Festivalbericht zum Metal Female Voices Fest 2006

Wie bereits im Vorjahr zog das europaweit angesehene Genrefestival Metal Female Voices Fest auch 2006 eine Delegation von sounds2move nach Belgien, wo sich zum 4. Mal feste Größen und aufstrebende Newcomer aus dem Bereich des Female Fronted Metal zum großen Familientreffen zusammenfanden. Dabei konnte das Ein-Tages-Festival, das erneut in den Oktoberhallen Wieze stattfand, dieses Mal den Zuschauerschnitt der beiden sehr gut besuchten Vorjahre leider nicht halten. Diese Entwicklung ist allerdings verständlich, da man in diesem Jahr „nur“ die Norweger Tristania für die Headlinerrolle gewinnen konnte und nicht wie in der Vorjahren die Megaseller Nightwish bzw. die Mailänder Lacuna Coil (die sich zuletzt offensichtlich stärker auf dem US-Markt konzentrierten, anstatt das „alte Europa“ zu betouren). Man könnte natürlich auch darüber spekulieren, wie schwer das Fehlen von in Benelux extrem angesagten Acts wie Epica und After Forever wiegen mag, doch wozu? Wirklich schlecht besucht war das Festival schließlich nicht, lediglich einen Rückgang der Besucherzahlen musste man in diesem Jahr verbuchen. Wer sich dazu entschlossen hatte, den mehr oder minder langen Weg in unser Nachbarland auf sich zu nehmen, wird es dennoch nicht bereut haben. Denn das Metal Female Voices Fest ist immer ein Reise wert.

 

Das bewiesen MACBETH aus dem Stiefelland. Wie kann ein Festival schöner beginnen als mit einer positiven Überraschung? Als solche geht der Fünfer nämlich problemlos durch, hat man doch schon vier Alben veröffentlicht und war zudem auf dem „Beauty in Darkness“ bzw. „Metal Dreams“ Samplern (beide 2000) von Nuclear Blast vertreten. Aktuell betouren Macbeth noch immer ihr 2005er Album „Malae Artes“, dem 2006 ein neues Werk folgen soll. Songs wie „Good Morning“ oder „Miss Murderess“ überzeugten dabei durch eingängige Arrangements, schöne Melodielinien, druckvollen Sound und den Wechselgesang von Sängerin Morena und ihrem männlichen Pendant Andreas. Dem deutschen Fan kann man als ganze grobe Orientierung die Musical Rocker Regicide nennen, wenn man dem Ganzen gleich 2 ordentliche Schippen an Härte dazuaddiert und dafür die Violine über Bord wirft. Ein Einstand nach Maß. Mit dem Energielevel und dem Stimmungsniveau ihrer Vorgänger konnten die Franzosen ANACHRONIA nicht mithalten. Dafür ist zum einen die kleingewachsene Sägerin Fay viel zu zurückhaltend und kaum präsent und auch musikalisch verliert sich die Band leider mit aller Konsequenz auf den zu Genüge ausgetrampelten Pfaden des Genres. Daran ändert leider auch das ambitionierte Konzept des aktuellen Albums „The Endless Agony“ nichts. Wenig erbauend sollte es weitergehen und zwar zum zweiten Mal an diesem Tag mit einer Band aus dem Land von Pizza und Pasta. THEATRES DES VAMPIRES haben schon auf dem Wave-Gotik-Treffen gezeigt, dass sich vor allem Sängerin Sonya Sacrlet für kein noch so oberflächliches Gothen-Klischee zu schade ist. Dabei drängte sich nach wenigen Minuten unweigerlich die Frage auf, ob sich die hellhäutige Italienerin terminlich vertan hat. Schließlich sollte die Erotik- und Fetishmesse erst 2 Wochen später an gleicher Stelle ausgetragen werden. Ungeachtet dessen gab sich die Dame betont lasziv und frivol, was leider nicht über eine mäßige Gesangsleistung hinwegtäuschen konnte. Wenigstens die Saitenfraktion, bei der heute Alex Vega von Dope Stars Inc. aushalf, zeigte Posen, die man eindeutig dem Rock N Roll und nicht einem billigen Ostblockporno zuweisen musste.

