# 13

STECKBRIEF

 

Name: Mariusz Duda Carmelo Orlando
Band: RIVERSIDE NOVEMBRE
Position / Instrument: Gesang,Bass Gesang, Gitarre
Herkunft: Polen

 

Rom, Italien
 

Aktuelle Veröffentlichung:

 

 

"Rapid Eye-Movement"

 

"The Blue"
Link: www.riverside.art.pl www.novembre.co.uk

 

1.) Welche Scheibe hat in diesem Jahr die meisten Runden in deinem CD-Player gedreht? Warum gerade diese Scheibe?

Mariusz: Das ist eine schwierige Frage, da ich mich dieses Jahr dazu entschlossen habe, mir nicht viel Musik anzuhören. Ich wollte es vermeiden, dass ich bei der Arbeit an unserem Album zu sehr von anderer Musik beeinflusst werde. Aber wenn ich nun etwas wählen soll... neben der neuen Nine Inch Nails waren es vor allem Alben aus der Vergangenheit. Ansonsten habe ich dieses Jahr eher viel gelesen und viele Filme geschaut. "Rapid Eye Movement" ist sicher auch ein wenig von deren Soundtracks beeinflusst. Der Soundtrack, den ich dieses Jahr am meisten gehört habe, dürfte aber der zum Videospiel "Silent Hill" gewesen sein.

Carmelo: Das war „In Rainbows“ von Radiohead. Das ist unserer Meinung nach die einzigartigste und innovativste Band des letzten und aktuellen Jahrzehnts. Und durch die Tatsache, dass man es nur downloaden kann, könnte es auch das Musikgeschäft für immer verändern.

2.) Gab es ein Album oder einen Song, der dich im negativen Sinn dazu veranlasst hat, sofort die Anlage oder den Player auszuschalten?

Mariusz: Wie gesagt, ich habe versucht, mir dieses Jahr nicht viel Musik anzuhören. Robert Smith von The Cure hat es auch so gehalten, dass er versucht hat, die Einflüsse von Außen zu minimieren, wenn es darum ging, ein neues Album zu erschaffen. Ich habe also tatsächlich vor allem meine eigenen Ideen, die ich über die Zeit aufgezeichnet hatte, gehört. Ein besonders schlechtes Album oder einen besonders schlechten Song kann ich daher nicht nennen.

Carmelo: Klar. Da ist der Fall bei jeglichem Hardrock, oder Street/Glam, aber auch bei Metallica ab dem Schwarzen Album.

3.) Wenn du am Ende des Jahres auf die zurückliegenden Monate schaust, gibt es dann einen oder mehrere Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind? Ein Moment während einer Tour, einem Konzert oder auch abseits der Bühne vielleicht.

Mariusz: Ich hatte dieses Jahr einen besonderen Tag, als mir meine Freundin einen Hund schenkte. Es ist ein "Siberian Huskie" und ein sehr verrücktes Tier. Der braucht auch viel Auslauf.

Carmelo: Ein witziger Augenblick: Wir waren in Frankreich während unserer Tour mit Katatonia und wir sollten bei einem Festival spielen, mit den Schweden und einer paar anderen Bands, unter anderem Anathema. Daraus wurde aber nichts, weil der Organisator niemanden wie vereinbart bezahlte, und Katatonia entschlossen sich zu gehen, so wie einige andere auch. Das Lustige daran war, dass der Organisator verschiedene Leute anheuerte, Bands, Leute vom Sportpalast selbst sowie eine besonders lange Limousine, und der Gewinner eines Wettbewerbs sollte mit Anathema durch die Gegend fahren; all das, ohne irgendjemandem einen einzigen Penny im Voraus zu zahlen. Wir haben letztlich wenigstens ein paar Fotos vor der Limo gemacht, haha.

4.) Das Jahr geht nun seinem Ende entgegen. Unzählige Alben wurden veröffentlicht, alte Bands sind verschwunden, neue dazu gekommen etc. Wie hast du persönlich das vergangene Jahr aus musikalischer Sicht wahrgenommen?

Mariusz: Nun ja, für diese Frage bin ich, aus den Gründen, die ich schon erläutert habe, der falsche Ansprechpartner.

