# 10

STECKBRIEF

 

 
Name: Dero  
Band: Oomph!  
Position / Instrument: Gesang  
Herkunft: Braunschweig, Deutschland

 

 
 

Aktuelle Veröffentlichung:

 
 

 
 

"Monster"

 

 
Link: www.oomph.de  

 

1.) Welches ist dein persönliches Album des Jahres und warum?

Ich würde sagen Volbeat. Das ist einfach cooler Rock N Roll, der einem sofort ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Man riecht, schmeckt und hört einfach die Straße! Außerdem ein paar Soundtracks und das klassische Zeug, das ich höre. Nach Möglichkeit versuche ich immer andere Sachen zu hören als das, was ich selbst machen, um einen Gegenpol zu bekommen. 

2.) Gab es ein Album oder einen Song, der dich dazu veranlasst hat, sofort die Anlage oder den Player auszuschalten?

Beim Zappen im Fernsehen passiert einem das häufig, denn da gibt es schon einiges hirnverbranntes Zeug, nicht nur musikalisch, sondern auch auf filmischer Ebene. Das vergisst man allerdings schnell wieder und versucht es zu verdrängen, denn wenn man sich jeden Müll behalten würde, dann wäre im Kopf kein Platz mehr für die positiven Dinge. Natürlich tut man sich schwer mit dem Dissen anderer Künstler, aber aus den Augen aus dem Sinn, hehe. 

3.) Wie hast du das bisherige Jahr aus musikalischer Sicht wahrgenommen? Es wurden unzählige Alben veröffentlicht, ein paar Bands sind gegangen, andere gekommen. Wie fällt dein Resümee aus?

Ich denke das ist die ganz normale, gesunde Fluktuation wie jedes Jahr. Außer dass wir noch dabei sind, haha.

Im Positiven oder Negativen?

Natürlich ist es positiv nach so langer Zeit noch zu existieren. Das ist schon was Tolles für einen persönlich. Für einige andere mag das auch negativ sein, aber damit kann ich leben. Wir sind eine Band, die gern polarisiert und deshalb können wir auch damit gut leben.

4.) Als nächstes hast du die Chance eine Anekdote aus dem bisherigen Jahresverlauf mit deiner Band zum Besten zu geben. Welche witzige oder anderweitig unterhaltsame Anekdote aus dem Studio, eurem Proberaum oder von on the Road fällt dir spontan ein?

Was willst du denn da hören? Wir waren eigentlich das ganze Jahr im Studio und da passiert natürlich fast jeden Tag das gleiche, nur dass du dir immer wieder neue Songs vornimmst. Wir haben wirklich schon viele skurrile, lustige und merkwürdige Sachen erlebt, da hätte ich jetzt stundenlang zu tun, wenn ich das alles erzählen würde. Klar, nach 20 Jahren häuft sich einiges an, auch wenn man einfach nur lebt. Das Leben an sich ist ja schon seltsam genug und das ist im Musikerleben nicht anders und das ist auch das abwechslungsreiche an diesem Job. 

5.) Wer ist dein persönlicher Idiot oder Held des Jahres und warum?

Als erstes fällt einem da natürlich der Idiot des Jahrzehnts ein, George W. Bush, der jetzt abtreten wird. Daraus resultiert dann sicher Barak Obama als der Held, wobei sich erst noch herausstellen muss, ob er dieser Heldenrolle überhaupt gerecht wird und ob er die ganzen Erwartungen erfüllen kann, die da in ihn hinein projiziert werden. Da sind immerhin so viele andere Mechanismen am Werk, sodass das ein einziger Mensch eigentlich nicht vollbringen kann. Aber er hat schon mal Glück, denn nach seinem Vorgänger kann es nicht mehr schlimmer kommen, haha. Aber besser machen wird er es auf jeden Fall. 

6.) In den Köpfen der Menschen existiert dieses klassische Bild vom Weihnachtsabend im familiären Kreis, mit Baum, Geschenken und all den anderen Klischees. Würdest du sagen, dass dein Weihnachtsfest diesen Klischees teilweise oder sogar gänzlich entspricht?

