Festivalbericht zum Wave-Gotik-Treffen 2006

Leipzig. Die flächenmäßig zweitgrößte Stadt in Sachsen. Ostdeutscher Verkehrsknotenpunkt mit dem Anspruch einer Kultur- und Messestadt. Eine Stadt, die mitunter zwei Gesichter haben kann. Bezogen auf Architektur und Stadtbild. Denn noch immer scheint Leipzig eine Stadt zu sein, bei der die Extreme dicht beieinander liegen. Neben Neubauten mit gläsernen Fassaden, modernen Bürogebäuden und stimmungsvollen öffentlichen Plätzen finden sich – teils in unmittelbarer Umgebung – noch immer die baulichen Altlasten des Kommunismus. Marode, teils verlassene Altbauten, die sich selbst überlassen wurden und das Stadtbild in manchen Gegenden in negativer Hinsicht prägen. Renovierung? Nein, übermäßig teuer und damit rein wirtschaftlich natürlich unsinnig. Abreißen und neu bauen? Auch nicht möglich – dem deutschen Denkmalschutz sei Dank. So radikal es klingen mag, aber Leipzig bleibt nichts anderes übrig als den mitunter zur Ruine verkommenen Gebäuden beim langsamen Verfall zuzuschauen und zu hoffen, dass sie in naher Zukunft den Zahn der Zeit zu spüren bekommen um Neubauten Platz zu machen. Somit wird Leipzig noch auf Jahrzehnte eine Stadt im Wandel und Umbau, ein Ort der Veränderung, bleiben. Zum nunmehr 15. Mal ist diese Stadt aber auch die Heimat des größten und wichtigsten Gothic Festivals der Welt – des Wave-Gotik-Treffen.

In diesem Jahr hat die Stadt das Pfingstwochenende großzügig mit Veranstaltungen jeder Art zugepflastert, so dass die ohnehin schon angespannte (bisweilen vielleicht sogar aussichtslose?) Hotelsituation und Touristendichte an und um das erste Wochenende im Juni noch einmal merklich anzog. Beispiele? Johan Sebastian Bach Festival, großes Innenstadt-Fest in der Fußgängerzone, Hafenfest, für die kleinsten „Toggo on Tour“ (!), mittelalterliches Reiterturnier und Erotik Messe. Und ganz nebenbei noch mehrere Tausend schwarze Szenegänger aus der ganzen Welt. Alles umrandet von den Vorbereitungen und Aufbauarbeiten zur Fußball WM 2006 (™, wir wollen ja nicht verklagt werden...), in deren Rahmen einige Spiele im neu gebauten Zentralstadion stattfinden werden. Entsprechend ergab sich in diesem Jahr ein noch einmal weitaus wuseligeres Bild im Innenstadtbereich, als es in den Jahren davor ohnehin schon der Fall war. Davon bekam man an und um die Parkbühne am Freitag, den 02.06. nicht allzu viel mit. Hier bot sich das übliche Bild, das von WGT-Besuchern in Picknick-Atmosphäre rund um den Veranstaltungsort bis hin zu staunenden Passanten und Städtern in Wochenend- und Freizeitlaune alles zu bieten hatte. Auch der Gast erkennt schnell, dass der Clara-Zetkin-Park an einem sonnigen Frühsommertag eines der schönsten Fleckchen in Leipzig ist. Auch REGICIDE (die seit Monaten keine Chance auf einen Liveauftritt verstreichen lassen) nutzten den sonnigen Nachmittag um sich und ihr neues Album „Break the Silence“ zu promoten. Trotz der recht früher Uhrzeit konnte man vor allem mit dem finalen „The Hanger-On“ den einen oder anderen Besucher zum mitsingen animieren. Die dritte Band an diesem Tag – THEATRE DES VAMPIRES - hatte dann bereits 20 Minuten Verspätung, die sich allerdings im Laufe des Tages von Band zu Band noch ausdehnen sollte. Hier besteht in Sachen Stage-Management wohl noch ein wenig Nachholbedarf. Das italienische Theater der Vampire hatte aber auch ganz andere Sorgen. Ihr etwas gewöhnungsbedürftiger Goth Rock konnte das Stimmungsniveau der deutlich eingängigeren Regicide nicht halten. Zwar mühte sich die extrovertierte Sängerin Sonja Scarlet ebenso wie ihre männlichen Mitstreiter, doch ihre Musik ist dann doch eher nur etwas für hart gesottene Genrefreunde und Fans. Abgesehen davon schreibt die Band das Wort „Klischeereiterei“ wohl überdimensional groß.

