Exklusiver Atargatis Studioreport // "Nova" Prelistening
 

Wir befinden uns mitten im Herzen der bayerischen Landeshauptstadt München. Im malerischen Stadtteil Nymphenburg darf sich nicht vom aktuellen Bild täuschen lassen, denn die idyllische Großstadt mit den horrenden Mietpreisen ist nicht ganz so ruhig wie man erwarten könnte und die kurze Kellertreppe, die von außen direkt in die Helion Studios von Produzent Seref Alexander Badir führt, vermittelt ebenfalls einen verfälschten Eindruck. Denn wer durch die Tür des Studios tritt, der kommt in einen wunderschönen, hellen und eleganten Raum. Nicht die geringste Spur von Kellermief, woran sicher auch die großen tageslichtspendenden Kellerfenster ihren Anteil haben. Ein Schritt hinein und nach einem Blick auf den Fußboden folgt die nächste Überraschung: robuster, grober Kellerboden? Fehlanzeige, man wandelt auf äußerst angenehmem und hochwertig erscheinendem Laminat. „Lass dich nicht abschrecken, ich möchte auch immer am liebsten aus Reflex die Schuhe ausziehen“, lacht Schlagzeuger Shadrak zur Begrüßung.

 

Neben dem Drummer sind auch die rothaarige Sängerin Stephanie Luzie, Studioinhaber Seref und Leaves’ Eyes Schlagzeuger Moritz Neuner an diesem Tag vor Ort, ein Freund des Hauses, der einige Percussions zum Debüt „Wasteland“ beigesteuert hatte. Nach einer herzlichen Begrüßung wird das sounds2move-Duo, welches die Symphonic Metaller exklusiv und als einziges Magazin zu sich eingeladen haben, durch die Räumlichkeiten geführt, die unter anderem mit Masterraum, Aufnahmeraum, Küche und großen Chill-Out-Raum großzügig dimensioniert sind. Während dort (O-Ton Shadrak) „wie immer“ die Serie „King of Queens“ über die große Leinwand flimmert, bekommen die Gäste die ersten 5 brandneuen Stücke zu hören, die zum Zeitpunkt des Besuches bereits komplett fertig gestellt wurden – hierzu bei den Höreindrücken weiter unten mehr. Anschließend beginnt man sich in netter Runde über den neuen Longplayer aus dem Hause Atargatis zu unterhalten, welcher den Namen „Nova“ tragen wird. Dabei zeigen schon die ersten Stücke, dass die Regensburger nach ihrem eher durchwachsen aufgenommenen Debüt einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben. Stephanie Luzie führt aus: „’Wasteland’ war unser erstes Album nach drei Eigenproduktionen. Wir sind im Nachhinein immer noch sehr zufrieden mit der Scheibe und spielen die Songs auch immer wieder gern live. „Nova“ schloss sich ziemlich bald an die Veröffentlichung von „Wasteland“ an. Veränderungen ergaben sich durch den mehrfachen Einsatz echter Orchesterinstrumente, verbunden mit neuartigen Soundeffekten. Auch die spielerischen Variationen des Gesangs sowie das Einbringen mehrerer Sänger betrachten wir als gelungenes neues Element“. Shadrak, ganz Metalhead, fügt sofort weitere Anmerkungen an: „Wir haben zudem dieses Mal mehr Wert auf eine druckvolle Gitarrenproduktion sowie einen fetteren Gitarrensound gelegt. Daher klingt ‚Nova’ auch erheblich heavier als ‚Wasteland’ - was aber natürlich auch auf die teilweise härteren Songs zurückzuführen ist“.

 


Bereits vor der sounds2move-Studiovisite: Stephanie Luzie feilt noch einmal an ihren Gesangsaufnahmen.

 

 

