In Extremo – Listening Session Report zu „Sängerkrieg“

 

Eine Listening-Session zum neuen In Extremo Dreher „Sängerkrieg“ in München. Und wer ist allen Anschein nach die bekannteste Seele am Ort des Geschehens? Die Musiker? Von wegen! Der wuschelige Hund des Labelchefs, der jeden Neuankömmling neugierig umgarnt und ausgiebig beschnuppert (natürlich ist der Hund gemeint!) ist der heimliche Star des Abends, den fast jeder Besucher bereits zu kennen scheint und entsprechend mit Streicheleinheiten und Aufmerksamkeit bedenkt. Hingegen schneien die Abgesandten der Band deren neues Langeisen vorgestellt werden soll – Sänger Micha und Gitarrist Sebastian – fast schon unbemerkt in die kleine, aber gemütliche Bar in der Nähe des Viktualienmarktes. Moralische Unterstützung für die an diesem Abend gefragten Mittelalter-Rocker kommt dabei von Schandmaul-Drummer Stefan Brunner, der zum Solidaritätsbesuch erschienen ist.

 

Während wenig später immer noch fleißig gequatscht und diskutiert wird, dreht „Sängerkrieg“ seine erste lautstarke Runde. Die Erwartungen an die Band sind hoch, nachdem man mit dem vorherigen Dreher „Mein rasend Herz“ für große Erfolge, Hitsingles und sogar Heavy-Rotation im damals noch ansatzweise vorhandenen Musikfernsehen sorgen konnte. Auch die Auskopplung „Horizont“ bei der sich Die Happy-Aushängeschild Marta Jandova das Mikrofon mit dem Letzten Einhorn teilte, hat das Septett vor allem im Mainstream noch bekannter gemacht, nachdem man dank treu votender Anhängerschaft und opulenter Bühnenshow fast den zwar nicht unbedingt hoch gehandelten, dafür aber viel beachteten Bundesvision Songcontest von TV Total Großmaul Stefan Raab gewinnen konnte. Was also wird der nächste Schritt von In Extremo sein? Eine Zuwendung zum Massenmarkt? Oder geht es stattdessen Back to the Roots? Oder haben Festivals wie das Wacken Open Air und Summer Breeze, auf denen die Spielmänner neben vielen anderen Events aufspielten am Ende sogar deutlich ihre Spuren hinterlassen und aus „Sängerkrieg“ einen metallisch-unbeugsamen Vorschlaghammer geformt? Nach den ersten Durchläufen des Scheibchens tendiert man dazu all diese Fragen, wenn auch teilweise mit kleinen Einschränkungen, mit „Ja!“ zu beantworten. Eines kann man aber definitiv sagen: In Extremo haben ihrer Plattenfirma ein echtes Brett auf den Schreibtisch geknallt, das Hits mit Ecken und Kanten und alte mit neuen Tugenden verbindet. Musikfans aller Klientel können ab 09.05. mit den spielfreudigen Sieben in den imaginären „Sängerkrieg“ ziehen.

 

 


Hat angesichts eines starken neuen Albums gut Lachen: Van Lange von In Extremo

Höreindrücke – Die Songs von „Sängerkrieg“:

 

7 Köche“: Direkt zum Auftakt geht es rockig zur Sache. Beim Start des Albums dienen fette Gitarren als Katalysator für einen Ritt durch die bekannten Stärken von In Extremo. Kurz 1,2,3 angezählt und dann ab in die Gehörgänge.

 

Sängerkrieg“: Textlich wird hier Zusammenhalt propagiert. Alles dreht sich um Rebellion und das Spielmannsdarsein. „In Extremo werden niemals knien“ lautet die Essenz dieser pathosreichen Hymne. Wenn das mal keine Single gibt...

 

Neues Glück“: Groovende Strophen treffen auf einen bisweilen düsteren Text. Spätestens zum Mittelteil des Stücks haben sich die Bläser in den Fokus der Aufmerksamkeit gespielt.

 

En Esta Noche“: Hier holen In Extremo die Keule raus. Trotz sphärischer Einsprengsel ein äußerst metallisches Stück, das durchgehend treibend daher kommt. Die ruppige Gitarrenarbeit tut ihr übriges, um aus diesem Track einen fetten Nackenbrecher zu machen, welcher ein sehr abruptes Ende findet.

 


"Sängerkrieg" erscheint am 09.05.

Mein Sehnen“: Wie der Titel vermuten lässt handelt es sich hierbei um ein balladeskes Stück. Dramatisch und später kraftvoll gehen die Mittelalter-Rocker hier zu Werke. Wird den einen oder anderen Fan etwa an „Ave Maria“ erinnern.

 

Flaschenpost“: Und schon wird es wieder direkter und fast schon aufdringlich tanzbar. Die Sackbläser servieren schmissige Melodien, die für gute Lause sorgen. Doch nur bis zu einem Break, der das Tempo zeitweise raus nimmt, bevor es auf der Zielgeraden noch einmal voll auf die 12 gibt. Hit!

 

„Requiem“: Erst Schellen, dann Sackbläser und dann Trommeln – In Extremo reisen in der Bandgeschichte zurück und präsentieren sich sehr mittelalterlich. Diese Nummer wird vielen alten Fans, denen die Gitarren mittlerweile zu omipräsent geworden sind, runter gehen wie Öl. Denn die elektronischen Saiteninstrumente bleiben diesmal außen vor.

 

Frei zu sein“: Nach diesem Rückblick geht es wieder schnurstracks in die Gegenwart. Es darf wieder ausgelassen gerockt werden, denn der Name des Stückes ist auch textlich Programm. Eine typische InEx-Hymne, die mittlerweile auch zur ersten Single auserkoren wurde.

 

 

 

Zauberspruch“: Eine eher ruhige Nummer mit heavy-schwerfälligen Zwischenspielen. Hier wird die lieb gewonnene Tradition von den exotischen Sprachen aufleben gelassen.

 

In diesem Licht“: Das Schlagzeug gibt den Klatschrhythmus für eine zukünftige Bühnenumsetzung vor. Ein schicker Rocker, der zu jeder Sekunde nach In Extremo klingt. Nicht überraschend, aber bärenstark umgesetzt.

 

Tanz mit mir“: Ein waschechtes Liebeslied, überwiegend im Midtempo. Zum Ende hin bricht das Schlagzeug noch einmal aus. Trotz Schwermut lädt der Refrain zum mitsingen ein.

 

An End has a Start“: Wer hätte das gedacht – In Extremo versuchen sich doch glatt mal auf Englisch. Nicht unbedingt vorauszusehen, wenn man bedenkt wie ungern Das letzte Einhorn auf ausländischen Festivals seine Ansagen auf Englisch macht. Dennoch schlägt sich der charismatische Sänger mit der Reibeisenstimme sehr passabel.

 

Mein liebster Feind“: Dieser Rocker ist ein Kampfansage, mit bretternden Gitarren an vorderster Front. Für InEx-Verhältnisse erscheint diese Nummer sogar episch daher zu kommen. Die meistgenannte Frage: „Wer wird der nächste sein?“.

 

Auf’s Leben“: Um wieder runter zu kommen gibt’s einen ruhigen, versöhnlichen Ausklang. Eine nachdenkliche, akustische Traumlandschaft, die aber nicht ohne ein letztes (Gitarren-)Aufbäumen vorüberzieht. Schön war’s.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

Link: www.inextremo.de