 

Da hingegen hat eine Band wie XANDRIA schon einen leichteren Stand, auch wenn das WGT-Publikum sich auch beim Auftritt der Bielefelder noch ein wenig bedeckt gab. Ob es am noch frühen Abend lag, weiß man nicht genau, aber beim spätabendlichen Auftritt der Band beim Mystic Festival waren die Resonanzen noch mal eine Schippe euphorischer. Hits wie „Kill the Sun“ und das obligatorische „Ravenheart“ zünden natürlich trotzdem und Xandria konnten den gefestigten und weiter gereiften Eindruck ihrer Shows vom Beginn des Jahres noch einmal untermauern.

Aus welchen Gründen die Niederländer THE DREAMSIDE den lukrativeren Slot im Anschluss an Xandria bekommen haben, bleibt zweifelhaft und ist eigentlich nur auf organisatorische Gründe zurück zu führen. Denn die Band hat zwar vor einiger Zeit mit ihrem aktuellen Album „Spin Moon Magic“ einen guten und eingängigen Silberling abgeliefert, aber dennoch ist das Quintett nach knapp 12 Jahren Bandgeschichte im Großen und Ganzen hierzulande immer noch ein Geheimtipp. Hinzu kommt, dass die Band auf der Bühne weitaus sphärischer und weniger zugänglich klingt als aus der Konserve. Als grobe Orientierung könnte man auf eine Mischung aus Qntal und progressiven The Gathering verweisen. Sängerin Kemi verfügt zwar über ein erstklassiges Organ und Tieftöner Roman bedient seinen Bass trotz einer Behinderung an der linken Hand, aber trotz aller Bemühungen blieb eine gewisse Distanz zwischen Band und Publikum, die auch bekannter Stücke wie „Open your Eyes“ nicht zu überwinden vermochten. Die Holländer scheinen trotz stimmiger Optik und Feuerspielchen einfach keine Band zu sein, die sich ihr Publikum bei Konzerten erspielt. Die Anhängerschaft wird eher über die bisherigen Studioveröffentlichungen rekrutiert. Vielleicht mangelt es auch einfach an Live-Präsenz im deutschsprachigen Raum.

Setlist Xandria:

1. India
2. Now & Forever
3. The Lioness
4. Kill the Sun
5. End of every Story
6. In love with the Darkness
7. Snow-White
8. Ravenheart
9.
Black Flame

 

Leipzig @ Night The Dreamside Theatres des Vampires Xandria WGT Publikum, Parkbühne

 

Setlist The Gathering:

1. Liberty Bell
2. Even the spirits are afraid
3. Shortest Day
4. In Between
5. Analog park
6. Probably built in the fifties
7. Saturnine
8. On most surfaces
9. In motion I
10. Eleanor

Erstmals richtig voll wurde es dann zum Auftritt der Schweizer SAMAEL, die sich gewohnt spielfreudig und kraftvoll zeigten. Trotz einiger Ausflüge in Richtung Electronik, wie etwa mit dem jüngsten Projekt „Era One“ bleiben Samael in erster Linie Metalheads, was sie an diesem Abend deutlich erkennen ließen. „The Cross“, „Rain“, “Moongate” und die anderen Stücke brachten Bewegung in den Mob, der sichtbar Spaß an der dargebotenen Show hatte. Eher bedächtig wurde dann die Show der experimentierfreudigen THE GATHERING aufgenommen. Nachdem die Europatour im Frühjahr zum Unmut der Fans aufgrund einer Erkrankung von Sängerin Anneke van Giersbergen abgesagt werden musste, war die Band nun topfit und bereit für ihren ersten Auftritt nach der Zwangspause. Die rothaarige Sängerin zeigte sich an diesem Abend farbenfroh in einer Trainingsjacke in den Farben Brasiliens. Vom kantigen neuen Album „Home“ schafften es nur „In Between“ und „Shortest Day“ in die Setlist des Abends, was die Anhängerschaft natürlich freute und sicherstellte, dass auch ausreichend Klassiker ihren Platz im Programm fanden. Die großen Rampensäue werden The Gathering in diesem Leben natürlich nicht mehr, aber das wäre bei ihrer Art von Musik auch gänzlich fehl am Platze. Der Sound der Band spricht schon immer für sich selbst und da machte auch der Auftritt in Leipzig keine Ausnahme.