 

Kommentar von Chris Merzinski / MIDNATTSOL:

Das Metal Female Voice Fest in Belgien ist wie der Name schon erahnen lässt das einzige Festival dieser Art und hat daher einen sehr hohen Stellenwert bei MIDNATTSOL. Nicht nur die Organisation ist außergewöhnlich, auch die Zuschauer, die aus der ganzen Welt heran reisen, um diesem Spektakel beizuwohnen, erzeugen eine nie dagewesene Stimmung. Auf keinem anderen Festival haben wir die Unterstützung der Fans so stark gespürt wie hier, sowohl auf der Bühne als auch bei der Signing Session. Für uns war es genial, zu einer noch besseren Uhrzeit zu spielen als 2005. Und endlich hatten wir auch mal die Zeit, unsere Label-Collegen von VOA besser kennen zu lernen und kräftig Party mit ihnen zu machen. Danke an alle, die dieses Festival ermöglicht haben, an all die gutgelaunten Zuschauer und die anderen Bands, die dort gespielt haben. Wir hoffen, wir sehen uns bald wieder!

 

Es folgte mein persönlicher Tiefpunkt des Festivals. Schon im vergangenen Jahr hatten THE LEGION OF HETHERIA das Publikum mit ihrem Copy & Paste – Gothic Metal penetriert und warum man die junge Band schon wieder über den großen Teich geholt hatte, wird wohl auf Ewig ein Rätsel bleiben. Die großen Vorbilder der Mexikaner sind unbestritten die Niederländer Epica, denen man unüberseh- und hörbar nachzueifern scheint. Leider hinkt die Band ihren Idolen in allen nur erdenklichen Bereichen mehrere Schritte hinterher, wovon auch die kleine, unförmige Sirene María Victoria Pérez nicht ausgeschlossen ist. Deren – zugegeben äußerst plumpe – Versuche die Bühnenbewegungen einer charismatischen Simone Simons nachzuahmen, verdienten eher ein schelmisches Grinsen als rauschenden Applaus. Und wenn deren hochfrequentierter Gesang sogar bei gegenüber hohem weiblichem Gesang extrem toleranten Ohren wie den unseren für schmerzende Ohrmuscheln sorgt, sollte alles gesagt sein. Wenigstens „Invisible Mask“ und Leadgitarrist / Shouter Ricardo García (sozusagen der mexikanische Mark Jansen) bleibt in positiver Erinnerung. Ansonsten gilt: Gegen die Kopfschmerzen schnell eine Aspirin einwerfen und weiter im Programm. Selbes wurde von den Holländern SENGIR fortgeführt. Das Sextett hatte zwar auch keine wirklichen Highlights zu verzeichnen, fiel im Gegenzug aber auch nicht negativ auf. Das Publikum nahm die stromlinienförmigen und ohne großen Hitcharakter auskommenden Songs, die vom aktuellen Album „Sign of Devotion“ und dem Vorgänger „Guilty Water“ stammten, zwiespältig auf und ging lieber – ähnlich wie zuvor bei The Legion of Hetheria – noch einmal frische Luft schnappen. Eine gute Entscheidung, denn mit fortschreitender Uhrzeit setzte stärker werdender Regen ein, dem nur noch die Wetterresistentesten trotzten. Ihren angekündigten Mix aus Blondie, Within Temptation und The Mission (!) blieb das Sextett jedenfalls schuldig.

 

Macbeth Anachronia Theatres des Vampires Oktoberhallen Wieze Legion of Hetheria Visions of Atlantis Forever Slave

 

