# 06

STECKBRIEF

 

 
Name: Alea der Bescheidene + Lasterbalk der Lästerliche  
Band: SALTATIO MORTIS  
Position / Instrument: Gesang + Schlagzeug, Percussion  
Herkunft: Mannheim, Deutschland

 

 
 

Aktuelle Veröffentlichung:

 
 

 
 

"Aus der Asche"

 

 
Link: www.saltatio-mortis.com  

 

1.) Welche Scheibe hat in diesem Jahr die meisten Runden in deinem CD-Player gedreht? Warum gerade diese Scheibe?

Lasterbalk: Für mich ist das ganz klar "Aus der Asche",  da kommt keine andere Platte mit.

Alea: Dem kann ich nur beipflichten, denn lange bevor ihr sie kanntet, haben wir sie schon gehört. Allein die Gesangstakes locker 10-mal, haha.

2.) Gab es ein Album oder einen Song, der dich im negativen Sinn dazu veranlasst hat, sofort die Anlage oder den Player auszuschalten?

A: Ja ganz klar. Ich hab diese Woche noch auf MTV mitbekommen, dass der "Aufsteiger des Jahres" wäre. Die Frau ging mir mit ihrem ersten Lied schon auf den Sack, aber als dann Umbrella-ela-ela-ela... kam war es vorbei. Wenn dieses Lied im Radio läuft, denke ich an "Mein Radio brennt" von den Ärzten.

L: Da gibt es einige, nur fallen mir die Namen nicht mehr ein. Wahrscheinlich 80% der amerikanischen Pop-Produktionen.

A: Kann ich jetzt so nicht unterschrieben, haha.

 


Dieses Interview gibt es auch als VIDEO! Reingeschaut!
(am besten drückt ihr erst mal auf Pause, um das Video vorzuladen)

3.) Wenn du am Ende des Jahres auf die zurückliegenden Monate schaust, gibt es dann einen oder mehrere Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind? Ein Moment während einer Tour, einem Konzert oder auch abseits der Bühne vielleicht.

L: Ich glaube für mich war es das Eröffnungskonzert der aktuellen Tour in Essen, als wir mit dem Soundcheck fertig waren und die Türen aufgingen und sich Szenen abspielten wie bei Tokio Hotel. Da drückte wirklich eine Masse Mensch hinein und sprang über sich hinweg, um sich die Plätze in der ersten Reihe zu sichern. Also wir dann raus kamen, haben wir vor ausverkauftem Haus gespielt, was wir in Essen bisher noch nie geschafft hatten. Die Leute kannten alle Texte und haben fleißig mitgesungen, das war schon überraschend.

A: Das kann ich nur unterschreiben. Es ist Wahnsinn wenn du bei einem Song, der noch nie live gespielt wurde einfach die Hand hebst und die Leute singen weiter. So muss das sein!

4.) Das Jahr geht nun seinem Ende entgegen. Unzählige Alben wurden veröffentlicht, alte Bands sind verschwunden, neue dazu gekommen etc. Wie hast du persönlich das vergangene Jahr aus musikalischer Sicht wahrgenommen?

A: Für mich war es wieder einmal ein sehr interessantes Jahr. Es haben immer mehr Rockbands die Chance durchzusteigen, es läuft wieder mehr Rock im Radio und der deutsche Musikmarkt ist nichts mehr, worüber man lacht. Es gibt Bands und Musiker die in Cannes vorspielen, es gibt Musiker die weit oben mitspielen im Weltmusikmarkt - das hätte ich nicht erwartet. Deutsche Sprache ist wieder in, das ist gut so. Endlich wieder E-Gitarren im Radio.

L: Für mich war das Beeindruckendste der Vormarsch der deutschen Sprache. Ich höre selbst sehr viel deutsche Musik, was nahe liegt, da ich der Texter der Band bin. Ich finde es toll im Autoradio Bands wie Revolverheld zu hören, die es mir kürzlich angetan hatten, oder auch Silbermond. Mit guter Textarbeit, guten Sängern und bratenden Gitarren, wie Alea schon sagte. Besonders schön finde ich, dass es nicht wie bei den Franzosen per Verordnung funktioniert, sondern dass die Radiosender selbst eine deutschsprachige Quote eingeführt haben und den deutschen Musikmarkt unterstützen wollen. Das finde ich bemerkenswert und vor allem für uns als deutschsprachige Band ist das eine großartige Entwicklung.

5.) Gibt es eine Person, die dich in den letzten 12 Monaten beeindruckt bzw. begeistert hat oder die dir anderweitig positiv aufgefallen ist? Falls ja: Aus welchen Gründen?