Was mir an Weihnachten gefällt ist die Ruhe. Wir haben die meiste Zeit des Jahres ziemlich viel Action... Studio, Tour, Interviews, Videodrehs und so weiter. Da bist du froh auch mal wieder Ruhe zu haben. Diese Ruhe und Insichgekehrtheit und diese Reduktion auf das Wesentliche mag ich. Man ist umgeben von den Menschen, die einem am wichtigsten sind und genießt diese Zeit einfach. Wenn man Weihnachten auf Stille reduziert, dann ist das schon auch bei mir so. Für viele schlägt das aber in Stress um, weil sie sich mit Verwandten konfrontiert sehen, die sie lange nicht gesehen haben und weil die Kaufarien völlig ausarten. Mit seinen engsten Freunden spricht man über Dinge die einen bewegen sowieso das ganze Jahr über und es bricht nicht erst an Weihnachten aus einem heraus. Die Klischees sind eher für Familien, die sich das ganze Jahr über nichts zu sagen haben, es dann aber an Weihnachten mit der Brechstange doch versuchen. Und so sollte es eigentlich nicht sein.

Der Stress kommt bei vielen auch daher, dass sie Leute sehen, die sie bewusst das ganze Jahr über nicht getroffen haben oder sehen wollten.

Die sollten sie dann halt auch zu Weihnachten nicht einladen. Man sollte da konsequent sein und sich mit diesen Leuten auch konkret aussprechen. Es gibt einfach Menschen, mit denen man einfach nicht auf einen Konsens kommt und von denen darf man sich dann auch weiterhin fernhalten.
 

7.) Nehmen wir einmal an, du würdest zu Weihnachten verschieden große Geschenke verteilen. Wer bekommt warum das Größte / Wertvollste von dir? Und was könnte das sein?

Ich verschenke am liebsten Zeit, denn mit denen, die einem am liebsten sind und die einem am nächsten sind Zeit zu verbringen ist glaube ich eines der größten Geschenke. In unserer konsumorientierten Gesellschaft neigen wir dazu möglichst teure oder ausgefallen Geschenke zu kaufen, aber im Prinzip kann das ja jeder, zumindest wenn er das entsprechende Geld hat. Aber Zeit zu schenken und sich um jemanden zu kümmern, das ist wirklich Luxus und damit auch ein schönes Geschenk. 

8.) Anders herum gefragt: Kannst du dich noch an das schönste oder schlimmste Geschenk erinnern, das du zu Weihnachten bekommen hast?

Die schlimmsten Sachen habe ich eigentlich immer weiter verschenkt. Wir treffen uns traditionell um Weihnachten herum mit ein paar Freunden zum „Horror Wichteln“ und da bringt dann jeder sein schlimmstes Geschenk mit und die werden dann verlost. Das kann sehr spannend und auch lustig werden. Vom Hirschgemälde bis zu gehäkelten Socken mit kleinen Schweinchen drauf ist da schon alles dabei gewesen, alles Sachen die zwar gut gemeint, aber doch schrecklich sind. 

 

9.) Multiple-Choice: Welche Umschreibung für Weihnachten und seine Bedeutung trifft es deiner Meinung nach am besten und warum?

A)     Traditionelle, besinnliche Zeit mit der Familie
B)
    
Feiertage im Zeichen der Religion und Gläubigkeit
C)
    
Ein paar willkommene freie Tage vom Arbeitsalltag
D)
    
Kommerz und geheuchelter Frieden

A, C und D würde ich sagen. Auch die Leute, die Weihnachten aus selbst ernannten religiösen Gründen begehen, haben ganz wenig wirkliches Hintergrundwissen über diese Religion. Deshalb ist auch der religiöse Gedanke von Weihnachten wieder nur Tradition, da nur die wenigsten aus extrem religiöser Überzeugung heraus dieses Fest begehen. 