Nach so vielen durchwachsenen Leistungen war es mal wieder Zeit für ein Hallo-Wach. Dies nahmen NAIO SSAION sogleich kompetent in die Hand. Die Bühne wurde in helles Licht getaucht, der Bühnenrand war mit Podesten bestückt (die ausgiebig von der Band genutzt wurden) und die Slowenier fegten über die Bühne wie die Feuerwehr. Schon nach dem instrumentalen Opener „Bow Link in E Mirror“ war klar: Diese Band vermittelt auf der Bühne pure Energie. Zudem haben Stücke wie „The Mirror“ oder „Shut Up“ live mehr Druck als auf der heimischen Stereoanlage und entwickeln einen beachtlichen New-Metal-Groove. Aus all dem Gewusel stachen trotzdem Sängerin Barbara Jedovnicky (Marta Jandova von Die Happy lässt grüßen) und Violinist Rok Kolar hervor, die das Publikum immer wieder anstachelten. Entsprechend positiv fiel das Feedback aus, das die Band zum ersten großen Sieger des Abends machte. Dieses Niveau halten konnten auch die Österreicher mit amerikanischer Sängerin halten – VISIONS OF ATLANTIS. Nachdem die Band mit ihrem neuen Aushängeschild Melissa Ferlaak auf dem Summer Breeze Open Air eher zwiespältige Reaktionen hervorgerufen hatte, kamen sie in Belgien doch deutlich besser an. Trotzdem zeigte sich das Publikum überraschend zurückhaltend, man kannte Visions of Atlantis wohl eher vom Hörensagen und stand dem kritisch gegenüber. Melissa und Sänger Mario jedenfalls lieferten genau wie ihre musikalischen Mitspieler eine souveräne Show ab und die Amerikanerin zeigte einmal mehr, dass sie mit ihrer ausgebildeten Stimme fruchtende Aha-Momente liefern kann. Auch bei Sänger Mario ließ sich eine deutliche Weiterentwicklung feststellen. Musikalisch gab es (noch) nichts Neues zu hören, der Schwerpunkt lag auf dem nunmehr 2 Jahre alten Werk „Cast Away“. Trotzdem saßen Songs wie „Send Me a Light“, das aus dem TV bekannte „Lost“, die Ballade „Winternight“ und das Schlusslicht „Last Shut of Your Eyes“ und Visions Of Atlantis konnten mit einem guten Gefühl von der Bühne gehen. Erst kurz im Geschäft sind die im Jahr 2003 gegründeten SKEPTICAL MINDS. Und skeptisch kann man auch gegenüber deren Stil sein. Denn Innovation sieht definitiv anders aus. Songs wie „The Beauty must die“ lassen jede Intention vermissen, aus der Masse der Genrekonkurrenten herauszustechen. Wie dann auch noch der relativ hohe Startplatz im Billing zu Stande kommt, ist eigentlich unerklärlich. Wenigstens die stimmungsvolle Lichtshow rettete die Band vor dem totalen Mittelmaß, was leider nicht für die zierliche, extrem jung wirkende Sängerin Kristell gilt, deren Gesang es an diesem Tag merklich an Kraft und Ausdruck fehlte. Ein Startplatz am frühen Mittag wie im letzten Jahr hätte es definitiv auch getan.

 

Kommentar von Barbara Jedovnicky / NAIO SSAION:

Nach 20 langen Stunden waren wir endlich vor Ort und wurden freundlich zum Backstagebereich eskortiert, wo wir uns in aller Ruhe für die Show fertig machen konnten. Dabei hat das Festival von Beginn an eine ganz spezielle Atmosphäre versprüht, was uns sehr gute gefallen hat. Keine 2 Stunden später konnten wir das tun, was wir am liebsten machen: Live spielen. Und das vor einem großartigen und begeisterungsfähigen Publikum! Ich glaube ich kann für die ganze Band sprechen, wenn ich sage, dass wir uns an diese Show nur in Superlativen erinnern werden. Dieses gute Gefühl hielt auch nach unserem Auftritt noch an, als wir raus zu den Fans gegangen sind und Autogramme gegeben haben. Ich möchte allen ganz herzlich danken, die uns hier so unerwartet zahlreich unterstützt haben. Den Veranstaltern und auch den anderen Künstlern kann man wirklich nur zu einem gelungenen Festival gratulieren.

Für XANDRIA war der Auftritt auf dem Metal Female Voices Fest die Premiere auf belgischem Boden. Ob Sängerin Lisa deshalb fast durch das ganze Set hinweg ihre Zuhörer in deutscher Sprache unterhielt? Was uns natürlich zur Abwechslung zwischen den aus aller Welt angereisten Formationen ganz recht ist, überforderte die anwesenden Belgier und Niederländer sichtlich. Aber wer muss schon reden, wenn die Jungs rund um Lisa Middlehauve mit einem bunt gemischten Programm aus den bisherigen drei Alben aufwarten und eine überzeugende Show abliefern?! Vertreten waren neben den bekanntesten Songs „Eversleeping“ und „Ravenheart“ auch die Liveknüller „Black Flame“, „The Lioness“ und „Snow White“, wobei letzteres von Lisa in einer eigenwilligen und doch überzeugenden Gruntversion performt wurde. Die Belgier waren begeistert und wollten Xandria verständlicherweise nicht von der Bühne lassen. Nach knapp 45 Minuten war dann mit „Black Flame“ trotzdem Schluss und die Deutschen Gothic Metaller räumten die Bühne für FOREVER SLAVE. Diese waren aus Spanien angereist um ihr Konzeptalbum „Alice´s Inferno“ live vorzustellen. Wie die unbestritten sehr unbekannte Band an einen so guten Startplatz im Billing herangekommen ist, konnte bisher leider niemand beantworten. Erst wenige Wochen vorher war die Band von dem anspruchsvollen Publikums des Wacken Open Airs alles andere als begeistert aufgenommen worden. Das Publikum auf dem MFVF ist wahrlich ein anderes und hier schienen auch deutlich mehr Zuhörer Gefallen an dem Projekt um Model und Sängerin Lady Angellyca zu finden. Für mich leider wenig nachvollziehbar, denn die Songs klingen mindestens genauso langweilig wie auf dem Album. Die Sängerin kann mit ihrem luftigen Engelskostümchen nicht über ihre sehr dünne Stimme hinwegtäuschen und schnell verliert sich alles in Belanglosigkeit, die es anstrengend macht, weiter freiwillig Ohren und Augen gen Bühne zu richten.