L: Ganz aktuell finde ich es beeindruckend, dass unser Vizekanzler Müntefering sein Amt nieder legt, um zu Hause seine krebskranke Frau zu pflegen. Das finde ich großartig und halte es gerade von einem Machtpolitiker in unserer Zeit für eine Geste, die lobenswert und herausstellenswert ist. Nicht jeder würde so weit gehen.

A: Für mich war es wieder mal ein sehr kritisches Jahr. Wenn ich dann sehe, dass Leute nicht mit der Bahn fahren können und stattdessen Auto fahren müssen und mir die Spritpreise anschaue, dann muss man sich schon fragen: Geht's noch?! Und im nächsten Schritt beschließen unsere Herren Politiker dann ihre Diäten zu erhöhen. In diesem Momenten höre ich mir dann nur noch da Nötigste an und versuche über den Rest nicht nachzudenken, sonst würde ich mich nur wieder aufregen... ~grinst~

6.) In den Köpfen der Menschen existiert dieses klassische Bild vom Weihnachtsabend im familiären Kreis, mit Baum, Geschenken und all den anderen Klischees. Würdest du sagen, dass dein Weihnachtsfest diesen Klischees teilweise oder sogar gänzlich entspricht? Und weißt du schon wie du Weihnachten und Silvester zubringen wirst?

A: Jetzt muss ich mich outen: Baum, Geschenke, Familie - und Handy aus!

L: Ich habe schon seit Jahren einen immer wiederkehrenden Weihnachtsablauf. Am 24. bei den Eltern, auch mit allen Klischees außer Geschenken aber inklusive Handy aus. Meistens geht es am Tag danach gleich wieder los. Im letzten Jahr bin ich direkt am 25. nach Wien geflogen. Das andere wichtige Event ist mit meinem engsten Freundeskreis in einer Schwarzwaldhütte, wo wir einen Abend nur für uns verbringen. Also einmal Familie, einmal Freunde und dann holt einen unweigerlich der Rock N Roll wieder ein.

A: Für Silvester wage ich nie etwas zu planen. Ich schaue immer zwei Tage vorher, ob noch jemand Platz für mich hat. Ansonsten freue ich mich, dass ich eine Party auf den Kopf stellen darf und am Ende spielt Saltatio irgendwo.

L: Ich bin in dieser Hinsicht ja noch viel gutgläubiger und ich vertraue in jedem Jahr darauf, dass ich Silvester mit meinen Freunden verbringen werden...

A: hehehe...

L: Halt die Klappe. Wir haben da in diesem Jahr eine sehr nette Bleibe angemietet und werden dort nach jetzigem Stand sieben Tage lang eine dicke Party machen.

7.) Nehmen wir einmal an, du würdest zu Weihnachten verschieden große Geschenke verteilen. Wer bekommt warum das größte / wertvollste von dir? Und was könnte das sein?

A: Unserer Band würde ich ganz viel Glück fürs nächste Jahr wünschen. Ich halte von der Schenkerei nicht viel und denke wir sind alle aus dem Alter raus, wo wir aufs Glöckchen warten. Es geht da schon eher um das Zusammensitzen. Ich wünsche den Jungs mit denen ich unterwegs bin, dass wir auch das nächste Jahr wieder in trockene Tücher bekommen.

L: Das größte Geschenk würde ich auch unserer Band und der Crew machen, denn gerade jetzt in den wilden Jahren mit Umbesetzung, Tourneen, neuer Platte etc. haben die teilweise Unmenschliches vollbracht. Denen wünsche ich viel Glück und vor allem Gesundheit, denn es bleibt nicht aus, dass man unter solchen Umständen an seine Grenzen kommt - wenn nicht sogar weit darüber hinaus.

8.) Anders herum gefragt: Kannst du dich noch an das schönste oder schlimmste Geschenk erinnern, das du bisher zu Weihnachten bekommen hast?

A: Oh ja! Vier Wochen vor Weihnachten ging es los: Man durfte in bestimmte Zimmer nicht mehr rein, es war alles hermetisch abgeriegelt und es gab richtige Geheimniskrämerei. Dann kam der große Abend und wir wurden ganz stolz in den Keller geführt und da steht... eine Eisenbahn. Ja super.... mein Bruder fand das klasse. Es war ja auch auf seinem Mist gewachsen. Ich hätte kotzen können. Damals war ich noch nicht in dem Alter, dass man Alkohol trinkt, aber das wäre es wert gewesen!

L: Alkohol ist eine tolle Überleitung. Ich weiß nicht ob es das beste oder schlimmste Geschenk war, aber vor ein paar Jahren habe ich 8 Flaschen Whiskey geschenkt bekommen von verschiedenen Leuten. Ich bin begeisterter Whiskeytrinker und wenn die Flaschen noch ein paar Jahre auf dem Buckel haben, dann sind die auch nicht gerade billig. Also sprich etwas, das man sich nicht leistet. Und warum auch immer gab es die seltsame Übereinkunft, dass Freundin, Freunde, Eltern, Bands und alle anderen, die mir was schenken wollten genau an diesem einen Weihnachten alle Whiskey geschenkt haben. Ich dachte mir nur 'Hallo? Ich glaube ich muss mal über mein Image nachdenken', haha.