Zum letzten Tanz des Abends baten wenig später LACRIMOSA in der Agra-Halle. Adel verpflichtet und so war die Agra erwartungsgemäß voll bis unters Dach als Tilo Wolff, Anne Nurmi und ihre musikalischen Begleiter die Bühne betraten. Über Tilo Wolff ist eigentlich schon alles gesagt und dass der Mann seit Jahren zu den markantesten und prägensten Gesichtern der schwarzen Szene gehört, sollte sich mittlerweile auch in die letzten Wickel herumgesprochen haben. Standesgemäß wurden Hits wie „Kelch der Liebe“, „Not every pain hurts“ und „The Party is over“ im Verlauf der Show von den Fans abgefeiert, wobei allerdings auch deutlich wurde, dass Mr. Wolff die Massen ebenso begeistern wie spalten kann. An seinem Gesang scheiden sich nämlich nicht erst seit gestern die Geister. Anyway, „Copycat“ und „Stolzes Herz“ beschlossen ein Konzert, dass alles in allem unterstrich, warum der Österreicher schon so lange eine Ausnahmestellung genießt.

 

Setlist Lacrimosa:

1. Inferno (Intro)
2. Der brennende Komet
3. Malin
4. Alles Lüge
5. Eine Nacht in Ewigkeit
6. Lichtgestalt
7. Not Every Pain Hurts
8. Road To Pain
9. Letzte Ausfahrt
10. The Party Is Over
11.
Siehst du mich im Licht
12. Der Kelch der Liebe
13.
The Last Milenium
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14. Der Morgen danach
15. Ich verlasse heut dein Herz
16. Copycat
17. Stolzes Herz

