigkeit
dargeboten, die sowohl harte Riffattacken wie auch filigrane Gitarrenpassagen
beinhaltete. Carnal Forge bildeten somit den glorreichen und auch schweißtreibenden
Schlusspunkt des Metalfest URI.
Setliste Carnal Forge:
H.B.F. Suicide
Burn them Alive
Hand Of Doom
Ripped & Torn
Inhuman
Waiting for Sundown
Burning Eden
The Dead
Baptized In Fire
Deacades of Despair
Deep Rivers Of Blood
Divine Killing Breed Machine
I Smell Like Death (Son Of A Bastard)
Totally Worthless
Was soll ich abschließend noch großartig
über das Metalfest URI sagen? Außer dass alle Bands überzeugen
konnten, dass es sehr gut organisiert war und auch die Stimmung im Allgemeinen
zu gefallen vermochte. Somit ein großes Lob an die Mitarbeiter vom
Metalfest URI und bis zum nächsten Jahr, wenn in der ersten Septemberwoche
wieder zum Metalfest URI geladen wird. Bis dahin:
My neck survived the Metalfest URI 2006!
Nando Rohner - www.sounds2move.de / 25.09.2006