[english]
 

Paganfest 2010 – Einige Impressionen von Eviga/Dornenreich

 

Wir sind zwar eben erst zurückgekommen, doch möchten wir einige Erinnerungen an diese abenteuerliche Reise mit euch teilen.

 

 

19.02., Pratteln, Z7

 

Die Tour begann gleich mit einem der größten Konzerte des gesamten diesjährigen Paganfests.

Das Z7 war restlos ausverkauft und somit extrem dicht gefüllt. Schon bald nach unserer Ankunft war uns klar, dass diese Tour eine sehr erinnernswerte Tour werden würde, weil alle Beteiligten nicht nur freundlich sondern auch äußerst professionell agierten.  Wir hatten das große Glück, eine fantastische Crew dabei zu haben. Diese Herren wussten ganz genau was sie taten und so war es ein Leichtes, die knapp bemessenen Change-Over-Zeiten Abend für Abend einzuhalten.

 

Obwohl wir schon einige Monate nicht mehr live gespielt hatten, war das Konzert in Pratteln eine großartige Erfahrung für uns, was nicht zuletzt am euphorischen Publikum lag. Irgendwann nach 1.00 Uhr fanden wir uns dann in bester Stimmung zur Abfahrt nach Linz im Tourbus ein, den wir uns mit der Crew und den Tour-Managern teilten.

 

20.02., Linz, Posthof

 

Die erste Nacht in einem Tourbus  neigt immer wieder dazu, wenige Stunden Schlaf bereitzuhalten, weil man sich immer wieder neu an das „Bett auf Rädern“ gewöhnen muss. So war es auch dieses Mal. Erschwerend kam hinzu, dass die Distanz Pratteln-Linz nicht eben klein ist. Allerdings erreichten wir den Posthof rechtzeitig und mehr oder weniger ausgeruht.

 

Tatsächlich waren wir sehr gespannt auf unser erstes Konzert in unserem Heimatland Österreich im Rahmen des Paganfests. Und unsere Fans enttäuschten uns nicht. Rückblickend würde ich sogar sagen, dass das Konzert in Linz eines der besten Konzerte der gesamten Tour war, was den wechselseitigen Fluss von Energie zwischen uns und dem Publikum betrifft.

 

27.02., Wien, Gasometer

 

Die erste Woche der Tour hatte uns in äußerst unterschiedliche Städte und Clubs geführt, die uns alle vermöge ihres individuellen Charmes zu überzeugen wussten. Dennoch hatten wir uns schon vor der Tour besonders auf das Wien-Konzert gefreut, weil sich viele unserer Freunde und Weggefährten für dieses Konzert angekündigt hatten. Die Gasometer-Räumlichkeiten selbst ließen keine Wünsche eines reisenden Musikers offen. Sowohl auf der Bühne als auch in den Backstage-Räumen fand man alles vor, was man benötigte.

 

Das Konzert wurde für alle Bands ein großes Ereignis und wir verlebten intensive Aftershow-Stunden in einer Metal-Bar namens „Escape“.  In den frühen Morgenstunden teilte ich mir mit einigen der Trolle und ihrem Lichtmann Chris ein Taxi, um rechtzeitig zur Abfahrt nach Bratislava zurück zu den Bussen zu gelangen.

 

01.03., Graz, Seifenfabrik

 

Nach dem sehr leidenschaftlichen Publikum Bratislavas erwarteten wir uns nicht viel von einem Montagskonzert in Graz, aber Graz überraschte uns auf die denkbar erfreulichste Weise. Die Bühne war zwar nicht allzu groß und es waren auch nicht allzu viele Leute anwesend (400), doch der Bühnensound war äußerst motivierend und das Publikum tauchte ganz und gar in unseren Ausdruck ein.

 

 

02.03., Bologna, Estragon

 

In Italien war es – wie erwartet – durchaus warm, was uns einen pulloverfreien Tag erlaubte. Wenn man die Lautstärke der Jubelschreie als Ausdruck besonders wohlwollender Anteilnahme werten möchte, so war das Publikum in Bologna ohne Übertreibung das enthusiastischste und hingebungsvollste der ganzen Tour. Wenn eine Band die Bühne betrat, waren die Schreie des Publikums unerhört laut – Gänsehaut! Zudem kam jede Band in das Vergnügen, unzählige Fotografien mit begeisterten Fans zu machen. Sehr erfreulich, zweifelsohne.

 

05.03., Leipzig, Hellraiser

 

Unser letztes Konzert im Hellraiser hatte im Jahre 2001 stattgefunden und war uns ob der besonderen Kälte in den Backstage-Räumen in besonderer Erinnerung geblieben und auch im Jahr 2010 wartete dieser Club mit den kältesten Backstage-Räumen der ganzen Tour auf, weshalb wir uns dazu entschlossen, mit dem Taxi in die Stadt zu fahren. Gemeinsam mit Arkona saßen wir dann schon bald bei Tee und Kuchen in der Moritzbastei.

 

Trotz einer gerissenen Gitarrensaite lief das Konzert gut für uns und die Reaktionen des Publikums waren sehr ermutigend. Nach unserem Auftritt hatten wir noch Zeit, mit unseren alten Freunden von „Neun Welten“ zu sprechen. Unglücklicherweise war der Winter plötzlich zurückgekehrt. Unsere Busfahrer hatten sich folglich auf Schnee und Eis einzustellen. Gefährliches Wetter für Tourbusse – wie sich bald herausstellen sollte.

