Festivalbericht zum Baden in Blut Festival 2006

 

Prolog

Zum wiederholten Mal fand am Samstag dem 22. Juli 2006 das Baden im Blut Open Air statt, das dank seiner außergewöhnlichen Lage wohl zu Recht als kleiner Festivalgeheimtipp gehandelt wird. Und so trafen sich inmitten des gemütlichen Grütt Naturparks bei Lörrach an diesem Tag zahlreiche Liebhaber der harten Musik, um sich von insgesamt acht verschiedenen Bands den Schweiß von der Stirn pusten zu lassen.

NR

 

Atritas

Eigentlich sollte die Basler Symphonic Black Metal Band Atritas um 13.30 Uhr die Bühne entern, um Baden im Blut 06 musikalisch zu eröffnen. Doch aufgrund technischer Probleme verzögerte sich der Auftritt bzw. der Festivalsauftakt um gut 30 Minuten. Doch wie heißt es so schön: „Gut Ding will Weile haben“ oder besser gesagt: „Auf gute Musik, lohnt sich das warten immer.“ Und Atritas enttäuschten die anwesenden Zuschauer mit ihrem Auftritt nicht, sondern legten mit „Mongrel Monument“ von Anfang an zünftig los. Zwar war es der Band anzumerken, dass ihnen die sommerlichen 35 Grad zu schaffen machte, was aber Sänger Gier inkl. Gitarrenfraktion nicht davon abhielt, für ordentlich Bewegung auf der Bühne zu sorgen. Einzig die Keyboarderin hinterließ einen leicht desinteressierten und lustlosen Eindruck, was sie aber mit gekonntem Instrumenteneinsatz wieder wettmachte. Ansonsten bleibt noch festzuhalten, dass Songs wie „Black Sunday“, „Das Tier“, „Lunar Psychosis“ und „Where Witches Burnt“ vom Publikum ordentlich abgefeiert wurden und somit für eine hervorragende Stimmung sorgten. Von daher ließ das Publikum Atritas auch nicht einfach so ziehen, sondern die Band konnte sich erst verabschieden, nachdem mit „Earthbound Suicide“ eine Zugabe nachgereicht wurde. Halten wir also fest, dass Atritas einen gelungenen Auftritt absolviert haben und ihrer Funktion als Eröffnungsband durchwegs gerecht wurden.

NR

 

Aeonblack

Nachdem Atritas mit ihrem schweißtreibenden Symphonic Black Metal die Stimmung und die Temperatur mächtig aufgeheizt hatten, waren nun Aeonblack an der Reihe. Ich weiß nicht ob es an der Hitze lag oder daran, dass Aeonblack die einzige Power Metal Gruppe am Baden im Blut waren. Aber als das Terminator-Intro aus den Boxen schallte, war der Platz vor der Bühne immer noch halb leer. Viele der anwesenden Besucher zogen es lieber vor, sich auf der umliegenden Wiese bequem zu machen und im Schatten der Bäume zu entspannen. Doch das brachte Aeonblack nicht aus dem Konzept, nein ganz im Gegenteil, sie gaben nämlich viel lieber von Anfang an Vollgas. Mit ihrem mitreißenden Power Metal und Songs wie „Metal Machine“, “Conquistadores“ oder auch „Where is God“ bezirzten und animierten sie die wenigen Zuschauer gekonnt. Mit der Coverversion des Judas Priest Songs „Metal God“ gelang es der Band sogar, noch ein paar Leute mehr vor die Bühne zu locken. Apropos Coverversion, mit dem letzten Song gab die Band dann nochmals eine zum Besten, wobei die Wahl dabei auf Iron Maiden`s „The Tropper“ fiel. Noch einmal gab die Band alles und bewies, dass sie es auch nach einem Jahr Bühnenabstinenz noch drauf hat.

MZ

 

Spellbound

Nach Aeonblack, die mich persönlich mit ihren Power Metal Klängen überzeugen konnten, war es nun aber an der Zeit, den Härtegrad wieder ein wenig anzuziehen. Darum betraten nun auch Spellbound die Bühne, um sogleich von Null auf Hundert loszulegen. Und mit ihrem wuchtigen Thrash Metal traf die Band dann auch genau den Nerv der zahlreich erschienenen Zuschauer, die sich vor der Bühne so richtig die Birne dusslig bangten. Die Band selber tat es den Fans gleich, wobei sich jedes einzelne Mitglied in absoluter Topform präsentierte. Sänger Lennart Vocke konnte dank seiner überzeugenden Bühnenpräsenz von Anfang an die Gunst des Publikums für sich gewinnen. Jede einzelne Geste und jede seiner Ansagen wurde von Fans abgefeiert, was übrigens auch für die Songs vom 2005 erschienen Album „Incoming Destiny“ galt. Vor allem beim Titeltrack, „The Hollow“, „Focus 22“ und „Trust in Fire“ ging hierbei die Post so richtig ab. So verwundert es auch nicht, dass die gut aufgelegte Band auch noch eine Zugabe nachreichen musste, bevor auch für Spellbound die Zeit abgelaufen war.