Carmelo: Also wenn man bedenkt, dass die alten Zeiten vorbei sind und heute alles schlecht ist, dann glaube ich, dass wir dieses Jahr ein paar hübsche Releases hatten. Ich mag zum Beispiel das Debüt unserer Landsleute The Foreshadowing (in der Tat eine absolut großartige Scheibe – Red.).

5.) Gibt es eine Person, die dich in den letzten 12 Monaten beeindruckt bzw. begeistert hat oder die dir anderweitig positiv aufgefallen ist? Falls ja: Aus welchen Gründen?

Mariusz: In Vorbereitung auf "Rapid Eye Movement" habe ich dieses Jahr viele Bücher über Träume und das Träumen gelesen. Besonders beeindruckt haben mich daher die Autoren dieser Bücher, die mich zum Titel "Rapid Eye Movement" und den Songtiteln inspiriert haben. Generell stand dieses Jahr für mich im Zeichen der Balance zwischen Traum und Realität, auch wegen all der Filme, die ich gesehen habe, z.B. von Stanley Kubrick, David Lynch oder David Fincher oder der Videospiele wie "Silent Hill", die ich gespielt habe. Mein Ziel war es, den Ausdruck und die Atmosphäre all dieser Medien in mich aufzunehmen, ehe ich das Finale unserer "Reality Dream"-Trilogie anging.

Carmelo: Mir fällt niemand aus der Metal-Szene ein. Ich war beeindruckt von der Tatsache, dass Thom Yorke ihrem damaligen Label schön den Mittelfinger gezeigt haben. Daumen hoch!

6.) In den Köpfen der Menschen existiert dieses klassische Bild vom Weihnachtsabend im familiären Kreis, mit Baum, Geschenken und all den anderen Klischees. Würdest du sagen, dass dein Weihnachtsfest diesen Klischees teilweise oder sogar gänzlich entspricht? Und weißt du schon wie du Weihnachten und Silvester zubringen wirst?

Mariusz: Weihnachten verbringe ich immer mit meinen Eltern. Die drei Tage bin ich bei ihnen in meiner Geburtsstadt. Wir sitzen zusammen, schauen Filme und verleben eine gute Zeit. Ich würde sie gern öfter besuchen, aber ich habe viel Arbeit und man kann nun einmal nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Jedenfalls mag ich mag diese Momente, denn sie wecken gute Erinnerungen in mir. Ob das klischeehaft ist oder nicht, ist mir egal. Jedenfalls freue ich mich diesmal besonders darauf, weil ich sehr schöne Geschenke habe und es kaum erwarten kann, sie meinen Eltern und Freunden zu überreichen.

Carmelo: Ich hoffe, das Fest mit meiner Freundin zu verbringen. Für mich entspricht Weihnachten den Klischees nur teilweise.

7.) Nehmen wir einmal an, du würdest zu Weihnachten verschieden große Geschenke verteilen. Wer bekommt warum das größte / wertvollste von dir? Und was könnte das sein?

Mariusz: Das größte Geschenk wird vermutlich meine Freundin bekommen. Ich möchte aber nicht sagen, was es sein wird.

Carmelo: Natürlich meine Freundin. Es könnte sich um etwas Symbolisches handeln, eine Halskette etwa.

8.) Anders herum gefragt: Kannst du dich noch an das schönste oder schlimmste Geschenk erinnern, das du bisher zu Weihnachten bekommen hast?

Carmelo: Das Tollste war ein Mini-Basketball-Spiel für mein Zimmer. Ich spiele sehr gerne damit. An ein furchtbares Geschenk kann ich mich nicht erinnern.

Mariusz: Gute Frage, darauf war ich nicht vorbereitet... Als Kind habe ich mich unglaublich gefreut, als ich mein erstes LEGO bekam. Es war ein kleines Auto und ich erinnere mich daran, wie großartig ich es fand. Damals gab es dergleichen in Polen nur in so genannten "Pewex"-Shops zu kaufen. Normalerweise gab es in den Geschäften nur haufenweise polnische Produkte, aber es war schwierig, Dinge von Außerhalb zu bekommen. In diesen Shops aber gab es Schokolade, Kaugummis und andere Sachen aus der ganzen Welt, unter anderem eben auch Boxen mit Lego, so wie ich eine bekam. Auch der Tag, an dem ich meinen ersten Walkman bekommen habe, ist mir im Gedächtnis geblieben. Und dann ist da natürlich noch mein Hund. Auch der war ein verspätetes Weihnachtsgeschenk. Das schlimmste Geschenk, das ich jemals bekommen habe, war ein grauenvoller Sweater. Der sah aus wie ein alter Teppich.