Sängerin Stephanie Luzie, die wenige Tage vor der s2m-Stippvisite noch einmal letzte Hand an ihre Gesangsaufnahmen gelegt hat, liefert mit ihrer Antwort sogleich die Steilvorlage zu einem weiteren Merkmal der gehörten Stücke. So hat man mit Matze Hechler von Crematory, den man während der gemeinsamen Tour Ende 2006 kennen und schätzen gelernt hat, einen Veteranen der deutschen Gothic Metal Szene für den klaren männlichen Gesang gewinnen können. Außerdem gibt sich Thomas Helm von Empyrium die Ehre, dessen klassischer Gesang auf „Comets“ zu hören ist. Diesmal ist die Sängerin in ihrem Metier: „Die Stimmen von mir und Matthias korrespondieren ganz hervorragend miteinander und nachdem wir für eines unserer gemeinsamen Konzerte im z7 Pratteln spontan ein Duett einstudiert hatten, kam uns natürlich sehr schnell der Gedanke, dies auch auf einem unserer Alben festzuhalten“. Sowohl Stephanie als auch Shadrak sind sich des Weiteren einige, dass man das Element der Gastbeiträge auch in Zukunft beibehalten möchte. „Es ist immer interessant zu sehen, wie unsere Stücke durch andere Musiker interpretiert und umgesetzt werden“, findet die Sängerin, die am liebsten einmal mit Billy Idol ein Duett schmettern würde, aber auch Realistin ist und diesen Traum nur unterschwellig hegt. Der titelgebende Zweiteiler „Nova“, zu dem auch bereits erwähntes mit 3 Stimmen ausgestattetes „Comets“ gehört, wird später verwundernder Weise nur auf dem limitierten Digipak der Scheibe enthalten sein. Nach dieser Anmerkung kratzt man sich natürlich erst einmal am Kopf, ob dieser ungewöhnlichen Maßnahme. Doch das Musiker-Duo ist gerne zu einer Aufklärung des Sachverhaltes bereit. Shadrak eröffnet: „Das ist in der Tat eine berechtigte Frage. Natürlich ist es sehr unüblich, dass ein Titeltrack nur als Bonussong auf dem Digipak erscheint. Allerdings wollten wir die beiden Stücke auf keinen Fall von einander trennen, da sie thematisch und stilistisch zusammen gehören. Für mich ist gerade der Song ‚Comets (Nova Part I)’ einer der stärksten Songs des Albums, so denke und hoffe ich, dass er viele Herzen erobern wird, auch wenn er nur auf der Digi Pack Version enthalten sein wird“. Weitere Details gibt im Anschluss Vegetarierin Stephanie preis: „Das hat seinen Hintergrund im Konzept des Albums. Jeder Song auf der CD ‚Nova’ ist je einem der Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zugeordnet. Vier Songs erzählen von je einem dieser Elemente, die restlichen befassen sich mit der Kombination daraus.  Beispielsweise handelt ‚Firebird’ von den Kräften Feuer und Luft. Dies spiegelt sich auch durch den akustischen Aufbau der Lieder und durch das Layout der CD wieder. Vereint wird dies unter dem Symbol der Nova, als Sinnbild für Erneuerung und einen Neubeginn. Die Stücke ‚Comets’ und ‚Watermight’ - Nova Part I und II - fallen jedoch aus diesem Schema heraus, da sie alle Elemente thematisieren und das Gesamtkonzept damit abrunden. Wegen dieser Besonderheit und auch aufgrund der Länge des Zweiteilers bot es sich an, es als „Bonus“ auf der Digi-Version zu verwenden“.

 


Alles eine Frage der Technik: Ein Teil des Equipment in den Helion Studios
 

Eine weitere Überraschung stellt zudem die Coverversion „Crucified“ von Army of Lovers dar, mit der man nicht unbedingt gerechnet hätte. Vor allem, da es sich bei „Nova“ zwar um ein Konzeptalbum über die vier Element handelt, man das Stück laut eigener Aussage später aber in mitten der „Konzeptstücke“ platzieren möchte. Ein ungewöhnlicher Schritt, über den man sich aber vollends im Klaren ist, wie Shadrak, der im wahren Leben Jürgen heißt, ausführt: „Sicherlich ist es eher üblich eine Coverversion als Bonussong aufs Digi Format zu setzen oder als letzten Song auf der normalen Version. Allerdings wollten wir zum einen diesen Song den Käufern der normalen CD nicht vorenthalten. Er passt unserer Meinung nach einfach sehr gut zum restlichen Konzept. Zum anderen fanden wir, dass  „Deliverance“ als letzter Song das Album einfach am besten abrundet“. Die Wahl welchen Evergreen man sich vornehmen würde, fiel schlussendlich recht schnell, selbst wenn es mehrere Kandidaten zur Auswahl gab. „Wir entschieden uns ziemlich schnell für ‚Crucified’, weil es einfach ein genialer Hit aus den 90ern ist. Er lief damals ständig auf MTV und ich fand den Song verbunden mit der Eigenironie der Interpreten Army of Lovers einfach klasse. Es ist eine Nummer, die fast jeder gern mitsingt und die einen zum Schmunzeln bringt. Gern hätten wir es auch mit ‚White Wedding’ von Billy Idol versucht, doch die Wahl fiel sehr schnell auf ‚Crucified’“, führt die Frontfrau aus. Sicherlich keine dumme Entscheidung, ist genannter Idol-Klassiker doch eindeutig schon ein paar Hundert mal zu oft durch den Wolf gedreht worden.