10.) Für viele ist die Weihnachtszeit mit einer gewissen Musik verbunden, etwa den klassischen Weihnachtsliedern oder einer gediegenen Klassik. Wie sieht die Sache bei dir zu Hause aus: Schallt dort auch „Jingle Bells“ durch den Flur oder hältst du dich von solcherlei Klängen fern?

Ich finde da gibt es schon ein paar gute Sachen, zum Beispiel die entsprechenden Alben mit Frank Sinatra oder Dean Martin. Solche Swing-Geschichten, das finde ich gut.

Nur bloß nicht die üblen Kaufhaussampler, hehe.

Nein, nicht die “Kastelruther Spatzen begehen Weihnachten“ oder Nicole mit „Noch mehr Frieden“ oder so was. Ich habe auch eine irische Weihnachts-CD, die hört sich fast an wie The Pokes (Folk Punk Truppe aus Berlin, MR). Die begehen Weihnachten so wie sie fast jedes andere Fest begehen: Die sitzen in der Kneipe und saufen einen, das ist auch ganz lustig, haha!

Loreena McKennitt und Trans Sibirian Orchestra wird auch gern mal genannt.

Ja, das ist auch cool. Es gibt schon einige Sachen, die durchaus Stil haben. Wobei die Übergänge bei „stilvoll“ auch fließend sind. Weihnachten mit Scooter hat vielleicht für viele auch Stil. Man sollte vielleicht nicht versuchen seinen eigenen Stil auf andere zu projizieren, mit „Leben und Leben lassen“ fährt man meistens am besten. Wenn jemandem Roger Whittaker gut gefällt, dann bitte. Es soll ja auch ein paar Menschen geben, die mit Oomph! ganz gut klar kommen, haha!

Draußen sind ein paar, das könnte sein. Entweder sind die nur hier rein gekommen, weil es draußen schweinekalt ist und sie aus der Kälte wollten, oder weil sie euch sehen wollen. (Das Interview wurde in Würzburg während der „Monster“ Tour geführt, MR)

Wir werden sehen, wir spielen hier zum ersten Mal.

Das gibt es nach 20 Jahren noch?

Ja, hehe. Da sind dieses Jahr einige Städte, in denen wir noch nie gespielt hatten. (kramt seinen Tourpass mit den Dates raus) Wir haben noch nie in Kiel gespielt, noch nie in Osnabrück, Saarbrücken, Erlangen und auch noch nie in Würzburg.

11.) Zum Abschluss lass uns noch einen Blick in die Zukunft werfen und über den Start ins nächste Jahr sprechen: Welche konkreten Pläne hast du bezüglich deiner Band schon jetzt für das nächste Jahr? Was können wir von euch erwarten?

Wir werden ein englischsprachiges Best-of Album machen, noch ein paar Videos zu unserem aktuellen Album „Monster“ drehen und im Sommer natürlich Festivals spielen und im Herbst vielleicht noch einmal Europa betouren.

Wird sich diese englische Best-of dann ziemlich mit „Delikatessen“ überschneiden oder wird dann komplett neu kompiliert?

Es wird neu zusammen gesetzt und komplett englisch sein. Viele deutsche Songs wurden übersetzt, aber auch ein paar neue Nummern werden drauf sein.

Also hast du deine ganzen deutschen Texte übersetzen müssen. Das war sicher viel Arbeit.

Schon, aber ich hatte zum Glück ein paar Bekannte, die mir helfen konnten, weil die Muttersprache natürlich immer auch einige Tücken parat hat. Ich spreche natürlich englisch, bin aber nicht mit dieser Sprache aufgewachsen, von daher sollte man das schon gegenchecken weil man den englischsprachigen Oomph!-Fans ja keinen Blödsinn zumuten will. Es sollte schon korrekt übersetzt sein und auch Sinn machen.

Wird auf dieser Europatour dann auch wieder der deutschsprachige Raum dabei sein oder ist da dann explizit nur das Ausland eingeplant?

Das wird hauptsächlich im Ausland stattfinden.

Markus Rutten - www.sounds2move.de