 

Xandria Skeptical Minds Naio Ssaion Midnattsol

 

Nach der Mopsparade von Forever Slave zeigte auch die dunkelhaarige LULLACRY-Frontfrau Tanja Haut – wenn auch unfreiwillig. Nach wenigen Minuten brach nämlich der Absatz ihres linken Stiefels ab, der daraufhin zusammen mit seinem Gegenstück einen Freiflug in die hintere Bühnenecke spendiert bekam. Doch auch mit blanken Füßen machte die Finnin mit ihren Jungs eine gute Figur, wenngleich die Band mit ihrem rotzigen Rock N Roll ein wenig aus dem Rahmen fiel. Trotzdem waren Kontrastpunkte wie „Damn You“ oder das Nine Inch Nails Cover „Head like a hole“ willkommen und wurden mit positiven Resonanzen belohnt. Anschließend war die Zeit für MIDNATTSOL gekommen, die ihren überraschenden Siegeszug von 2005 an gleicher Stelle fortsetzen konnten. Diesmal sogar mit lukrativem Startplatz und großzügiger Spielzeit. Diese wurde mit einem Ausblick auf das kommende Album (VÖ Sommer 2007) und einem von Gitarrist Daniel Droste gesungenen Amorphis-Cover gefüllt. Dazu wurde ein Potporie aus dem Debüt „Where Twilight Dwells“ gereicht, bei dem Sängerin Carmen (an diesem Tag im Funkenmariechen-Look) aufgrund einer Erkältung hier und da Probleme hatte. Außerdem schlug bei Midnattsol nicht zum ersten Mal an diesem Tag der Technikteufel zu – hier besteht bis zum nächsten Jahr Nachholbedarf für die Technikverantwortlichen. Das Publikum lies sich von diesen Widrigkeiten glücklicherweise nicht im Geringsten beeinflussen und feierte die sichtlich glücklichen Musiker großzügig ab. Und auch die speziell für dieses Festival gedruckten Bandshirts fanden in gerade einmal 15 Minuten neue Abnehmer. Somit war Wieze auch 2006 ein mehr als gutes Pflaster für die Band.

 

Kommentar von Melissa Ferlaak / VISIONS OF ATLANTIS:

Das Metal Female Voices Fest ist mit Abstand das weltweit beste Festival seiner Art und es scheint, als könnte es keinen besser Platz dafür geben als Belgien. Das Publikum, die Crew, die Veranstalter, die anderen Bands – alle waren unheimlich nett, hatten Spaß und freuten sich dabei zu sein. Wir haben ein paar neue Bekanntschaften gemacht, ich habe neue Musik kennen und lieben gelernt und alle scheinen eine gute Zeit gehabt zu haben. DAS macht meiner Meinung nach ein gutes Festival aus.

 

Nachdem THEATRE OF TRAGEDY aus Krankheitsgründen sehr kurzfristig absagen mussten (aber ein Erscheinen im nächsten Jahr in Aussicht gestellt wurde), konnte der eigentliche Special Guest DELAIN, die nur wenige Wochen vor dem Festival verpflichtet wurden, auf deren Position vorgezogen werden. Glück gehabt, denn ansonsten hätten die Niederländer den Kehraus nach 01:00 Uhr in der Nacht musikalisch untermalen können. Leider war lange Zeit von der Band nichts zu sehen – und zu hören schon gar nicht. Es schien als hätte man Delain einfach zu spät über die Programmänderung informiert und so traf die Band viel zu spät am Ort des Geschehens ein. Der Aufbau gestaltete sich dann äußerst schwierig und dauerte eine halbe Ewigkeit. Jetzt war der Zeitplan völlig durcheinander gebracht. Am Ende dachten wohl nicht Wenige, dass als nächste Band dann doch der Headliner Tristania sein Set eröffnen würde. Dem war aber nicht so. Delain konnten endlich starten und zogen das – zu dem Zeitpunkt schon erschreckend klein gewordene – Publikum mit dem Opener „Silhouette Of A Dancer“ direkt in ihren Bann. Die noch sehr junge Sängerin Charlotte Wessels wirkte äußerst schüchtern und zurückhaltend und traute sich und ihrer Stimme offensichtlich etwas zu wenig zu. Delain hatten bis dato erst wenige vereinzelte Auftritte hinter sich und die Unsicherheit war der Formation um den ehemaligen Within Temptation-Keyboarder Martijn Westerholt deutlich anzumerken. Es folgte die Single, die eigentlich keine ist, „Frozen“, die auch live ihre Eingängigkeit zur Geltung bringen konnte. Weiter im Programm ging es mit „No Compliance“, einem Song, der ursprünglich von Sharon den Adel und Marco Hietala gesungen wird. Leider bekam man hier zu spüren, dass der Song nicht für die Stimme der jungen Sängerin ausgelegt ist. „Shattered“ und „The Gathering“ wurden hingegen überzeugend performt und mit „Pristine“, das gleichzeitig auch das Schlusslicht des Albums „Lucidity“ bildet, war das sehr kurze Set auch schon beendet. In Delain steckt ohne Frage eine Menge Livepotential, das muss allerdings im Laufe der Zeit erst rausgekitzelt werden. Trotzdem ein überraschend souveräner Auftritt.