NR

 

Eluveitie

Egal ob nun Atritas, Aeonblack oder Spellbound, all diese Band sorgten mit ihrem Auftritt für eine super Stimmung. So standen die Celtic / Folk Metaller von Eluveitie nun vor der schweren Aufgabe, das vorgegebene Niveau aufrecht zu erhalten. Nun, dies gelang der Band zwar nicht, da Eluveitie dem Ganzen lieber noch einen draufsetzten. Mit der vielfach erprobten Mischung aus unbändiger musikalischer Wucht und raubeinigem Charme steuerten die Schweizer das Stimmungs-Niveau auf seinen ersten Siedepunkt zu. Angefangen mit „Andro“, dem letzten Track des aktuellen Meisterwerkes „Spirit“, sorgten Eluveitie dafür, dass die zahlreichen Fans sich in wahre Extase feierten. Egal wo man hinblickte, überall flogen die Haare durch die Luft, wurde gehüpft und getanzt und lauthals mitgesungen. Und so setzte es sich auch fort, wurden Songs wie „The Song of Life“, „Your Gaulish War“, „Tegernako“, „Spirit“, „Lament“ oder auch „of Fire, Wind and Wisdom“, von dem es bald auch einen Videoclip geben wird, aufs wildeste abgefeiert. Bedauerlicherweise hatte die Band aber auch mit einigen technischen Problemen zu kämpfen, worunter vor allem das wunderschöne und beschauliche Stück „Aidu“ zu leiden hatte und sich somit leider nicht vollends entfalten konnte. Jedoch schadete dies der superben Stimmung nicht, da Eluveitie auch mit technischen Problemen immer noch eine wahre Livemacht sind. Mit dem Iron Maiden Cover „Run to the Hills“ gab die Band dann einen Zugabeteil zum Besten, bei dem die Stimmung endgültig explodierte. Somit lieferten Eluveitie nicht nur einen begeisternden Auftritt ab, sondern damit auch für das erste große Highlight des Baden im Blut Open Air 06.

NR

 

Soul Demise

Kommen wir nun zu Soul Demis, oder besser gesagt zu jenem Abschnitt meiner Berichterstattung, mit dem ich mir nicht gerade beliebt machen werde. Denn irgendwie ließ mich der Auftritt dieser Band kalt und auch der dargebotene Death Metal konnte mich nicht so recht überzeugen. Zwar werde ich mit dieser Meinung wohl auf weiter Flur alleine dastehen, da die Band dennoch sehr viele positive Publikumsreaktionen ernten konnte. Aber Meinungen sind ja bekanntermaßen wie Arschlöcher, jeder hat eine. Und von meiner Meinung her konnten Soul Demise mit ihrem Auftritt nur bedingt überzeugen. Zwar legte sich die gesamte Band ungezügelt ins Zeug, wobei vor allem Schreihals Roman Zimmerhackel mit einem enormen Bewegungsdrang zu gefallen wusste. Was aber nichts daran änderte, dass die Songs an sich sehr monoton und abwechslungsarm ins Publikum geballert wurden. Jedoch entspringt dieser Eindruck nur meiner persönlichen Meinung, da wie schon gesagt die Band bei so manch anderem Zuschauer für wahre Begeisterungstürme sorgte.