Normalerweise muss man solche Sachen ja nur einmal tragen, damit der Schenker zufrieden ist, und kann sie dann getrost wegwerfen.

Mariusz: Oh, ich musste ihn öfter tragen, sogar zur Schule. Das war noch vor dem besonderen Punkt in meinem Leben, an dem ich zum ersten Mal gesagt habe: "Nein. Das werde ich nicht tun".

9.) Multiple-Choice: Welche Umschreibung für Weihnachten und seine Bedeutung trifft es deiner Meinung nach am besten und warum?:

a)      Traditionelle, besinnliche Zeit mit der Familie

b)      Feiertage im Zeichen der Religion und Gläubigkeit

c)       Ein paar willkommene freie Tage vom Arbeitsalltag

d)      Kommerz und geheuchelter Frieden

Mariusz: Wie gesagt, bei der Familie zu sein, ist für mich das Wichtigste an Weihnachten. Ich meine... ich werde immer älter und habe immer weniger Zeit für Eltern und Freunde, deshalb versuche ich an Weihnachten für diese Zeit zu finden. Also Variante A.

Carmelo: Ich nehme A. Ich glaube, dieses ganze “Familie, Baum und Geschenke” reicht weiter als die religiösen Fragen. Wenn sie existieren, bedeutet es nur, dass wir sie brauchten. Wir haben viele Entschuldigungen für dieses Bedürfnis gefunden, aber das ist ein ursprüngliches jährliches Verlangen, als ob man unsere Kräfte und unsere Liebe sammeln würde und dann versuchen würde zu schätzen, was von unserem Besitz noch übrig ist.

10.) Für viele ist die Weihnachtszeit mit einer gewissen Musik verbunden, etwa den klassischen Weihnachtsliedern oder einer gediegenen Klassik. Wie sieht die Sache bei dir zu Hause auf: Schallte dort auch „Jingle Bells“ durch den Flur oder hältst du dich von solcherlei Klängen fern?

Mariusz: Wenn jemand die klassischen Weihnachtslieder mag, ist das natürlich vollkommen in Ordnung. Ich selbst bin aber ehrlich gesagt kein großer Freund davon. Auch zu Hause im Familienkreis stimmen wir keine Lieder in der Art von "Stille Nacht" an.

Carmelo: Nein. Ich denke, ich höre einfach die gleiche Musik wie den Rest des Jahres über. Vielleicht ab und zu mal „Last Christmas“, das kommt ganz auf meine Stimmung an.

11.) Zum Abschluss lass und noch einen Blick in die Zukunft und den Start ins nächste Jahr sprechen: Welche konkreten Pläne hast du bezüglich deiner Band schon jetzt für das nächste Jahr? Was können wir von euch erwarten?

Carmelo: Wir supporten den Release unseres neuen Albums The Blue und bereiten unsere Europa-Tour vor. Also bleibt am Ball für weitere Neuigkeiten.

Mariusz: Ich dachte schon, jetzt käme die Frage nach meinen Plänen für Riverside bezüglich Weihnachten...

Diesmal geht es nicht darum. Nach längerem Touren musst du ja nicht noch Weihnachten mit den anderen Bandmitgliedern verbringen.

Mariusz: Ja, und deshalb bin ich auch froh, dass jeder von uns diese Tage für sich verbringt. Im nächsten Jahr haben wir jedenfalls eine ganze Reihe von Festival-Auftritten, die schon gebucht sind. Das ist eine gute Sache für uns. Außerdem denken wir natürlich bereits über unser nächstes Album nach, für das wir bereits Ideen sammeln. Einige Riffs haben wir schon dafür festgehalten.

Floian Gothe & Markus Rutten - www.sounds2move.de