 

Sengir Lullacry Delain Tristania

 

Top:

- Musikalisch: Xandria, Visions Of Atlantis, Delain

- Anders als im letzten Jahr ging bis auf die Probleme vor Delain alles recht pünktlich über die Bühne

Flop:

- Dauergäste wie The Legion Of Hetheria, die dann irgendwie doch keiner sehen will

- „VIP-Gäste“ im Fotograben, der so schon ziemlich klein ausfiel

Wie schon im Vorjahr musste auch in diesem Jahr der Headliner einen leichten Zuschauerschwund verzeichnen. Nicht alle Besucher harrten aus, um einem der in diesem Jahr raren Auftritte der Norweger TRISTANIA beizuwohnen. Selbst dran Schuld, denn die positiv aufgelegte Band lieferte eine absolute Glanzvorstellung ab, die leider mehrfach von technischen Problemen unterbrochen wurde. Die Band startete mit „World of Glass“ furios in ihr Greatest Hits Set und hatte natürlich auch Klassiker wie „Angina“ und „Angellore“ im Gepäck, die ein breites Grinsen ins Gesicht vieler anwesender Fans zauberten. Dazu zeigte sich die Band an diesem Abend großzügig und kredenzte die Bühnenpremiere von „Shadowman“ vom noch aktuellen Album „Ashes“, sowie mit „Ravens“ und „Mercyside“ gleich zwei viel versprechende Appetithäppchen auf das Anfang 2007 erscheinende „Illumination“. Erstgenannter Song scheint dabei mehr die doomigen, ruhigen Momente des Vorgängers aufzugreifen, während „Mercyside“ etwas flotter zu Werke geht und vom ersten Eindruck her eine konsequente Adaption der ersten beiden Alben abgibt. Ein engagierter und spielfreudiger Auftritt wie dieser steigert die Vorfreude auf das nächste Album der Gothic Metaller noch einmal deutlich und rechtfertigt die Position des Headliners auf ganzer Linie.

 

Top:

- Musikalisch: Tristania (der beste Auftritt, den ich bis dato von ihnen gesehen habe!), Naio Ssaion, Visions of Atlantis, Xandria, Macbeth

- Entspannte Atmosphäre

Flop:

- The Legion of Hetheria und Forever Slave – Belanglosigkeit hat einen neuen Superlativ.

- Überhebliche VIP-Ticketinhaber, die den Fotograben als ihren persönlichen Logenplatz ansehen und sich dort nach Herzenslust breitmachen – natürlich ohne Kamera. Dem sollte man im nächsten Jahr definitiv einen Riegel vorschieben.

-  Die häufigen Soundprobleme

Unterm Strich rechtfertigte das Metal Female Voices Fest auch in diesem Jahr eine An- und Abfahrt von über 1.000 km – was tut man nicht alles, um auch mal ein Festival der etwas anderen Art zu besuchen. Ein erneuter Besuch in 2007 ist mehr als wahrscheinlich, da die Veranstalter sicher wieder einige Leckerbissen präsentieren werden. Wenn man sich dann noch die im freien Verkauf erhältlichen Vip-Tickets verkneift, steht auch einem gelungenen 5. Metal Female Voices Fest nichts mehr im Wege.

 

Markus Rutten & Simone Steinbüchel – www.sounds2move.de

 

Link: www.metalfemalevoicesfest.be