 

Gegen drei Uhr waren wir gerade dabei, uns langsam in Richtung Traumland zu aufzumachen, als unser Bus wegen Glatteis von der Straße rutschte und in ein Gartentor krachte. Zum Glück wurde niemand verletzt. Der Tourbus war allerdings so stark beschädigt, dass an eine Weiterfahrt nicht zu denken war. Die anderen beiden Busse (, die alle übrigen Bands verlieferten) setzten ihre Fahrt nach Stuttgart fort, wir aber mussten auf einen Ersatzbus warten. Gegen neun Uhr konnten wir Leipzig endlich in besagtem neuen Bus verlassen. Leider hatten wir viele Stunden verloren und so kamen wir schließlich erst vierzig Minuten vor unserem Auftritt in Stuttgart an.  Also stimmte ich meine Gitarren, zog mein Bühnengewand an, schlang eine Banane hinunter und ging auf die Bühne.

 

06.03., Stuttgart, LKA Longhorn

 

Trotz der widrigen Umstände gelang es uns, ein  leidenschaftliches Konzert zu geben; wenigstens ließen mich das viele Leute nachher ihre Begeisterung spüren und ich selbst fühlte auf der Bühne ähnlich. Um ganz ehrlich zu sein, möchte hier anmerken, dass ich sehr verärgert war, als wir in Stuttgart hungrig, übermüdet und äußerst spät ankamen, nicht zuletzt deshalb, weil ich mich besonders auf dieses Konzert in Stuttgart gefreut hatte. Jedenfalls denke ich, dass es mir einigermaßen gelungen ist, meinen Groll in eine intensive Bühnenpräsentation umzuwandeln.

Nach dem Konzert verbrachten wir noch schöne Stunden mit Gesprächen – sowohl mit Mitgliedern anderer Bands als auch mit Fans.

 

 

08.03., London, O2 Islington Academy

 

Wie üblich war es in London kalt, sehr kalt sogar. Ein frostiger Wind schlug uns ins Gesicht, als wir aus dem Tourbus stiegen, weswegen wir unser touristisches Programm auf ein Minimum reduzierten. Der Club selbst war jedoch ein angenehmer Platz, um dort zu verweilen. Während des Konzerts erwies sich  der ungemein klare Monitorsound auf der Bühne als besonders hilfreich.

 

Zudem waren die Reaktionen des Publikums großartig. Der einzige Nachteil unseres kurzen Abstechers nach England war das zweimalige Fahren mit der Fähre (Calais-Dover und retour) innerhalb von 24 Stunden. Schiffsfahrten sind ja grundsätzlich eine schöne Erfahrung, wenn man aber zwei Mal innerhalb von 24 Stunden gegen fünf Uhr in der Früh angehalten ist, an Deck herum zu geistern, anstatt nach einem anstrengenden Tag im Bus zu schlafen, sieht die Sache dann doch etwas anders aus …

 

10.03., Paris, Elysee Montmartre

 

Die ersten drei Bands (also auch wir) mussten einen Balkon im hinteren Bereich der Konzerthalle als Backstage-Bereich nutzen, was sich – nach anfänglicher Skepsis – zu einer interessanten Erfahrung entwickelte.  Wir hatten von hier oben aus nämlich nicht nur die Gelegenheit, alle Konzerte aus der besten Perspektive zu sehen, sondern durften uns in diesem kaum beleuchteten erhöhten Gebälk wie eine Horde von Vampiren fühlen. Gruselig und nach den Strapazen, die uns allen von Tag zu Tag mehr ins Gesicht geschrieben standen, in gewisser bleicher Weise auch zutreffend.

Das Konzert selbst lief gut für uns. Keine gerissenen Saiten, kein schlechter Monitor-Sound, kein lethargisches Publikum. Besonders erfreulich war aus unserer Sicht, dass unser Freund Neige von Alcest vorbei gekommen war, um uns zu treffen. Viel zu schnell verflogen die Stunden …

 

14.03., Antwerpen, Hof Ter Loo

 

Der letzte Tag. Die äußeren Umstände waren vielversprechend. Der Club hatte alles zu bieten, was man sich für den letzten Tag einer Tour erhoffen konnte. Das Catering war schmackhaft, die Bühne  bzw. die gesamte Technik war in einem guten Zustand und der Vorverkauf war gut gelaufen.

 

Wir alle schienen das große Abschiednehmen im Kopf zu haben und waren folglich in der Stimmung, diese letzte Nacht zu einer unvergesslichen Nacht werden zu lassen. Und unvergesslich wird sie gewiss bleiben. Den Höhepunkt des Abschieds bildete eine besondere Einlage. Während des Finntroll-Auftritts kam beinahe die gesamte Tourbande auf die Bühne und feierte das Ende der Tour auf wahrlich karnevalesque Weise … Gegen 02.00 Uhr fuhren schließlich alle drei Busse in verschiedene Richtungen und das Paganfest 2010 war vorbei. Allen Beteiligten wird diese spezielle Reise aber ohne Zweifel in sehr guter Erinnerung bleiben.

 

Abschließend möchte ich mich im Namen von Dornenreich bei allen bedanken, die in dieses Abenteuer mit eingebunden waren. Wir wünschen euch allen das erdenklich Beste!

 

Eviga / DORNENREICH

 

 

Link: www.dornenreich.com

Fotos: natureofmusic.net, photopit.com & hammerworld.hu