Am zweiten Festivaltag offerierte der in diesem Jahr erstmals als Veranstaltungsort fungierende Kohlrabizirkus das attraktivste Programm, wenngleich man eigentlich problemlos END OF GREEN, die für die Parkbühne zugeteilt wurden, auch hier hätte ins Programm nehmen können. Fans von Katatonia oder Lacrimas Profundere, die an diesem Tag den Kohlrabizirkus rockten, hätten sich sicher auch für die „Dead End Heros“ erwärmen können. Warum man sie stattdessen zwischen Electro-Rock-Acts wie UNHEILIG und SAMSAS TRAUM platzieren musste, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ziemlich unglückliche Konstellation. Nachdem die Band DAS SCHEIT am frühen Nachmittag bereits ihren Auftritt absolvierte, waren die deutschen Gothic Metaller ANUBIZ für uns der Start in den Tag. Die musikalische Parallele zum Start des Vortages war der erneute Wechselgesang zwischen männlicher und weiblicher Stimme, gepaart mit Keyboardflächen und Riffs, allerdings ohne die bei Regicide markanten Streicherlinien. Für diesen unkomplizierten Start in den Tag gab es von den noch spärlichen Zuschauern sogar mehr als nur Höflichkeitsapplaus. Musikalisch deutlich derber ging es dann bei den Nordlichtern von LIMBOGOTT zu. Die Industrial Metaller um ihre beiden Front-Zombies Lard Manson und Limbosonic ließen den Knüppel aus dem Sack und konnten mit ihrer freakigen Bühnenshow und einer absolut erstklassigen Lichtshow für Begeisterung sorgen. Die Musiker setzten sich zu Songs wie „Cut Throad“, „Struggle“, „Nerve“ und „Bleed Out“ erwartungsgemäß fett in Szene und die zwar immer noch überschaubaren und zu gleichen Teilen begeisterten wie geschockten Zuschauer hatten sichtlich Spaß oder waren einfach nur überrascht ob dieses optischen wie musikalischen Trips. Großes Kino für eine so junge Band. Großes Kino haben auch LACRIMAS PROFUNDERE mit ihrem neuen Album „Fithty Notes for frozen Hearts“ abgeliefert. Aus selbigem, zum damaligen Zeitpunkt unveröffentlichten Album gab es für das WGT-Publikum vorab die neuen Songs „To love her on knees“, „My Mescaline“, die 2. Single „My velvet little Darkness“ und die aktuelle Auskopplung “Again It’s over” zu hören. Selbige wurden – neben den bekannten Hits – vom Publikum unerwartet wohlwollend abgefeiert, was bei den vorherigen Festivalauftritten noch deutlich verhaltener ausgefallen war. Das Dark Metal Trio LYFTHRASYR hatte es im Anschluss schon etwas schwerer. Nur die wenigsten schienen die Band zu kennen und entsprechend fielen dann auch die Reaktionen eher verhalten aus. Dennoch hatte die Band Glück an diesem Tag und in dieser Lokalität auftreten zu können, denn das Publikum bestand aufgrund der Running Order an diesem Tag zu großen Teilen aus Metallern und anderen Fans der härteren Gangart. Bei einem Waver / Electro-Popper Publikum wäre die Band mit ihrem dunkel-metallischen Sound, der häufig auf Samples zurückgreift, vermutlich gänzlich durchgefallen.

 

Lacrimas Profundere Limbogott The Old Dead Tree Theatre of Tragedy Katatonia

 

Setlist The Old Dead Tree:

1. Out of breath
2. Unrelenting
3. Everyday life
4. 1,2,3,4,5,6,7,8
5. How could you
6. We cry as one
7. What else

 

Im Anschluss folgte eine Deutschlandpremiere. Die französischen Progressive Metaller THE OLD DEAD TREE bestritten ihren ersten Auftritt hierzulande, nachdem ihr letztes Album „The Perpetual Motion“ nicht nur Fans von Opeth und Konsorten überzeugen konnte. Sänger Manuel Munoz und seine drei Mitstreiter zeigten sich, nachdem sie vor einigen Monaten u.a. mit Epica auf Tour waren, gefestigt und perfekt eingespielt und so konnten die höflichen Franzosen ihre Feuertaufe inklusive lukrativer Auftrittszeit, schöner Beleuchtung und mit Songs wie „How could you“ oder „Out of breath“ mit Bravour bestehen. Dieses Quartett darf sich gern öfters auf deutschen Bühnen blicken lassen. International ging es mit ENSOPH weiter, deren Musiker so seltsame Künstlernamen wie „Next-X@nctum“ oder „N-Ikonoclast“ wohl unheimlich viel versprechend finden. So recht aus den Socken hauen konnte einen der wüste Mix aus Extreme-Metal, Gothic und Industrial dann leider doch nicht. Hier hätte man die kreative Energie besser anders gewichtet. Und weiter ging der europäische Rundflug nach Norwegen. THEATRE OF TRAGEDY konnten sich und ihr neues Album „Storm“ einem unerwartet großen Mob präsentieren. Viele der Zuschauer tauchten gar extra zum Gig der Band in der Kuppelhalle auf, wahrscheinlich auch getrieben von der Neugier auf die neue Sängerin Nell Sigland. Die Band konnte sich freuen, denn das Publikum war nicht nur zahlreich, sondern auch in Feierlaune. Auf der zurückliegenden Headliner-Tour hatten die Geburtshelfer des Gothic Metal mit Frontfrau nicht immer derartige Resonanzen auf ihre Konzerte. Gedankt wurde den Anwesenden mit 12 neuen und alten Hits wie etwa „Venus“ und „Ashes and Dreams“.