 

 

Als Konstante im Atargatis-Kontext lässt sich auch die Aufnahmeräumlichkeit bezeichnen, schließlich produzieren die Regensburger hier bereits seit ihrer letzten Demo-EP „Divine Awakening“ und sind somit nun schon zum dritten Mal in Folge Gäste in der Münchener Klangschmiede. Hier scheint also alles zu passen? Stephanie Luzie bejaht: „Wir sind mit der Arbeit des Helion Studios einfach äußerst zufrieden. Seit den Aufnahmen der EP haben uns die Mitarbeiter des Studios in ihren Bann gezogen. Sowohl deren professionelle Arbeit als auch die Freundschaft, die über die Zeit gewachsen ist, macht es uns leicht, sich immer wieder für dieses Studio zu entscheiden“. Und auch in Sachen Songwriting machen Atargatis hörbare Fortschritte. Davon kann sich ab November jeder selbst überzeugen. Sollten die restlichen Stücke das Niveau des gehörten Materials halten können, dann bestehen gute Chancen für die Band, schon bald eine Liga höher zu spielen. Auf die Aufstiegsplätze schielt man mit „Nova“ aber definitiv.

 

Markus Rutten – www.sounds2move.de

 

 

Höreindrücke zu „Nova“ von Atargatis:

 

„Ebon Queen“:

Nach dem symphonischen Intro legen Atargatis mit fulminantem Uptempo los. Das Schlagzeug treibt das Stück voran, welches im Refrain hymnisch und rifforientierter ausfällt. Sängerin Stephanie Luzie deutet bereits an, wozu sie stimmlich in der Lage ist. Ein viel versprechender Beginn.

 

 

„Frozen Innocence“:

Mit „Frozen Innocence“ geht es dann weiterhin druckvoll, aber ungleich dramatischer weiter. Im Mittelteil sorgen Geigen- und Gitarrensoli für eine stimmungsvolle Verschnaufpause.

 

 

„Riven Inside“:

Mit dem ersten Gastspiel von Matze Hechler (Crematory), der einige klare Gesangspassagen beisteuerte, bewegen sich Atargatis dann auf eingängigen Pfaden. „Riven Inside“ ist mit dezenten Electronika und ausladenden Harmonien akzentuiert und würde sich hervorragend für eine Singleauskopplung eignen. Im positiven Sinne poppig und leicht verdaulich.

 


Das neue ATARGATIS Albums "Nova" (VÖ 16.11.)

„Crucified“:

Obwohl es sich bei „Nova“ um ein Konzeptalbum handelt, kann man auch schon mal eine Coverversion in der Playlist platzieren. Entschieden hat man sich für „Crucified“ von Army of Lovers. Hier sorgt vor allem der Refrain für den großen Widererkennungswert, nachdem man ansonsten offensichtlich darauf bedacht war dem Stücke eine eigenen Note zu verleihen. In den Strophen zeigt sich Stephanie Luzie gesanglich von einer ungewohnt erdigen Seite, die ihr gut zu Gesicht steht und die man auch für eigene Stücke zukünftig auf dem Zettel haben sollte. Alles in allem gelungen, wenngleich das Stück vielleicht auch mit etwas weniger Tonspuren ausgekommen wäre.

 

 

„Comets“:

Nanu, schwedisches Gastspiel in Bayern? Zumindest legen Gitarren und Drums bei „Comets“ schon mal knackig los, hat was von Evergrey – was in diesem Moment als Kompliment verstanden werden darf. Durch den Gesang von Thomas Helm (Empyrium) im Duett mit dem sirrenden Organ einer Stephanie Luzie wird der Refrain zum epischen Intermezzo heraufbeschworen, bevor Crematory’s Matze Hechler mit klarem Gesang den Wagen zurück auf metallischere Straßen lenkt. Zum Ausklang wird es sphärisch, denn dieser Song soll später auf der Digipak-Version des Albums in einen 2. Song übergehen.

 

 

Link: www.atargatis.de  // Fotos: Atargatis