NR

 

Fear my Thoughts

Wenn man als Death Metal Band den Mut hat, ein deutsches Schlagerlied als Einmarsch-Intro zu wählen, dann muss man nachfolgend umso mehr auf die Kacke hauen. Und was nach diesem „blasphemischen“ Intro folgte, überrollte die Zuschauer wie ein heransausender Schnellzug. Schon beim ersten Riff, der durch die Boxen geschmettert wurde, waren die Hörer vom wuchtigen Sound gefesselt. Auch hatte sich eine große Fangemeinde vor der Bühne versammelt, die dementsprechend für Stimmung sorgte und jeden Song lauthals abfeierte. So waren die meisten auch drüber erfreut, als Sänger Mathias Benedikt von Ockel ankündigte, dass die Band in zwei Wochen wieder das Studio entern würde, um ein neues Album einzuspielen. Ebenfalls wurde noch bekannt gegeben, dass der Band eine große Anzahl von T-Shirts gestohlen wurde und sie daher keine verkaufen könnten. Nun wenn irgendwer auf E-Bay plötzlich eine größere Anzahl von Fear my Thoughts T-Shirts entdeckt, dann soll er sich doch bitte bei der Band melden. Denn solch ein Verhalten ziemt sich nicht!

MZ

 

Equilibrium

Kommen wir zum heimlichen Headliner des Tages. Denn keine andere Band konnte solch einen Zuschauerzuspruch verzeichnen wie es bei Equilibrium der Fall war. Und die sympathische Band, die an diesem Tag übrigens ihr fünfjähriges Bühnenjubiläum feierte, ließ von Anfang an auch nichts anbrennen. Schon mit den ersten zwei Songs „Wingthors Hammer“ und „Unter der Eiche“ wurde die Stimmung so angeheizt, dass man eine Steigerung nicht mehr für möglich hielt. Doch Equilibrium machten das Unmögliche möglich und legten mit Songs wie „Met“, „Widars Hallen“, „Der Sturm“, „Die Prophezeiung“, „Nordheim“, „Nach dem Winter“ oder auch „Tote Heldensagen“ noch einen drauf. Frontmann Helge Stang tobte wie ein wild gewordener Wikinger über die Bühne, trieb immer wieder seine Späßchen mit dem Publikum, das voller Inbrunst und ohne Unterbruch mitfeierte. Von daher vergingen die ca. 70 Minuten Spielzeit, die Equilibrium zur Verfügung standen auch wie im Fluge. Jedoch konnte sich die Band nicht einfach so verabschiedeten, sondern die begeisterten Massen verlangten lautstark noch nach einem Zugabesong. Dieser hörte auf den Namen „Shingo Murata“ und wurde von den Zuschauern begeisternd aufgenommen, die noch einmal alles gaben, um Strophe für Strophe gebührend abzufeiern. So endete dann ein Gig, auf den Equilibrium zu Recht stolz sein können und an den sich so mancher Headbanger noch lange erinnern wird.

NR

 

Agathodaimon

Nach dem Auftritt von Equilibrium trat so mancher Festivalbesucher den Heimweg an bzw. machten es sich viele auf der umliegenden Wiese am nächtlich flackernden Feuer gemütlich. Von daher konnte der eigentliche Headliner, die Black / Dark Metaller von Agathodaimon, nicht solch einen starken Publikumsandrang verzeichnen, wie es bei Equilibrium der Fall war.

Dennoch fanden sich genug Leute vor der Bühne ein, um der Band die nötige Motivation für einen starken Auftritt zu geben. Mit dem Können vieler gespielter Konzerte konnte die Band den anwesenden Zuschauern die letzten Kraftreserven entlocken, die nach einem 10-stündigen Metalmarathon noch vorhanden waren. Und so bewegte sich vor der Bühne noch so einiges, wurden zu Songs wie z.B. „An Angels Funeral“ kräftig die Köpfe geschüttelt. Die Band selbst präsentierte sich in absoluter Spiellaune, wobei vor allem Frontmann Vlad das Publikum mit seinen Gesten und Ansagen um den Finger wickelte. Agathodaimon sorgten somit für einen würdigen Ausklang dieses gelungenen Open Airs, bei dem wohl jeder Zuschauer auf seine Kosten kam.

NR

 

Epilog

Respekt an die Metal-Maniacs, den Liebhabern „unserer“ Musik und Organisatoren des Baden im Blut Open Air 06. Ihr alle habt einen super Job hingelegt, abermals ein Open Air auf die Beine gestellt, das mit einer guten Infrastruktur, einer guten Atmosphäre  und genialen Bands zu gefallen mochte. Ebenfalls muss man aber auch den anwesenden Fans Respekt zollen, die sich alle friedlich verhielten und das gemeinsame Abfeiern zum Genuss werden ließen. So und nicht anders muss es sein! Von daher freue ich mich schon riesig, wenn auch 2007 wieder unter freiem Himmel im Blut gebadet wird.

NR

 

Bericht: Nando Rohner & Marc Zenhäusern - www.sounds2move.de

Link: Baden in Blut