 

Setlist Theatre of Tragedy: 

1. Storm
2. Lorelei
3. Bring forth ye Shadows

4. Venus
5. Silence
6. Fragment
7. Fade

8. Ashes and Dreams
9. Machine
10. A Hamlet For A Slothful Vassal

 

Vor und während dem Auftritt des Headliners KATATONIA (wir beschließen den Tag musikalisch in Schweden) leerte sich die Halle dann. Das lag allerdings weniger an der Band und ihrem engagierten Auftritte, sondern an der Tatsache, dass von Seiten des Veranstalters und der Verkehrsbetriebe versäumt wurde, die Besucher auf nach Veranstaltungsende eingesetzte Sonderbahnen hinzuweisen. Ergebnis #1: Aus Sorge die letzte im Fahrplan vermerkte Bahn zu verpassen, machten sich die Besucher frühzeitig auf den Weg zur nahe gelegenen S-Bahnhaltestelle. Ergebnis #2: Freudiges Händereiben bei den ortsansässigen Taxiunternehmen, die einen großen Teil der bis zum Konzertende ausharrenden Besucher für teures Geld an ihren gewünschten Bestimmungsort chauffieren konnten. Man war ja davon ausgegangen, dass es angesichts der 30-minütigen Verspätung des Konzertbeginns von Katatonia Essig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln war. Ein Irrglaube, wie sich zum Leidwesen der keine Alternativen sehenden Besucher leider erst später herausstellen sollte. Als Trost kamen die Treuen und Standhaften in den Genuss einer erstklassigen, wenn auch aus Zeitgründen gekürzten Show von Gitarrist Anders Nyström, Sänger Jonas Renkse und ihren Bandkollegen, die mit „Leaders“ vom aktuellen Album „The Great Cold Distance“ stilgerecht ins Set gestartet waren. In der Folgezeit gab es neben ebenfalls neuen Songs wie „Deliberation“ und „Soil’s Song“ auch ausgewiesene Düster-Klassiker wie „Ghost of the Sun“, „Deadhouse“ und „Criminals“ auf die Ohren. Neben von einigen Anhängern schmerzlich vermissten Merchandise-Artikeln hatte die Band in Person von Sänger Jonas auch den Kamm daheim gelassen und so konnte man die Gesichtszüge und die Mimik des Sängers, der nicht gerade für seine ausladende Ansagen bekannt ist, bestenfalls unter seiner konstant ins Gesicht hängenden Matte erahnen. Die Gitarristen Anders und Frederik lassen sich da schon eher mal zu kleinen Posereien hinreißen. Doch selbst wenn die Musiker während ihrer Auftritte auf Gartenstühlen Platz nehmen würden, täte das der packenden und intensiven Atmosphäre keinen Abbruch. Das düstere und bisweilen depressive Flair, das die Band und ihre Musik umgibt, hat sie seit ihrer Gründung 1991 stetig bis in die Speerspitze des Genres befördert. Die Frage nach dem Warum stellt nach einem solchen Auftritt sicher niemand.

 

Setlist Kataonia:

1. Leaders
2. Wealth
3. Soil’s Song
4. My Twin
5. Deadhouse
6. Tear Gas
7. Sweet Nurse
8. Ghost of the Sun
9. Deliberation
10. Criminals
11. July
12. Evidence

 

 

Lyfthrasyr Liv Kristine Saltatio Mortis The House of Usher

 

Setlist Liv Kristine:

1. Over the Moon
2. In the Heart of Juliet
3. My Revelation
4. Coming Home
5. Deus Ex Machina
6. Trapped in your Labyrinth
7. Enter my Religion
8. Streets of Philadelphia
9. Blue Emptiness
10. For one moment
11. This is Us
12. The women in me
13. China Heart
14. Fake a Smile
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15. 3 A.M.
16. …A Distance there is
 