A: Äh, ja!

9.) Multiple-Choice: Welche Umschreibung für Weihnachten und seine Bedeutung trifft es deiner Meinung nach am besten und warum?:

a)      Traditionelle, besinnliche Zeit mit der Familie

b)      Feiertage im Zeichen der Religion und Gläubigkeit

c)       Ein paar willkommene freie Tage vom Arbeitsalltag

d)      Kommerz und geheuchelter Frieden.

L: D, ganz klar.

A: Das stimmt, aber ich möchte A nicht außer Betracht lassen. Das ist so ein Punkt an dem sich sogar mein Vater mal wie ein Mensch verhält... Klar, das ist geheuchelter Frieden...

L: Haha, genau!

A: Tja...

L: Jeder unterdrückt einen Konflikt an Heilig Abend in der Bundesrepublik.

A: Du hast mir soeben Weihnachten versaut.

10.) Für viele ist die Weihnachtszeit mit einer gewissen Musik verbunden, etwa den klassischen Weihnachtsliedern oder einer gediegenen Klassik. Wie sieht die Sache bei dir zu Hause auf: Schallte dort auch „Jingle Bells“ durch den Flur oder hältst du dich von solcherlei Klängen fern?

Als ich noch in einer WG gewohnt habe, da waren die Mädels unbedingt der Meinung, dass es diese ganze Weihnachtsdekoration in unserem Haus braucht, vom Adventskranz bis zum Engelchen. Und ich durfte die Musik aussuchen und gerade in dem Moment haben die Toten Hosen ihre "Roten Rosen" Weihnachts-CD rausgebracht und die haben wir dann jeden Tag gehört. Und zwar laut! Und seitdem ist meine Weihnachtsmusik ganz klar Hosen, denn ich halte das für eine ganz großartige Platte. Wenn ich einen Wunsch mit der Band habe, dann würde ich eines Tages mit Saltatio Weihnachtslieder auf Dudelsäcken spielen und dazu schräge Lieder singen. Einfach 3 Wochen völlig bekifft im Studio eingespielt. Das wäre so eine der ganz großen Nummern...

A: Ich finde klassische Weihnachtslieder schon ok - aber nur an dem Abend. Wenn ich das am nächsten Tag noch höre, dann dreh ich durch. Ansonsten hab ich meine Eltern davon überzeugen können, dass "The Visit" von Loreena McKennett eine tolle Weihnachtsplatte ist.

Singst du zu Hause auch mit?

A: ~entgleiste Gesichtszüge~ ... Nächste Frage, haha. Meine Mutter versucht das immer, was sehr lustig ist. Mein Bruder bewegt die Lippen, ich mach ein bisschen mit, sie singt und mein Vater schief daneben.

L: Aber das würde mich wirklich mal interessieren. Während unserer Aufnahmen habe ich ihn in Berlin in eine Karaoke-Bar geschleppt und ich hab ihn dann so lang getriezt, bis er was gesungen hat. Das hat er dann auch getan, nämlich eine Disturbed Version von "Losing my Religion", die sehr geil gerockt hat.  Daher wüsste ich gern was du zum Beispiel aus "Schneeflöckchen" machst, haha.

11.) Zum Abschluss lass und noch einen Blick in die Zukunft und den Start ins nächste Jahr sprechen: Welche konkreten Pläne hast du bezüglich deiner Band schon jetzt für das nächste Jahr? Was können wir von euch erwarten?

L: Wir sind schon fleißig dabei eine neue Platte zu machen. Das Songwriting läuft auf Hochtouren und gerade bevor ihr gekommen seid, haben wir unten über einen Text diskutiert. Also das wird uns in der nächsten Zeit erstmal beschäftigen. Dann werden wir auf dem Wacken Open Air spielen, ein ganz wichtiger Punkt auf meiner persönlichen 'Das wollte ich schon immer mal'-Liste. Und dann wird es uns unweigerlich ins Studio treiben...

A: Wir sollten vielleicht noch eine Sache zu diesem wunderschönen Raum hier sagen: In diesem Raum entstand vor 2 Jahren "Irgendwo in meinem Geiste", genau auf dieser Couch!

L: Und auch da war Wintereinbruch, lieber Alea. Dinge wiederholen sich. Da bin ich mal gespannt, ob es der Song von heute auch irgendwann auf eine Platte schafft.

A: ~grinst~ wird er!

Markus Rutten - www.sounds2move.de