Aufgrund des wenig attraktiven Sonntagsprogramms eröffneten im heidnischen Dorf FEUERSCHWANZ unseren Tag oder besser gesagt frühen Abend. Ganz ernst kann und soll man den Haufen nicht nehmen. Wie sollte man auch, wenn der Bassist seine wilde Haarpracht unter einem metallenen Helm versteckt und dafür die Unterwäsche unter seinem Sackleinenhemd wegrationalisiert hat? Den Met-Fetischisten und selbsternannten Hofdamen vor der Bühne sagte das Treiben auch trotz (oder wegen?) hier und da durchblitzender Genitalien zu. Was folgte sorgte weniger für Begeisterung. So etwas wie Stage-Management schien es auf der windschief wirkenden Bretterbühne nämlich nicht zu geben. Schon mit einem zeitlichen Verzug im Rücken wurden LIV KRISTINE, ihre Mitmusiker und deren Crew weitestgehend sich selbst überlassen. Dazu kam eine mehr als zweifelhafte vorhandene Technik, deren kleine Macken sich später auch während des Auftrittes immer wieder bemerkbar machen sollten. Mit stattlicher Verspätung konnte die Band dann mit „Over the Moon“, „In the Heart of Juliet“ und „My Revelation“ endlich in ihre Bühnenpremiere starten. Aufgrund der immer wiederkehrenden technischen Probleme musste Sängerin Liv Kristine das sehr zahlreich erschienen Publikum mit ausladenden Ansagen und kurzen Geschichten und Anekdoten bei Laune halten. Auch wenn die Reaktionen des Publikums auf die Songs sehr positiv ausgefallen sind, so kann man im Nachhinein doch nur von einer durchwachsenden Premiere sprechen – „Is halt Rock ´n Roll“, wie es unser Kollege mO Neuner ausdrückte. Zumindest konnte man sich an einem, wenn auch unfreiwillig in die Länge gezogenen, Greatest-Hits-Programm mit Songs wie „China Heart“, „Deus Ex Machina“, der aktuellen Single „Fake a Smile“ oder aber dem Duett „3 A.M.“, das heute gemeinsam mit Multiinstrumentalist Timmy vorgetragen wurde, erfreuen. Mit „A Distance there is“ machte die Norwegerin dann noch ihren alteingesessenen Fans ein Geschenk, die sich mächtig über den Klassiker von Livs ehemaliger Band Theatre of Tragedy freuten. Eine schöne und überraschende Geste zum Abschluss.

 

Letzte Etappe für 2006, WGT-Montag. Zur Mittagszeit mit den alteingesessenen Wavern / Goth Rockern THE HOUSE OF USHER, die sich vermutlich nach Edgar Allen Poe’s „Der Untergang des Hauses Usher“ benannt haben. Die Band konnte vor allem unter den Nostalgikern, welche die Band schon seit Anfang der 90er kennen, punkten. Der Rest nahm die Musiker zwar zur Kenntnis, konnte sich aber nicht zu mehr als Höflichkeitsapplaus hinreißen lassen. Daraufhin konnten die süddeutschen BLOODFLOWERZ die Werbetrommel für ihr starkes neues Album „Dark Love Poems“ rühren. Bei 30 Minuten Spielzeit vielleicht nicht im wünschenswerten Umfang, aber „Anthem for a Stranger“, „Illusionary Fields“ und das aktuell auf vielen Magazin-Samplern zu findende „Damaged Promises“ konnten dennoch einen kleinen Ausblick auf Kommendes geben. Zwar sicherlich nicht der beste Auftritt in der bisherigen Karriere der Blutblumen, aber angesichts der frühen Spielzeit solide. Im Anschluss war die Zeit für einen der heißesten Newcomer der letzten Jahre gekommen: DOPE STARS INC. aus Rom beglückten Leipzig mit ihrem ersten Festivalauftritt auf deutschem Boden. Der gute Victor Love (Vocals) und seine Poserfreunde aus der italienischen Hauptstadt präsentierten sich bestens gelaunt und auch das Publikum hatte offensichtlich ein Herz für die jungen Industrial Rocker. Die vor Attitüde nur so übersprudelnden Hymnen vom Debüt „Neuromance“ – etwa „Infection 13“, „Make a Star“ und „10.000 Watts“ – machten nicht nur der spielfreudigen Band sichtbar Spaß, sondern auch das Publikum feierte die Jungs vorzeigbar ab. Die Menschentraube, die sich im Anschluss an den Auftritt um den kleinen Verkaufsstand der Band bildete spricht für sich.

 

Setlist Lacrimas Profundere

1. Intro
2. Black
3. Sarah Lou
4. My velvet little darkness
5. Amber Girl
6. To love her on knees
7. My Mescaline
8. For bad times
9. One hopes evening
10. Again it’s over
11. Ave End

Dope Stars Inc. Bloodflowerz

 

Setlist Bloodflowerz

1. Diabolic Angel
2. Black Snake Sister
3. Anthem for a Stranger
4. In between days
5. Damaged Promises
6. Illusionary Fields

Szenenwechsel. Agra-Halle. Fast 20:00 Uhr. Auf der Bühne tut sich... nichts. Gar nichts. Wo sind nur die Slowenier NAIO SSAION geblieben? Die Band ist seit knapp 30 Minuten überfällig. Das allein ist kein Grund zur Beunruhigung, denn dieser Verzug scheint in diesem Jahr normal zu sein. Weniger normal ist da schon, dass sich auf der Bühne so gar nichts tut. Keine fleißigen Stage-Hands, die eifrig Kabel verlegen oder Instrumente stimmen. Die Bühne ist schlicht und ergreifend leer. Und das Publikum gelangweilt. Doch halt, da wird ein halb zusammengebautes Drumkit auf die Bühne geschoben. Leider sollte diese Schießbude nicht Naio Ssaion Schlagwerker Mitja gehören, sondern den Spielleuten von CULTUS FEROX. Ergo: Naio Ssaion sind schlichtweg ausgefallen. Aushänge? Durchsagen? Fehlanzeige. Lieber 60 Minuten Schweigen und Langeweile. Oder hab ich die Ansage bzw. Info einfach nur verpasst?! Falls dem so ist, lasst es mich wissen und schickt mir ein Mail oder postet in unser Gästebuch.

 

Auf die mittelalterliche Party von SALTATIO MORTIS konnten Cultus Ferox vorzüglich einstimmen und auch die Ausrichtung der Band passte perfekt, um die Kurve zum Co-Headliner des Tages zu kriegen. Dieser genießt nicht zu unrecht einen Ruf als grandiose Liveband, was auch in Leipzig einmal mehr unter Beweis gestellt wurde. Der erbärmlichen Akustik in der Agra-Halle zum Trotz starteten „Des Königs Henker“ mit „Tritt ein“ vom aktuellen Album in ihr Set, welches nicht nur frenetisch abgefeiert wurde, sondern auch vereinzelt von pyrotechnischen Spaßmachern untermalt wurde. Zum Grande Finale luden dann CORVUS CORAX, die ihre Version der „Camina Burana“ auf die Leipziger Bretter brachten. Die für Headlinerverhältnis nicht voll ausgelastete Agra kannte natürlich sowohl die dargebotenen Stücke als auch die Aufführung zu großen Teilen aus dem FF, aber dennoch war die Entscheidung dieses gehobene Stück Abendunterhaltung hinter einen Party-Act wie Saltatio Mortis zu legen etwas unglücklich. Einen würdevollen Schlussstrich unter das 15. Wave-Gotik-Treffen konnten die „Könige der Spielleute“ hingegen allemal setzen.

 

Top Flop
- Musikalisch: Limbogott, The Old Dead Tree, Katatonia, Dope Stars Inc. - Die LVB, die sich munter die Unwissenheit der WGT-Besucher zu nutzen machen um vor der WM ordentlich Kasse zu machen. Die Welt zu Gast bei... Abzockern?!
- Noctulus - Keine Mitteilung zum Ausfall von naio ssaion
  - End of Green bescheiden platziert
 

- Eric Fish und Oomph! zeitgleich mit Liv Kristine

  - Nicht ausgewiesene Sonderbahnen der LVB

Text und Fotos: Markus Rutten – www.sounds2move.de !

 

Weitere Fotos auf: www.livkristine.de , www.bloodflowerz.de , www.limbogott.de , www.dopestarsinc.com